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Nepp in der Taverne: Der Griechenbecher

4 Kommentare

Der alte Sokrates hat sich, wenn man das hier mal so flott formulieren darf, am Schierlingsbecher zu Tode gesoffen. Seine aktuellen Nachfahren in der griechischen Gastronomie in Deutschland versuchen das Gegenteil: Ihre Kunden sollen systematisch weniger Wein trinken, als sie bezahlen. Das Hilfsmittel dazu: der „Griechenbecher“ – eine in der griechischen Gastro-Szene weit verbreitete Alu-Karaffe. Wir haben das Teil mal ausgemessen.

Klar, „beim Griechen“ gibts meist einen Ouzo umsonst „aufs Haus“. Bei manchen auch zwei. Oder sogar drei. Freigiebig sind die griechischen Gastronomen hierzulande in dieser Hinsicht durchaus. Aber beim bezahlten offenen Wein knausern sie systematisch: Sie schenken ihn in dünnwandigen Aluminium-Karaffen aus, die immer schon etwas klein aussahen. Nun aber haben wir den Beweis: Ein aus der Gastrononie entführtes Exemplar belegt, dass der Nenninhalt dort nur hineinpasst, wenn man die Karaffe bis glatt zur Halskrause auffüllt – was in der gastronomischen Realität ein wenig unrealistisch ist. Lässt man hingegen  nur einen Zentimeter „Luft“ zwischen Flüssigkeitsspiegel und oberer Begrenzung des Gefäßes – sodass der Kellner die Karaffe einigermaßen unfallfrei transportieren kann –, so passen dort nur noch knapp 0,45 Liter hinein. Es wird also in der Praxis rund 10 Prozent weniger ausgeschenkt als versprochen. Das macht bei einer 0,5-Liter-Karaffe, die beim Griechen gerne mal mit 8 oder 9 Euro berechnet wird, einen Unterschied von knapp einem Euro aus.

Wenn man auf die Karaffe verzichtet, wird es nicht besser: Bei vielen hiesigen griechischen Gastronomen steht eine 0,5-Liter-Flasche des geharzten Malamatina-Retsina für etwa 8 Euro auf der Karte. Diese Flasche kostet im Einzelhandel 1,50 Euro.

 

 

Geschrieben von Benedikt Hotze

24. Juni 2012 um 02:00

4 Kommentare zu “Nepp in der Taverne: Der Griechenbecher”

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  1. Simon

    27. Aug 15 um 23:26

    wer noch auf der suche nach so einer karaffe ist sucht mal nach:
    ΟΙΝΟΜΕΤΡΟ ΑΛΟΥΜΙΝΙΟΥ
    ich probiere mal eine zu bestellen nachdem wir kreuz und quer durch rodos-stadt gerannt sind um eine in petrol zu finden, in die wir uns auf symi verliebt hatten – auch wenn die kupferne der klassiker ist…

  2. Nona

    13. Dez 13 um 09:44

    ich bin auf der Suche nach genau so einer griechischen Karaffe (0,5, kupferrot). Habt ihr eine Idee, wo in Deutschland man eine solche kaufen kann?? ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir einen Tipp geben könnet. Mfg Nona

    • petra

      27. Jul 15 um 09:21

      Hallo,
      ja bin auch tierisch auf der Suche, sind Sie fündig geworden?
      Danke für eine Info.

  3. Jens Arne Männig

    24. Jun 12 um 09:21

    Und wo haben sie’s her, die Griechen? Ist doch klar: Die Unkultur des schlechten Einschenkens wurde unter der Regentschaft König Otto I. (1832-1862) ins Land gebracht. Otto war nämlich nicht nur Bayerischer Wittelsbacher, sondern sogar der Sohn des Bayerischen Königspaars Königs Ludwig I. und Therese von Sachsen-Hildburghausen. Und die Hochzeit von Ottos Eltern am 12. Oktober 1812 war nichts anderes als das erste Münchner Oktoberfest, also die Keimzelle der heute weit verbreiteten Unkultur des schlechten Einschenkens.

    Das, was der griechische Wirt an der Ecke heute zelebriert, ist also nichts anderes als eine aus teutschen Landen kolonial-exportierte Untugend. In Bayern selbst hat sich bereits seit dem Jahr 1899 der Verein gegen betrügerisches Einschenken dem Kampf gegen unzureichend gefüllte Schankgefäße verschrieben. Und vielleicht wäre es ja an der Zeit, die honorigen Damen und Herren auch einmal in die Niederungen der hellenischen Gastronomie zu schicken. Similia similibus curentur …

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