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„Fahr doch auf dem Radweg, Mann!“

32 Kommentare

Anmerkungen zu einem alltäglichen Konflikt im Straßenverkehr

Diese Situation kennen Sie: Sie fahren mit dem Auto durch die Stadt. Vor Ihnen fährt ein Radfahrer auf der Fahrbahn, obwohl augenscheinlich ein Radweg vorhanden ist. Es kommt Gegenverkehr, Sie können nicht überholen, müssen vielmehr abbremsen und hinter dem Radfahrer herschleichen. „Warum fährt der nicht auf dem Radweg?“, fragen Sie sich. Sie halten den Radfahrer für rücksichtslos, fühlen sich von seinem Verhalten gar genötigt. Von da ist es nicht weit zu Worten wie „Rüpelradler“ oder „Radel-Rambo“. „Diese Radfahrer machen doch sowieso alle, was sie wollen“, denken Sie sich. Ihre gute Erziehung verbietet es Ihnen zwar, den Radfahrer anzuhupen, zu schneiden oder gar mit „Fahr doch auf dem Radweg, Mann!“ anzubrüllen. Das erledigen dafür andere Autofahrer täglich tausendfach. Doch abgesehen davon, dass Sie sich mit einer solchen Nötigung womöglich strafbar machten, kommt jetzt die Pointe:

Der Radfahrer vor Ihnen handelt korrekt, er ist völlig im Recht. Er muss den Radweg im Regelfall nicht benutzen; der Gesetzgeber hat die allgemeine Radweg-Benutzungspflicht bereits 1998 abgeschafft. Allerdings weiß das kaum jemand. Daher ständig diese Konflikte.

Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, interessiert es Sie sicher auch, warum Radwege nicht mehr benutzt werden müssen. Und warum der Radfahrer vor Ihnen nicht auf dem Radweg fährt. Er will Sie nämlich keineswegs behindern oder ärgern. Er handelt vielmehr im Interesse der Verkehrssicherheit.

Das glauben Sie jetzt nicht? Da sind Sie in guter Gesellschaft. Sogar viele Radfahrer meinen, auf dem Radweg sicherer als auf der Fahrbahn unterwegs zu sein. Ein Irrtum, der jedes Jahr viele Todesopfer kostet – vor allem bei so genannten „Abbiegeunfällen“. Dazu später mehr.

Zunächst werden wir mal kurz juristisch. Wo Radfahrer zu fahren haben, wenn ein Radweg vorhanden ist, ist in Paragraph 2, Absatz 4 der Straßenverkehrsordnung geregelt. Dort heißt es:

(4) […] Eine Benutzungspflicht der Radwege in der jeweiligen Fahrtrichtung besteht nur, wenn Zeichen 237, 240 oder 241 angeordnet ist. Rechte Radwege ohne die Zeichen 237, 240 oder 241 dürfen benutzt werden.

Die genannten Verkehrszeichen sind die bekannten blauen Radwege-Schilder:

Radwegschild

Der Blick ins Gesetz zeigt also:

Eine Benutzungspflicht für Radwege ist die Ausnahme, nicht die Regel. Radwege müssen nur dort benutzt werden, wo eines der genannten Verkehrszeichen dies anordnet.

Das Verkehrszeichen muss übrigens nach jeder Einmündung wiederholt werden, da die Benutzungspflicht sonst erlischt. Achten Sie mal drauf: Viele Radwege haben inzwischen diese Beschilderung nicht (mehr). Auch das ist kein Zufall, denn um eine Benutzungspflicht anordnen zu können, muss der Radweg bestimmte Merkmale wie Mindestbreite u.a. aufweisen. Die meisten älteren Radwege erfüllen diese Kriterien nicht.

Dies alles ist vom Gesetzgeber so gewollt. Der Gesetzesänderung von 1998, der so genannten „Radwegnovelle“, ging eine ausführliche Diskussion der Verkehrsexperten voraus. Deren Ergebnis hat sich im Gesetz niedergeschlagen: Da Radwege gefährlich sind, ist es dem Radfahrer seitdem im Normalfall – das heißt dort, wo kein blaues Radweg-Schild steht – freigestellt, sie zu benutzen oder eben nicht.

Sie haben jetzt gelernt, dass Radwege normalerweise nicht benutzt werden müssen. Aber Sie fragen sich dennoch, was das soll. Wozu gibt es denn Radwege, wenn man sie nicht benutzen muss? Alles nur Schikane, um Autofahrer zu behindern?

Das Kernproblem der seitlich separiert geführten Radwege, die oft durch parkende Autos von der Fahrbahn abgeteilt sind, ist:

Auf dem Radweg wird man als Radfahrer nicht gesehen, man wird nicht als Teil des Verkehrsgeschehens wahrgenommen. An jeder Kreuzung und Einmündung kommt es daher zum Konflikt zwischen einbiegenden oder abbiegenden Autos und weiter geradeaus fahrenden Radfahrern.

„Wo kam der denn jetzt her?“, ist die verblüffte Standardfrage eines abbiegenden Autofahrers, der wieder mal einen geradeaus fahrenden Radfahrer erst im letzten Moment gesehen und einen Unfall nur knapp vermieden hat. Sie sehen: Es ist auch in Ihrem Interesse als Autofahrer, wenn Radfahrer die Fahrbahn benutzen. Bei einem Abbiegeunfall auf dem Radweg sind Sie nämlich in jedem Fall schuld.

Kurz eine Scherzfrage zwischendurch: Finden Sie  diese Verkehrsführung sinnvoll?

Bild 1

Natürlich nicht, werden Sie jetzt sagen. Klar ist es nicht sinnvoll, eine Rechtsabbiegerspur links von einer Geradeausspur zu führen. Doch die Grafik hat nur das Prinzip auf Fahrspuren umgemünzt, was für Radwege jahrzehntelang gebaut wurde: eine Verkehrsführung, die in sich unsinnig ist, auch „das Prinzip Radweg“ genannt. Die Radwegnovelle hat nun immerhin erbracht, dass eine derartige Verkehrsführung nicht mehr benutzt werden muss.

Es gibt dennoch viele Radfahrer, die sich subjektiv weiterhin auf dem Radweg sicherer fühlen, vor allem Ältere und Kinder. Sie sollen dort fahren, wo sie sich am besten aufgehoben fühlen. Sie müssen aber um die Gefahr wissen, an jeder Einmündung umgefahren werden zu können.

Und als Autofahrer werden Sie in Zukunft verstärkt damit rechnen müssen, dass Radfahrer die Fahrbahn benutzen. Sich darüber aufzuregen, wäre Verschwendung von Lebensenergie. Sie wissen jetzt: Die Radfahrer handeln aus guten Gründen so, und das Gesetz erlaubt es ihnen. Beide Verkehrsteilnehmer müssen sich daher in Zukunft miteinander arrangieren und den Verkehrsraum Straße in gegenseitiger Rücksichtnahme teilen.

Siehe dazu auch die Meinung des Berliner Polizeipräsidenten

Geschrieben von Benedikt Hotze

10. Dezember 2009 um 18:30

Abgelegt in Verkehr

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  1. |> Ganz schön kühn…

32 Kommentare zu “„Fahr doch auf dem Radweg, Mann!“”

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  1. Münsterland-Radler

    17. Jan 16 um 11:08

    Mannomann!

    Ich habe selten so viel Müll und Schrott auf einem Haufen gelesen.
    Um das mal richtig zu stellen:
    1) Radwege müssen STETS benutzt werden! (Rechtsfahrgebot, StVO §2) Das Schild dient nur der Verdeutlichung.
    2) Auch wenn das Schild nicht wiederholt wird, besteht die Benutzungspflicht weiter. (wusste ich früher auch noch nicht, bin aber in einem solchen Fall schon verwarnt worden) NUR das „Ende“-Verkehrsschild beendet eine Benutzungspflicht eines Radweges.
    3) Das „subjektiv“ vor dem „sicher“ kann man sich sparen, da es nur das gefährliche Fahrbahnradeln rechtfertigen soll. Dabei weiß doch eigentlich jeder, dass Radwege in Punkto Sicherheit (objektiv) den Autospuren („Fahrbahnen“) weit überlegen sind.

    Näheres dazu kann man in meinen Forenbeiträgen nachlesen.
    Ich will hier nur mal den häufig verbreiteten Fehlinformationen vorbeugen.

    • Benedikt Hotze

      17. Jan 16 um 17:59

      Lieber Münsterland-Radler,

      ich habe deinen Beitrag im Sinne eines offenen Meinungsaustauschs gerne freigeschaltet, muss mich aber gleichwohl über derart dickfellige Ignoranz wundern. Deine Darstellung der Rechtslage zur Radwegbenutzungspflicht ist schlichtweg spätestens seit der Radwegnovelle vom 1.1.1998 falsch. Auch ist die Fahrbahn eben keine „Autospur“, sondern eine Fahrbahn, die von Radfahrern gemäß Par. 2 Abs.4 StVO benutzt werden MUSS. Einzige Ausnahme: Zeichen 237ff, das aber nur im begründeten Ausnahmefall angeordnet werden darf.

      Fazit: Radfahrer sollen und müssen im Regelfall auf der „Straße“ fahren. Dagegen kannst du gerne einen Rumpelstilzchen-Tanz aufführen…

  2. Sven

    23. Dez 09 um 22:07

    Gute Idee!
    Also fahre ich mit meinem Rennrad ohne Licht am besten nachts auf der Straße, weil ich ja im Recht bin.
    Tolle Idee, wenn ich hinterher TOT bin!
    Mann mann mann, über manche Radfahrer mit sturem Egoismus kann man nur den Kopf schütteln.

    • David

      31. Dez 09 um 09:52

      Rennräder sind im Allgemeinen nicht für den Straßenverkehr zugelassen, da ihnen die notwendige Ausstattung fehlt, z.B. wie schon angesprochen Licht, Reflektoren.

  3. Kai

    20. Dez 09 um 17:24

    Tag,
    ich kann hier von einem Fall berichten über den man nur den Kopf schütteln kann: Ein relativ breite B-Strasse auf der friedliche Koexistenz möglich war wird nach vielen Jahren mit einem Radweg versehen. Es kostet einige 100000€ und die Straße wird ca. 1,5 Meter schmaler. Leider ist der Radweg gepflastert und wird daher von keinem Radfahrer genutzt. Also drängeln sich jetzt alle auf der Straße und es kann nicht mehr ohne weiteres überholt werden. Die Situation ist für alle schlechter und es war teuer. Wer denkt sich so einen Murks aus.

  4. Lars Wilhelm

    19. Dez 09 um 07:54

    hallo Alex

    ich hatte Benedikt geantwortet, aber der scheint ein Bad word Filter zu haben. Ich hatte mich erdreistet und benutzte das Wort „braune Masse“ in der Schreibweise mit doppel-x in der Mitte. Daraufhin kam eine Meldung, dass der Artikel moderiert würde und ist erst jetzt erschienen.
    Zur Studie habe ich ja was geschrieben: a) grundsätzlich kann man kleine Zahlen schlecht auswerten, weil die Unsicherheiten so groß sind. Leider ignorieren viele Studieninterpretierer dieses Problem und lesen das heraus, was sie wollen.
    b) Ist berücksichtigt, dass die gemeinde Radwegbenutzer und Fahrbahnradler sich MHO unterscheiden?
    c) Und wie sieht es aus mit der Möglichkeit, dass man Risiko verlagert, um grundsätzlich einen Gewinn zu erhalten.

    Was die Gesetzeslage betrifft: Ich ging bislang davon aus, dass nur die 3 Schilder eine Radwegpflicht begründen. Deshalb ist es für mich neu, dass dem wohl mal anders war.

    Was Deine anderen Ausführungen betrifft: Denen kann ich vorbehaltlos zustimmen. Und Du hast kapiert, worauf ich hinaus will. Die Pauschalaussage, „Radwege sind Unsicher“ ist falsch. Leider sehen das andere hier im Blog nicht so offen.

  5. Thomas

    18. Dez 09 um 14:32

    @Michael

    Zwischen „richtigen Radwegen“ ausserorts und notdürftig dem innerörtlichen Bürgersteig abgeknapsten Zentimetern besteht auch ein riesiger Unterschied.
    Du erwähnst Göteborg, ich könnte noch den Abschlußdamm des Ijsselmeeres mit seinem Fuß/Rad/Bromfietweg erwähnen (auf 20km nur durch einen einzigen Parkplatz unterbrochen).
    Dummerweise wohne ich nicht im Radfahrer-Paradies Niederlande und auch nicht in der schwedischen Einsamkeit.

    Hier auf den deutsch-innerstädtischen Radwegen sind die Radwege meistens durch anderes als Radfahrer belegt: am häufigsten durch Müll und Falschparker. Was bei mir zu einer beklagenswerten Reifenpannenhäufigkeit führte – als ich noch die „Radwege“ benutzte.

  6. Alex

    18. Dez 09 um 11:27

    Hi Lars,

    mich würde eine Antwort deinerseits an Benedikt interessieren. Was sagst Du denn zu der Studie und dem dazugehörigen Gesetz?

    Damit sind wir nämlich genau an dem entscheidenden Punkt. Bei dem Artikel von tze ging es doch um die Tatsache, dass es vielerorts schlicht nicht vorgeschrieben ist, den Radweg zu benutzen. Und in einem solchen Fall hat jeder Radfahrer einfach mal das Recht, die Straße zu benutzen. Das haben alle anderen Verkehrsteilnehmer zu akzeptieren, ob sie das nun sinnvoll finden oder nicht.

    Wie Du im Übrigen als Radfahrer mit 15-20 km/h auf abgetrennten Radwegen den Verkehr von hinten, der mitunter mit mehr als doppelter Geschwindigkeit auf eine Einmündung zubrettert, dich erst weniger Meter davor ein- bzw. überholt und dann abbiegt, komplett im Blick hast, finde ich bewundernswert. Ich nutze oft Radwege und glaube mich dort umsichtig zu bewegen, trotz allem hat’s mich schon mehrmals fast erwischt. Diese erwiesenermaßen vorhandene Gefahr kleinreden zu wollen, halte ich für gewagt.

    Zwei Aspekte würde ich gern noch anfügen. Erstens ist es meines Erachtens ein gewaltiger Unterschied, ob man von Verkehr in einer Stadt oder auf dem Land spricht, denn natürlich sind Probleme zB. an Einmündungen fast nur innerorts ein Argument. Zweitens fehlt mir in obigem Artikel ein Punkt, der mich als Rad- und Autofahrer in einer Großstadt gleichermaßen stört, nämlich die unsägliche Angewohnheit zunehmend vieler Radler, die Radwege verkehrt herum (also gegen die Fahrtrichtung der Autospur) entlang zu fahren. Meines Erachtens ein Argument mehr für abgetrennte Radstreifen auf Fahrbahnen (wie in Berlin neuerdings präferiert) statt der Radwege weit weg von der Fahrbahn.

  7. Lars Wilhelm

    18. Dez 09 um 10:24

    Lieber Michael,
    Lege mir gefälligst nicht Aussagen in den Mund, die ich nie getätigt habe. Ich bin keineswegs ein Verfechter „radfahrer weg von der Straße“. ich bin nur ein Gegner des „radwege sind immer und überall unsicher und gehören ersatzlos gestrichen“- Das ist ein himmelweiter unterschied, finde ich. Zwischen den Extrempostionen, „die Straße gehört dem Kraftverkehr“ und „Wozu Radwege, die sind ja eh unsicher“ gibt es eine breite Palette, in der sich alle Beteiligten durch *gegenseitige* Rücksichtnahme friedlich einigen können. Wie gesagt *gegenseitige* Rücksichtnahme. Dazu gehört seitens der radfahrer zu akzeptieren, dass Autos schneller fahren können und wollen und dass grundsätzlich auch nichts dagegen spricht, weil Brems- und Anhaltewege bei Einhaltung der STVO auch ausreichen. Dazu gehört seitens der Autofahrer die Rücksicht, dass Radfahrer keine Knautschzone haben, nur zwei Räder haben und dass sie auf Radwegen parallel zur Straße in der Innenstadt bei Stau schneller sind, als ich und vor allem, dass es ne Suaerei ist, beim Parken nicht darauf zu achten, ob man die Sicht von radlern versperrt oder auf dem radweg rangiert oder parkt. Unter diesen randbedinguen lassen sich ganz sicher verschiedene Lösungen für unterschiedliche Situationen finden. Ich habe kein Problem mit dem Ausweisen von Spielstraßenähnlichen Alle-benutzen-dieselbe-FAhrbahnkonmzepten. Das passt in vioelen Wohngebieten. Ich habe keine Probleme mit dem Freigeben von Einbahnstraßen für radfahrer- man könnte sich sogar überlegen, ob man die Benutzung grundsätzlich gestattet und nur die Verbote beschildert., Ich habe kein Problem mit der Sperrung von Straßen fürden kraftverkehr, die dann explizit nur von Radlern benutzt weden dürfen, selbst wen ich dadurch 5 min länger unterwegs bin.
    Zusammenfassend kann man Meinung wie folgt ausdrücken:
    a) Es gibt sichere und unsichere radwege.
    b) aus a) folgt, dass ich bei sicheren Radwegen erwarte, dass Radfahrer denselben benutzen. Eine Aussage „sichere radwege existieren nicht“ Akzeptiere ich nicht.
    Wer solche Aussagen tätigt ist keineswegs auf Koexitenz aus, sonder auf: „Ich will Autofahrermaximal behindern, damit sie möglichst nicht vorankommen.“
    Guck Dir als Beispiel die Radwege entlang der L154 zwischen Waldsee und Speyer an. wenn Du mir nun schlüssig erklärst, welche Gründe gegen eine Benutzung sprechen, dann bist Du mein Held.
    In Innenstädten sag ich sehr oft nix, weil 50 cm rote Farbe nun wirklich kein toller Platz sind. Für mich als Radfahrer gilt aber trotzdem, dass ich auch solche Wege benutze. Weil ich durch Vorsicht an den einzigen Punkten, in denen möglicherweise eine erhöhte Gefährdung herrscht dieselbe (erhöhung) auf Null reduziere und an jeder Kreuzung ein Z 205 interpretiere. Das hat bislang mein Leben ghervoragend gesichert.
    Du spannst eine Argumentationskette auf, ich gehe sie Punkt für Punkt durch, kommentiere alles einzeln und Du interpretierst einen roten Faden herein, der nun gar nicht meine Meinung widerspiegelt. Das ist eine unfaire Argumentation Deinerseits, an dieser Stelle EOD zu krähen, bloß weil ich Deinen retorischen Trick durchschaue.
    Im übrigen: Deine Argumentationskette hat ein gewaltiges Loch: Du argumentierst ständig auf eine bestimmte Situation, nämlich kruezungen und Einmündungen. Es ist analog der Einführung von Sicherheitsfeatures in Autos, wie z.B. ESP. Wenn ich mich durch den Sicherheitsgewinn dazu verleiten lasse, riskant zu fahren und dadurch einen Unfall baue kann ich mich doch nicht beschweren, ESP sei unsicher. Aber genau so wird von manchen radfunktionären argumentiert.
    Was meine Vorurteile betrifft. Ich hoffe du bestreitest die Existenz von kampfradlern nicht. Und ich hoffe mal, dass Du anerkennst, dass die alle Vorurteile erfüllen, die der gemeine Automobilist so hat.
    Meine persönliche erfahrungen im Usenet ist, dass diejenigen, die am lautesten krähen „Radwege weg“ eben zu dieser Spezies gehören. Häts Du an roten Ampeln als Radfahrer an? Hälts Du Dich an die Gebote von Z 237 240 241? Wie schaut es mit Einbahnstraßen, und fußgängerzonen aus?

    Na ertappt?
    Es gibt, das gebe ich gerne zu mit Sicherheit verbesserungspotenzial in der grundsätzlichen Verkehrsplanung. Eine einseitige Bevorzugung des Autoverkehrs lehne ich ab. Aber auch Gleichbehandlung um jeden Preis. Das ist der Sache kontraproduktiv. Es ist so wie mit kampfemanzen. Warum akzeptiert keiner die Gleichwertigkeit von Mann und Frau? Männer und Frauen sind nun einmal nicht gleich, ergo kann man sie auch verschieden behandeln, finde ich jedenfalls. Waum muss ne Ingenieuren in einer großen Halle mit 100% Männerbsatzung ppornografische Kalender akzeptieren? darf ich jetzt meiner Frau nicht mehr in den mantel helfen? Müssen Frauen selber einen Reifen wechseln, oder dürfen die nicht mehr mittels weiblicher Tricks männliche Helfer organisieren?
    Mit Radfahren und Autofahrern ist doch dasselbe. Sie sind gleichwertig, aber nicht gleich. Auch wenn es sich um dieselben Luete handelt. Von daher halte ich es durch aus für angebracht, Autofahrer und radfahrer anders zu behandeln.
    Zurück zu Radwege
    Ich göteburg war ich völlig begeistert- dort gibt es richtige breite radstraßen- die en in der Mitte der Hauptverkehrsachsen der Innenstadtgeführt werden, baulich getrennt von der Autospur. Man kann abfahren, um dann an Ampen die Straße queren, um in Nebenstraßen abzubiegen.
    Wenn denn mal eine Schneise im Mittelstreifen ist, ist der auffällig gekennzeichnet und mittesl Ampeln gesichert. In diesem Fall zieht Dein Argument in keinster Weise denn Durch das Führen auf dem Mittelstreifen gibt es erheblich weniger kreuzungen und Einmüdungen.

    Auch auf der genannten Landstraße ists für die Radfahrer sicherer, den baulich getrennten radweg zu nehmen. Dass ein schneller Autofahrer den radweg quert, um in einen Feldweg einzubiegen kommt zwar vore, ist aber deutlich weniger oft der fall als das Überholen mit viel zu kleinem Abstand.
    Achso, Du fragtest nach einem Grund, warum ich Radwege als sicherer empfinde. Unter bedingung dass das auch radwege sind, die diesen Namen verdienen und nicht irgentwelche Hilfskonstruktionen, ist das gerade zu ein Paradebeispiel für einen Sicherheitsgewinn.

  8. Michael Schröder

    18. Dez 09 um 08:26

    Lieber Lars, ich glaube nicht, dass ich deine Äußerungen sinnverfälschend wiedergegeben habe. Im Gegenteil zieht sich der Sinn wie ein roter Faden durch deine Beiträge. Du willst den Radfahrer von den Fahrbahnen verdrängen, damit du als Autofahrer „freie Bahn“ hast.
    Zitat: „In solchen Fällen verstehe ich nicht die Engstirnigkeit, wenn Sonntagsradler diese Wege nicht benutzen.“
    Dazu sollen sich die Radfahrer übermäßig auf den Radwegen gefährden. Zeigt man dir die Gefahr auf, sollen die Radfahrer durch verstärkte Aufmerksamkeit und Vorfahrtsverzicht diese Nachteile wieder ausbügeln. Worin besteht denn nun eigentlich der von dir behauptete Sicherheitsgewinn auf Radwegen?

    Hinzu kommen Vorurteile und Schubladendenken: Zitat: „Was mich an den radweggegnern- und das in meinen Augebn 99% kampfradler, die sowieso sämtliche Vorurteile erfüllen, die man so haben kann…“

    An einer ernsthaften Problemlösung scheinst du kein Interesse zu haben, daher ist für mich jetzt EOD. Vielleicht lässt du dir noch den letzten Satz in Benedikts sehr guten Beitrag durch den Kopf gehen: „Beide Verkehrsteilnehmer müssen sich daher in Zukunft miteinander arrangieren und den Verkehrsraum Straße in gegenseitiger Rücksichtnahme teilen.“

  9. Lars Wilhelm

    18. Dez 09 um 05:30

    Hallo Benedikt,

    Ähm, Potsdam hatte Michael ins Spiel gebracht und nach Google Recherche hatte ich da auch tatsächlich einen Unfall gefunden. Den entgegenkommenden LKW brachte Michael ins Spiel, nicht ich.
    Können wir uns darauf einigen, den zukünftig wegzulassen? Dessen Gefahrenpotenzial ist mit und ohne Radweg vergleichbar.
    Blieben die rechtsabbiege Unfälle und Einfahrtsunfälle, die ich ja als Hauptproblem von Radwegen anerkenne, nie bestritt. Die erste Frage, die sich nun mir stellt, ist ob tatsächlich dort die Gefahr sich statistisch signifikant erhöht. Die niedrigen Fallzahlen insgesamt lassen da IMHO nur schwierig eine verbindliche Aussage zu.Die Frage ist jetzt weiterhin: Inwieweit gibt es andere Verkehrssituationen, die durch einen Radweg entschärft werden. Damit würde vielleicht(!) an einer Stelle ein Risiko erhöht, aber an >1 Stellen das Risiko so drastisch gesenkt, dass unterm Strich die Sicherheit profitiert.
    Was die Zählerei betrifft: Ich kenne das Gutachten nicht, daher die Frage an die Wissenden: Inwieweit ist untersucht und berücksichtigt worden, dass sich die Zusammensetzung der radfahrergemeinde verändert, mit und ohne Radweg. Gab man den Verkehrsteilnehmern Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen?
    Erst mit vergleichbare Basis, kann man vernünftig auswerten.
    Drittens Selbst wenn Radfahrer in innerstädtischen Radwegen öfter verunglcken sollten, wäre es sinnvoll, darüer nachzudenken, ob es sich um die existenz oder die Ausführung des Radweges handelt. Was ich hier nämlich vermisse ist die IMHO unzulässige Verkürzung durch „es gibt mehr Abbiegeunfälle, deshalb sind Radwege Scheixxe, deswegen weg damit.“ Diese Einstellung kann nicht richtig sein. Selbst der ADFC geht in seinen Forderungen nicht soweit, sondern differenziert das Problem.

  10. Gustavo Phung

    17. Dez 09 um 18:47

    Wer meint, neben dem gekonnten Beherrschen seines Fahrzeuges auch noch das Tun anderer bewerten und feldgerichtlich schnellahnden zu sollen, statt sich einfach auf die Gegebenheiten einzustellen, verkennt die hohen Aufmerksamkeitsanforderungen, die das sichere Führen schon eines eigenen Fahrzeuges stellt, und ist meiner Meinung deshalb für die Führung eines Fahrzeuges jenseits von 6 km/h oder 60 kg charakterlich ungeeignet. Dass nicht wenige, die hierzulande in der Fahrausbildung und der Verkehrspublizistik tätig sind, dies anders sehen, macht den üblen Zug von Bessergefährderei im deutschen Straßenverkehr nicht besser. Schilderkunde für von der Anordnung gar nicht betroffene Verkehrsteilnehmer ist deshalb kein besonders sinnvoller Ansatz.
    Fazit: Erst MPU, dann Führerschein

  11. Lars Wilhelm

    17. Dez 09 um 17:33

    Lieber Michael, ich mag es nicht, wenn man selektiv meine Antwort sinnverfälschend kommentiert. Deine Aussage war eine Schilderung einer komplizierten Kreuzungssituation, die ich deiner Ansicht nicht im Griff haben kann. Deswegen habe ich Stück für Stück darauf geantwortet, um zu zeigen, dass die geschilderte Situation für normal geübte Teilnehmer durchaus beherrschbar ist, resp keine Besonderheit des Radweges darstellt.
    rechts abbigende PKWs müssen zwangsläufig von hinten kommen. Den Rückwärtigen Verkehr habe ich als Autofahrer im Griff und somit auch als Radfahrer. Der *entgegenkommende* LKW stellt keine Gefahr da, weil ich ihn rechtzeitig sehe. Steht er und wartet während ich auf die Kreuzung fahre, kommt er nicht schnell genug los, um mich zu gefährden, fährt er vor meiner Nase los, so sehe ich ihn, so dass ich bremsen kann. Ich halte es übrigens für arg polemisch, wenn Du Parallelen zum tödlichen Unfall in Potsdam ziehst- da kam der LKW von hinten und bog mit schmackes ab. Außerdem ist noch nicht geklärt, inwieweit der LKW fahrer einen Rotlichtverstoß begangwen hat. Ich schreibe ja nicht, dass radwege das allein seligmachen Mittel ist, sie komplett abzuschaffen halte ich trotzdem für keine gute Idee, denn ich halte die unzweifelhaft bestehen nachteile für erträglicher als die Nachteile einer Radweglosen Gesellschaft.
    Und noch etwas ganz anderes: Bei allen Argumenten für oder wieder fällt mir bei den Gegnern auf: Sie zielen auf eine unerträgliche Verschlechterung der Situation durch radwege und verwechseln mal wieder Kausalität mit Koinzidenz. Das einzige was halbwegs vernünftig wäre, wäre zu zählen, wieviel Unfälle gibt es mit und ohne Wege, wobei man dann immer noch nicht den Einfluss der fahrergemeinschaft hat: Sind das ohne radwege auch schwankende unsichere Omas, oder alles austrainierte jedentagfahrer, Auf radwegen dürfen Kinder fahren, auf der fahrbahn nicht. Etc Etc.

    • Benedikt Hotze

      17. Dez 09 um 18:54

      Lieber Lars, ohne auf alles einzugehen (das wird Micheal sicher tun), nur zwei Aspekte:

      Die Unfälle in Paderborn und Berlin (nicht: Potsdam) waren typische Radwegunfälle. Genau darum (um von hinten kommende, abbiegende Fahrzeuge, die den Radweg kreuzen) geht es doch hier dauernd. Ich verstehe nicht, warum du jetzt Nebelkerzen wirfst und mit entgegenkommenden einbiegenden Lkws argumentierst.

      Und zweitens:

      Das einzige was halbwegs vernünftig wäre, wäre zu zählen, wieviel Unfälle gibt es mit und ohne Wege,

      Genau eine solche Untersuchung gibt es. Sie stammt von der Bundesanstalt für Straßenwesen (1992). Darin wird empirisch ermittelt, dass Radwege unfallträchtiger sind als die Benutzung der Fahrbahn. Unter anderem auf Grundlage genau dieser Untersuchung hat der Gesetzgeber ja mit Wirkung vom 1. 1. 1998 die allgemeine Benutzungspflicht von Radwegen aufgehoben. Und diesen Fakt kriegst du nicht wegargumentiert.

      | Sicherung von Radfahrern an städtischen Knotenpunkten. Schnüll, R.,
      | Lange, J., Fabian, I., Kölle, M., Schütte, F., Alrutz, D., Fechtel,
      | H.W., Stellmacher-Hein, J., Brückner, T. & Meyhöfer, H., Bericht zum
      | Forschungsprojekt 8925 der Bundesanstalt für Strassenwesen BASt Nr.
      | 262. Bundesanstalt für Strassenwesen BASt, Bergisch Gladbach, 1992

  12. Thomas

    17. Dez 09 um 15:25

    Leider sind in der Quelle nur bei Kraftfahrzeugen die Zahlen auch auf Kilometer bezogen.
    Doch schon dabei dürfte eine erhebliche Unsicherheit bestehen. Mofa/Moped müssen weder regelmäßig zum TÜV noch nach Fahrleistung versichert werden. Wer liest also regelmäßig den KM-Stand ab?

    Ich könnte noch die durchschnittliche KM-Leistung pro Jahr rauskramen, imho waren es 1500 und 2500km für Moped und Motorrad, aber jemand könnte mehrere Krafträder haben (und deswegen pro Person mehr fahren) und wieviel ein durchschnittl. Radfahrer fährt, weiß man dann immer noch nicht.

    Womöglich ist das Statistische Bundesamt einfach nur ehrlich, wenn es keine Kilometerzahl bei Fahrrädern „erfindet“.
    Eh nur ein Bruchteil der Fahrradfahrer dürfte die _eigene_ Fahrleistung wissen.
    Ich denke, hier ist ernsthafte Statistik an einer Grenze angekommen. Wir haben nichts besseres.

  13. Michael Schröder

    17. Dez 09 um 15:09

    Die Kreuzungssituation erlebe ich hier täglich und ich habe sie sogar noch vereinfacht dargestellt. In Wirklichkeit ist es noch komplexer z.B. durch entgegenkommende Radfahrer.
    Lars Wilhelm:
    Angeleinte Hunde werden von Herrchen und Frauchen schon von der Straße zurückgehalten, vom Radweg meistens nicht. Vorhin hattest du noch alles im Blick, jetzt ist es nur noch der rückwärtige Verkehr.
    Zitat: „Der Laster, der gegenüber wartet, stellt keine Gefahr da, denn er kann nicht schnell genug beschleunigen, um mich zu gefährden.“. Das haben die Opfer auch gedacht, bevor sie unterm Zwillingsreifen lagen. Danke für die Bestätigung!

  14. Thomas

    17. Dez 09 um 13:40

    Es gibt eine Gruppe von Verkehrsteilnehmern, die im großen und ganzen so fahren muß, wie es sich viele routinierte Radler wünschen:
    Die Mofa+Moped Fahrer.
    Auf der Fahrbahn als „einspuriges Verkehrshindernis“.

    Und jetzt laden wir uns mal vom Bundesamt für Statistik die Studie „Zweiradunfälle im Strassenverkehr“ runter.
    Verunglückte je 1 Mill. EW
    Jahr 2005, 2006, 2007, 2008
    Fahrrad: 951, 936, 960, 967
    Mofa+Moped: 217, 235, 261, 270

    Getötete je 1 Mill. EW
    Jahr 2005, 2006, 2007, 2008
    Fahrrad: 7, 6, 5, 6
    Mofa+Moped: 1, 1, 1, 1

    Wer mag, kann sich auch die Zahlen für Motorräder anscheuen: Sie liegen weit über denen von Mofa+Moped.
    Ich schließe daraus, daß das Benutzen der Fahrbahn zur Sicherheit beiträgt, Motorleistung und Höchstgeschwindigkeit aber gefährlich sind.

    Oder hat jemand andere amtliche Statistiken zur Hand?

    • Benedikt Hotze

      17. Dez 09 um 14:03

      Lieber Thomas, deine Statistik wäre nur dann aussagekräftig, wenn sie sich auf tatsächlich gefahrene Verkehrsleistungen bezöge und nicht auf die Anzahl Einwohner. Unter 1 Mio. Einwohnern sind ja nicht zwingend genausoviele (und genau so weit fahrende) Mofa- und Mopedfahrer wie Radfahrer. Dem Augenschein nach eher deutlich weniger. Ergo: Die Zahlen sind nicht vergleichbar. Auch wenn ich mit deiner Schlussfolgerung durchaus sympathisiere ;-)

  15. Lars Wilhelm

    17. Dez 09 um 13:35

    Hallo Michsael,
    Du stellst die kreuzungssituation, doch sehr übertrieben da. Der Schäferhund, der Richtung radweg drängt, drängt auch Richtung Straße, das macht keinen Unterschied. PKWs materialisieren sich nicht- die Rückwärtige Verkehrssituation habe ich eigentlich ganz gut im Griff. Das muss ich ja schon als Autofahrer. Der Laster, der gegenüber wartet, stellt keine Gefahr da, denn er kann nicht schnell genug beschleunigen, um mich zu gefährden. Außerdem übersieht der mich auch auf der Fahrbahn, das macht keinen Unterschied.

  16. Lars Wilhelm

    17. Dez 09 um 13:19

    Hallo Bernhard,
    nö, im Allgemeinen weiß ich sehr wohl, was ich schreibe. Ich machte Recht von mmeiner freien Meinung. „Im meinen Augen“, nicht „Radweggegner sind“. Großer unterschied.

  17. Michael Schröder

    17. Dez 09 um 13:16

    Lars Wilhelm: Die verunfallten Opfer als Trottel zu bezeichnen empfinde ich als menschenverachtend. Worin liegt denn jetzt der Sicherheitsvorteil der Radwege, wenn man ständig auf die Vorfahrt verzichten muss und alles ständig im Überblick behalten muss?

    Was bedeutet denn ständig bremsbereit beim Autofahren und wer verhält sich so? Im Verkehr gilt der Vertrauensgrundsatz. Ohne diesen würde Verkehr überhaupt nicht funktionieren; man käme kaum von der Stelle. Als Autofahrer bremse ich nicht an jeder Einmündung oder Grundstückszufahrt ab um erst einmal nachzusehen ob da einer kommt und mir die Vorfahrt nimmt. Ich glaube auch nicht, dass du dich so verhältst. Die Nachfolgenden würden dir ständig hinten rein fahren.

    Ich glaube dir auch nicht, dass du es schaffst auf dem Radweg an einer Einmündung alles im Blick zu haben. Da ist vor dir die Frau mit dem Schäferhund, der sich in Richtung Radweg bewegt. Gleichzeitig musst du die Autos von hinten beachten, die vielleicht, ohne zu blinken, plötzlich nach rechts abbiegen. Gleichzeitig beobachtest du den wartenden LKW der zwar blinkt und als Linksabbieger in die Seitenstraße einfahren möchte, der wahrscheinlich aber nur den Autoverkehr auf der Fahrbahn sieht. Gleichzeitig schaust du aber auch in die Seitenstraße, ob da einer kommt, der den Radweg ignoriert und gleich nach vorne zur Fahrbahn fährt um den Verkehr zu beobachten. Wenn du das immer gleichzeitig alles schaffst hast du übermenschliche Fähigkeiten. Ich glaube dir das allerdings nicht.

  18. Lars Wilhelm

    17. Dez 09 um 12:38

    Lieber Michael Schröder. Ich argumentiere gar nicht mit falschen Argumenten. Die Krux ist die: Viele radfahrer vertrauen fälschlicherweise auf die absolute Sicherheit des radweges. Und das muss natürlich mit dem Tode einiger Trottel enden. Das genauso fahrlässig wie das blinde Vertrauen in grüne Ampeln und Vorfahrtsstraßenzeichen. Ohne vorsichtiges Agieren ist man im Straßenverkehr v erloren. Und weil das so ist, und man der schwächer Verkehrsteilnehmer ist, muss man umsomehr aufpassen. Auch als geradeausfahren Atutofahrer kann ich nicht einfach an Kreuzungen vorbügeln nicht ohne bremsbereit zu sein. Dasselbe gilt für radfahrer.
    Im Übrigen. Die Sicherheit gut ausgebauter radwege basiert nicht darauf, dass man ohne Acht zu geben einfach über Straßen bügelt. Nein- Die Sicherheit kommt dadurch, dass die meiste Zeit die Radfahrer vom Kraftverkehr trennt.
    Es ist übrigens falsch zu argumentieren, dass die radfahrer umgenietet wurden, weil sie den radweg nutzten. Es kann auch daran liegen und hat auch daran gelegen, dass die Radfahrer als Lückenspringer sich in den toten Winkel der LWK Spiegel stellen und so übersehen wurde- radweg hin oder her- das ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr.
    Was mich an den radweggegnern- und das in meinen Augebn 99% kampfradler, die sowieso sämtliche Vorurteile erfüllen, die man so haben kann, stört ist, dass sie aus *einer* Gefahr, nämlich der Begegnung Kraftverkehr-Radfahrer an Kreuzungen eine permanente Gefahr schaffen wollen, weil sie der meinung sind, es sei sicherer umzingelt von Blech mit ner schmalen Erscheinung. Und ich wette, dass mein Unfallrisiko als radfahrer drastisch sinkt, wenn ich mit Köpfchen die radwege benutze. Kein Rückstau durch rote Ampeln, keine LKWs, in deren toten Winkel ich gerate. Klar, gefährliche Einmüdungen, aber ich bin weder zu stolz, noch interlektuelll überfordert, mir an jeder Einmüdung ein „Vorfahrt achten“ vorzustellen.
    Was die fußgänger betrifft. Fußgänger sind noch langsamer, das stimmt. Trotzdem werden sie viel zu oft übersehen und auch umgenietet.
    Entschuldige: darf ich mal fragen, wie zynisch es klingt, wenn die radfahrer stöhnen: aber ich hatte doch Vorfahrt? Als Verkehrsteilnehmer bist Du immer in der Pflicht auuch auf fehler begehende Mitmenschen zu achten- das ist doch sonnenklar.

    • Benedikt Hotze

      17. Dez 09 um 12:47

      radweggegnern- und das in meinen Augebn 99% kampfradler, die sowieso sämtliche Vorurteile erfüllen, die man so haben kann,

      Zum Thema „Vorurteil“war das jetzt aber gerade eine selbsterfüllende Prophezeihung, lieber Lars Wilhelm?

  19. Michael Schröder

    17. Dez 09 um 11:28

    Lieber Lars Wilhelm, du argumentierst hier mit falschen Annahmen und Vergleichen:

    Erstens, es geht hier nicht um unzumutbare Radwege, sondern um das „Prinzip Radweg“. Wie dieses Prinzip funktioniert hat man beispielsweise in den letzten Tagen in Berlin und Paderborn erleben müssen, wo drei Radfahrer auf dem Radweg von abbiegenden LKW getötet wurden. Die von dir behauptete Sicherheit funktioniert da einfach nicht, solange Geradeausfahrer rechts von Rechtsabbiegern geführt werden.

    Auch die behauptete Teilschuld der Radfahrer gibt es nicht, da diese Vorfahrt hatten und so wie du, auf den „sicheren“ Radweg vertraut haben. Auch dein Vergleich mit Fußgängern hinkt gewaltig. Als Fußgänger kann man quasi auf der Stelle stehen bleiben oder zurückspringen. Als Radfahrer (15-25kmh) habe ich zuviel Bremsweg und kann nicht mal eben zur Seite springen.

  20. Thomas

    17. Dez 09 um 10:46

    Die Verkehrsplanung priorisiert allermeistens den schnelleren Verkehr.
    Z.B. führen Wegweiser fast generell auf Autobahn o. Kraftfahrstrasse. Die unmotorisierten oder <=60km/h Schlucker haben das Nachsehen.
    Aber auch Fußgänger werden systematisch benachteiligt, müssen z.B. einen Radweg überqueren um an die Bushaltestelle zu kommen etc., was gerade im morgendlichen Schulbusverkehr auch für Radfahrer lästig ist.
    Eine naheliegende Lösung wäre Tempo 30 in Ortschaften. Dann sind Radler und Motorisierte ungefähr gleich schnell und können sich gut die Fahrbahn teilen.
    Der Bürgersteig (komplett mit ehem. Radweg) wäre dann für Fußgänger (und anderen Schrittgeschwindigkeitsverkehr) frei.
    Sogar die Unfälle dürften damit weniger und weniger dramatisch werden. Nur der Aufschrei vieler Motorisierten…

  21. Lars Wilhelm

    17. Dez 09 um 10:43

    Auch als Radfahrer ist man verpflichtet nur so schnell zu fahren, dass man jederzeit anhalten kann. Das nur mal so am Rande. Und genau deshalb ist der Vergleich statthaft. In beiden Fällen werden Geradeausspuren rechts neben der Rechtsabbiegerspur geführt.

  22. Jan

    17. Dez 09 um 09:51

    Moin!

    Also der Vergleich Radfahrer vs. Fußgänger an Einmündungen ist nicht wirklich statthaft. Als Fußgänger ist man so langsam das man ohne Probleme links und rechts schauen kann.

    Jan

  23. Lars Wilhelm

    17. Dez 09 um 09:08

    Nun in meinen Augen ist das doch wieder mal eine digitale Betrachtungsweise, die genauso falsch ist wie das grundsätzliche Bestehen auf die Benutzung der radwege. Ich stimme zu, dass es unzumutbare radwege gibt. Womit ich Schwierigkeiten habe ist, dass man argumentiert, es sei sicherer- falsch. Als Verkehrsteilnehmer muss ich auf alle achten, auf die, die alles richtig machen und auf die, die die Fehler machen. Wenn ein abbigendes Fahrzeug einen Radfahrer erwischt, trägt der Radfahrer immer auch eine Teilschul
    d- er muss schließlich damit rechnen, übersehen zu werden. Also schon aus Überlebensinstinkt rechne ich als radfahrer immer mit allem. So und zum anderen- für Fußgänger ist die Situation doch auch vergleichbar: wenn sie an einer Einmündung die Straße queren, haben sie vor den Abbiegern, die zuvor parallel unterwegs waren Vorrang. Sollen die jetzt sicherheitshalber auch noch auf die fahrbahn?
    Gut Es gibt Konzepte, die die Gleichbehandlung aller Verkehrsteilnehmer auf einer Fahrbahn beinhalten. Die passen aber nicht überall.

    Und ganz sicher gibt es gute Ausgebaute Radwege, parallel zur Landstraße. In solchen Fällen verstehe ich nicht die Engstirnigkeit, wenn Sonntagsradler diese Wege nicht benutzen. Ist es stolz? Oder Sturheit?. Denn diese Wege haben über kilometer keine Einmündung, und wenn doch kann man sie gut überblicken.
    Lange Rede kurzer Sinn- Miteinander, nicht gegeneinander. radwege da butzen, wo es sinnvoll ist und auch immer damit rechnen, dass Autofahrer pennen. Und im Gegenzug auffällige reflektierende Kleidung tragen sowie eine Beleuchtung nutzen.. Meinewegen auch so ein Blinkearmband, Hauptsache, man übersieht die Radfahrer viel weniger.euch nicht.

  24. sewi

    17. Dez 09 um 09:07

    Nicht zu vergessen auch diese Unart jetzt in der Winterzeit: Die Straßen werden geräumt – der Schnee liegt in riesiegen Haufen auf dem Radweg.
    Und der Radweg wird leider viel zu oft als Kurzzeit-Warnblinkanlagen-Parkplatz benutzt.

  25. Volker Rossow

    16. Dez 09 um 19:05

    Sehr guter Artikel. Zu diesem Thema ist noch viel Aufklärungsarbeit notwendig. Die Sicherheit auf Radwegen ist meist sehr subjektiv, das Vorankommen mühsam (keine Überholmöglichkeiten, oft keine Möglichkeit des direkten Linksabbiegens, Bettelampeln, Geisterradler). Radwege bitte nur dort wo bei hohem Verkehrsaufkommen höhere Geschwindigkeiten gefahren werden oder als touristische Routen. Die alternative Straße sollte in der Regel immer zur Verfügung stehen (Benutzungspflicht nur in Ausnahmefällen). Danke! Ein Alltagsradler

  26. nadar

    15. Dez 09 um 19:24

    Äußerst hilfreich wäre noch ein Punkt:
    Warum Radwege trotz Beschilderung nicht befahren werden müssen. Gefahr durch Unrat, Hindernisse, parkende Kfz – kenn mich nicht so sehr aus, bin kein Paragraphen- und VwV-Reiter.

  27. Jens Arne Männig

    11. Dez 09 um 11:37

    Aah, das gute Alte Thema Radwege! Immer eine mittlere bis größere Aufregung wert. Dietmar Kettlers Abteilung »Aktuelles«ist zwar schrecklich lang und unübersichtlich, aber immer mal einen Blick wert.

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