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Wie der Computer zum komfortablen Fernseher wird

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Das gute alte Fernsehgerät war gestern. Fernsehen am Computer ist komfortabler. Warum? Man kann: zeitversetzt fernsehen oder die laufende Sendung mal eben anhalten oder ein paar Sekunden zurückspringen, wenn man etwas nicht verstanden hat. Außerdem kann man Werbung überspringen und Sendungen archivieren – das alles ist für jeden, der einen halbwegs aktuellen Computer hat, unaufwändig, fast ein Kinderspiel. Man muss dazu jedenfalls kein IT- oder Videoexperte sein, und teuer ist es auch nicht: Es wird lediglich ein bisschen Zusatz-Hardware benötigt. Und ein Standort für den Rechner, den man auch von der Couch aus bequem sehen kann.

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Wer diesen Komfort einmal genossen hat, möchte darauf nicht mehr verzichten: Nie mehr eilig nach Hause hasten, um den Tatort nicht zu verpassen. Man kann den Krimi nun sehen, wann man möchte: mit fünf Minuten Verspätung oder erst in fünf Jahren. Denn im Unterschied zum guten alten Videorecorder kann ein Festplattenrecorder gleichzeitig aufnehmen und abspielen – zeitversetzt oder synchron. Und nichts anderes als ein Festplattenrecorder ist ein heutiger Computer. Wie man seinen Rechner zum Fernseher macht, wird hier am Beispiel eines iMac erläutert.

Hardware

Man könnte vermuten, dass die Größe des Monitors entscheidend ist: je größer, desto besser. Doch das ist nicht unbedingt richtig. Die erforderliche Größe des Bildschirms hängt vielmehr vom Betrachtungsabstand ab. Wer seinen Laptop auf einem Couchtisch oder Hocker direkt vor dem Sofa aufstellt, kann schon mit einem 13-Zoll-Monitor ordentlich fernsehen. Denn das Standard-Fernsehbild hat nur 720 Pixel in der Breite, ein Computermonitor kann aber ein Vielfaches davon darstellen. Schon ein Macbook Air mit 13,3″-Monitor stellt das Doppelte dar, nämlich 1440 Pixel. Ein iMac mit 27″-Display bringt es gar auf 2560 Pixel. Das heißt: Das Fernsehsignal wird sowieso „aufgeblasen“. Wer direkt vor dem Bildschirm sitzt, wird das Bild also als umso unschärfer empfinden, je größer der Monitor ist. – In der Praxis empfiehlt sich in den meisten Fällen eines der beiden iMac-Modelle. Bei diesen Rechnern bilden Computer und Bildschirm eine Einheit, die zudem recht leicht zu verschieben, zu verdrehen oder ggfs. wegzutragen ist.

Außerdem braucht man eine kabellose Tastatur und eine kabellose Maus, wie sie beim iMac serienmäßig dabei sind. Tastatur und Maus nimmt man sich mit zum Sitzplatz und benutzt sie dort als Fernbedienung.

Um das Fernsehsignal zu empfangen, benötigt man noch einen Fernsehempfänger für digitales terrestrisches Fernsehen (einen DVB-T-Tuner). Solche gibt es als USB-Sticks von Elgato und kosten 60 Euro. Die benötigte kleine Antenne ist war jedenfalls früher im Lieferumfang.

Was den Ton angeht, könnte man sich als Notlösung auf die eingebauten kleinen Stereolautsprecher des iMac beschränken. Doch wer seinem TV-Sound etwas mehr „Wumms“ unterlegen will, braucht externe Aktivlautsprecher, die an den Kopfhörerausgang des iMac angeschlossen werden. Solche gibt es in allen erdenklichen Größen und Preisen (früher nannte man sie gern „Brüllwürfel“).  Empfehlenswert sind Systeme, die mit einem separaten Basslautsprecher arbeiten (einem Subwoofer). Hier sind die sichtbaren Lautsprecher auf dem Tisch klein und unscheinbar und der Klang ist trotzdem sonor. Als Designklassiker gelten in diesem Segment die Harman Kardon Soundsticks. Die sind inzwischen kabellos, was sehr empfehlenswert ist, und kosten 229 Euro.

Software

Unserem Elgato-Fernsehempfänger liegt die hervorragende Software „eyeTV“ bei, die alles das kann, was wir brauchen. Zum Betrachten von MPEG-Dateien (dazu später) brauchen wir noch die kostenlose Software VLC.

Praxis

Nach einmaliger Einrichtung der Senderliste kann man ganz normal fernsehen, indem man die (selbst vergebene) Nummer des gewünschten Programms in die Tastatur tippt. Um das Fernsehbild auf dem Computer als „Vollbild“ zu sehen, drückt man „Apfel 0“. Das laufende Programm kann man jederzeit durch Drücken der Leerschritt-Taste anhalten. Wie lange man anhalten kann, richtet sich nach dem freien Platz auf der Festplatte und einer bestimmten Voreinstellung in „eyeTV“ – jedenfalls  problemlos stundenlang. Im Hintergrund wird das laufende Programm weiter aufgezeichnet – das Betrachten einer Sendung ist also gleichzeitig immer auch deren Aufnahme, solange man das Fenster nicht schließt. – Beim einem zeitversetzten Betrachten kann man natürlich auch Werbung überspringen.

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Liste der gespeicherten Videos in eyeTV mit einem geöffneten Video

Wer vorher weiß, welche Sendungen ihn interessieren, kann deren Aufnahme auch vorab programmieren. Das hat den Vorteil, dass die Sendung auch dann aufgezeichnet wird, wenn man nicht zuhause ist oder nicht daran denkt, den Fernseher anzuschalten (der Mac muss natürlich an sein – Ruhezustand reicht). Zur Programmierung ist es erforderlich, dass „eyeTV“ das Fernsehprogramm kennt. Die ersten zwei Jahre bekommt man das Fernsehprogramm durch einen redaktionellen Dienst automatisch in „eyeTV“ eingespeist. Nach Auslaufen dieses Abos muss man die Aktualisierung der Programm-Infos etwa einmal pro Woche händisch anstoßen und bekommt „nur“ Basisinfos, die aber zum Programmieren völlig ausreichen. Leider gibt es keinen Schutz gegen verspätete Ausstrahlung der programmierten Sendung (wie früher beim VPS-System). Wenn also die ARD nach der Tagesschau einen Brennpunkt einschiebt, fehlen beim Tatort hinterher 15 Minuten. Daher sollte man sich angewöhnen, jede Aufnahme mit 20 Minuten „Puffer“ länger aufzuzeichnen – das kann man voreinstellen.

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eyeTV muss das Fernsehprogramm kennen, damit man die Aufnahme von Sendungen mit einem Klick programmieren kann

Wer seine Filme aufbewahren möchte, kann das prinzipiell in „eyeTV“ machen – solange die Festplatte Platz hergibt. „EyeTV“ zeichnet in einem proprietären Daten-Format auf; ein 90-Minuten-Film nimmt etwa 3 Gigabyte Plattenplatz weg. Mit eyeTV kann man bequem und selbsterklärend Filme schneiden, zum Beispiel Werbung herausoperieren oder die überflüssigen 20 Minuten am Ende abschnippeln. Das ist natürlich kein Profiwerkzeug, aber für die Verwaltung von Aufnahmen aus dem Fernsehen reichen die Fähigkeiten allemal aus.

Wer seine Filme außerhalb von eyeTV aufbewahren möchte, sollte sie in ein gängiges Datenformat umwandeln. EyeTV hat dafür eine Exportfunktion. Man sollte das Format „MPEG Program Stream“ wählen, dieses nimmt bei identischer Qualität etwa ein Drittel weniger Plattenplatz weg als das eyeTV-eigene Format. Allerdings kann eyeTV diese Format nicht abspielen, und auch die Bordmittel des Mac weigern sich: QuickTime kann es auch nicht. Statt dessen lädt man sich das erwähnte, kostenlose Programm VLC.

 

Geschrieben von Benedikt Hotze

22. Januar 2013 um 20:21

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