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Das iPhone als Musikspieler: Zwei Probleme

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Wer das iPhone als Musikspeicher- und Abspiel-Gerät nutzt, stößt früher oder später auf zwei Probleme: Das iPhone ist in manchen Situationen zu leise, und der Speicherplatz ist schneller erschöpft, als einem lieb ist. Was man dagegen machen kann – und was man nicht machen sollte…

apple

Apple deckelt seit einigen Jahren den Musikpegel, der beim iPhone aus der Kopfhörerbuchse kommt, auf einen Wert von 83%. Schuld daran ist die EU, und dort sind es wohl die Franzosen. Jedenfalls soll das Gehör nach EU-Willen keinen Schaden nehmen. Die Begrenzung war bisher nicht beeinflussbar (sofern man sein iPhone nicht „gejailbreakt“ hatte, was wir hier nicht in Betracht ziehen). Erst bei den aktuellen Modellen ab iPhone 5 ist die EU-Begrenzung plötzlich doch abschaltbar – bei älteren Modellen hingegen geht das aus unerfindlichen Gründen auch dann nicht, wenn das neueste Betriebssystem iOS 7 verwendet wird.

Warum sollte das iPhone überhaupt lauter spielen als die EU erlaubt? In Netzforen werden entsprechende Anfragen regelmäßig mit Hinweisen darauf gekontert, dass man sein Gehör damit ruinieren könne. Geschenkt – das sollte jeder Anwender selbst entscheiden. Manche Musiktitel sind einfach recht niedrigpegelig aufgenommen, und vielleicht will man auch mal sehr leise Stellen, z.B. in einem klassischen Konzert, zwischenzeitlich lauter stellen, wenn unterwegs die Umgebungsgeräusche Überhand nehmen.

Ich hatte zeitweise angenommen, die Lösung gefunden zu haben: In iTunes kann man jedem Musiktitel (oder auch vielen/allen gleichzeitig) eine „Lautstärkeanpassung“ zuteilen (Titel aktivieren, Apfel-I, Reiter „Optionen“). Der Wert steht standardmäßig auf „Null“, kann aber nach unten auf bis zu „-100%“ und nach oben bis zu „+100%“ verstellt werden. Ich hatte Letzteres für alle Musiktitel gemacht und damit sowohl am Rechner als auch mit dem iPhone eine signifikant lautere Wiedergabe erzielt. Ich habe davon inzwischen aber wieder Abstand genommen, weil diese Einstellung Verzerrungen und störende Fehler bei der Musikwiedergabe erzeugt. Diese hatte ich zwar bemerkt, aber auf eine andere Ursache zurückgeführt. Dazu weiter unten mehr.

Nun erstmal meine Erkenntnis: Durch die Erhöhung der „Lautstärkeanpassung“ wird die digitale Musikdatei selbst zwar nicht verändert. Sie bekommt lediglich ein Tag angeheftet, mit dem sie die Anweisung transportiert, „lauter“ wiedergegeben zu wollen. Ich hatte angenommen, dass damit bei gleicher „Lautstärke“-Einstellung einfach nur der Pegel erhöht wird. Tatsächlich (und da habe ich inzwischen eindeutige Vorher-Nachher-Vergleiche), tatsächlich sorgt dieses Tag aber dafür, dass die Musikinformation „übersteuert“ an den Lautsprecher/Kopfhörer weitergereicht wird, und zwar auch bereits bei niedrigen Pegeln.

Ich habe das lange nicht richtig bemerkt, weil meine stationären Wiedergabegeräte diese Verzerrungen offenbar in gewissem Grade auszubügeln vermögen: Direkt vom Mac an Harman-Kardon-Soundsticks geschickte Musik klang eher wenig verzerrt; die vom iPhone kommende Musik war jedoch deutlich „gestörter“. Inzwischen steht die Lautstärkeanpassung wieder auf „Null“. Einige Autoren im Netz behaupten, man könne hier auf „etwa +50 bis +60%“ gehen, ohne dass es zu hörbaren Verzerrungen komme. Audiophile Freaks warnen hingegen vor jeglichen softwareseitigen Equalizern oder Lautstärke-Anpassungen in iTunes. Hier wird noch zu experimentieren sein.

Apropos audiophil: Wer nicht sowieso jede digitale Musikkomprimierung als Teufelszeug abtut, wird zumindest dazu raten, MP3-Dateien mit einer eher hohen Bitrate abzuspeichern. 320 kBit/sec gilt als so gut, dass es nicht von verlustfreien CD-Aufnahmen unterschieden werden kann; das hat nicht nur der legendäre Hörtest der c’t bewiesen. Nun ist der Platz auf dem iPhone beschränkt; auch das teuerste Modell bietet nicht mehr als 64 GB. Das ist zwar recht viel gegenüber vielen anderen Gerätekonzepten, man kommt dennoch schnell an die Grenze, wenn man viel Musik mitnehmen will. Nun gibt es in iTunes die hilfreiche Einstellung (iPhone/Übersicht/Optionen), die Bitrate der auf das Gerät zu übertragenden Musik generell auf einen bestimmten, in drei Stufen einstellbaren Wert zu senken. Auf dem Rechner in der iTunes-Mediathek ist die Datei womöglich „Lossless“ oder mit 320 kbit/sec kodiert gespeichert, für das iPhone sind es aber „nur“ noch 256, 198 oder gar 128 kBit/sec. Je kleiner der Wert, desto mehr Musik passt auf das iPhone; jede Stufe geringerer Bitrate ermöglicht es, zig und zig Alben mehr mitzunehmen.

Ich hatte wegen der beobachteten Wiedergabefehler die Bitrate von 128 auf 198 hochgestellt, ohne dass sich der Fehler änderte. Heute weiß ich, dass es daran nicht lag. Die Bitrate steht jetzt wieder auf 128 kBit/sec, was in Verbindung mit dem Kodierungsschlüssel AAC (der als jeweils eine Stufe „besser“ gilt ist als reines MP3 gleicher Bitrate) schon sehr ordentliche Tonqualität bietet. Typische Kompressionsartefakte höre ich jedenfalls nicht, und wir reden hier ja nicht über High-End-Audiophilie, sondern über Musik zum Mitnehmen, die auf einem 50-Euro-Kopfhörer konsumiert oder in eine Boom-Box eingespeist wird.

Geschrieben von Benedikt Hotze

14. Oktober 2013 um 20:55

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