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Die „gute Uhr“ von 1970: Zwei IWC Ref. 810A aus dem Familienerbe

2 Kommentare

Klar kannte ich Begriffe wie „Referenz“ oder „Kaliber“. Aber bei Uhren haben sie spezielle Bedeutungen. Das habe ich schnell gelernt, als ich mich mit zwei geerbten Armbanduhren der Schweizer Firma IWC näher befasst habe.

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Als Kind habe ich geglaubt, IWC stelle zwei Uhren her: eine mit Datum, eine ohne. Die erste gehörte meinem Opa, die zweite meinem Vater. So klein war meine Welt…

Wenn von Armbanduhren im Zusammenhang mit Sammlerstücken oder Wertanlagen die Rede ist, so fehlt selten der Name IWC. Die „International Watch Company“ aus dem urschweizerischen Schaffhausen zählt in Kreisen der Luxusammler zu den angesagten Marken. Neue Fliegeruhren von IWC kosten schon mal 12.000 Euro – und Sondermodelle das Doppelte. IWC hat vor der so genannten Quarzkrise aber auch Brot- und Butter-Uhren mit mechanischem Werk gebaut. Zwei davon sind jetzt durch Erbschaft in meinen Besitz gelangt.

Links im Bild die Uhr meines verstorbenen Vaters. Sie wurde 1968 angeschafft. Es handelt sich um eine IWC Referenz 810A. Sie hat automatischen Aufzug, aber kein Datum. „Referenz“ ist dabei einfach die Modellbezeichnung. Die Ref. 810A (das „A“ steht für automatischen Aufzug) wurde von 1967 bis 1973 gebaut. Sie hat das Kaliber 854, ein von IWC selbst produziertes Uhrwerk. Das ist wichtig, da IWC heute teilweise Fremdkaliber verbaut (mein Uhrmacher: „Das ist für mich dann keine IWC mehr!“). Ein erhellender Forumsbeitrag verortet das Marktsegment dieser Uhr:

IWC Ref. 810A – der Inbegriff der IWC-„Alltagsuhr“ aus den späten 60er/frühen 70er Jahren. Modelle wie die Ref. 810 waren die ersten Opfer der Quarz-Krise – schlichte, klassische Uhren ohne Schnick-Schnack, die vom Normalbürger als gute Uhr für den Alltag geschätzt wurde. Mit dem Aufkommen der – schnell dramatisch billigeren – Quarz-Modelle schwenkten viele Kunden um. Auch die Schweizer Uhrenfirmen beschränkten die Mechanik auf hochpreisige und Nischenmodelle und schoben schnell Quarz-Modelle für den „Normalbürger“ nach.

Mein Vater hat seine IWC jahrelang getragen. Quarzuhren lehnte er wegen deren Abhängigkeit von Batterien lange ab – bis dann die Funkuhren aufkamen: Uhren, die sich von alleine mit der Braunschweiger Atomuhr abgleichen, faszinierten ihn dann schon.

Als ich seine IWC kürzlich übernahm, war sie sehr lange nicht getragen worden, ging vier Minuten am Tag vor und musste nach Auskunft meines Uhrmachers dringend überholt, geölt und repariert werden. Er hat dies jetzt für 240 Euro gemacht, dabei auch ein IWC-Ersatzteil um drei Ecken besorgt, und verspricht eine Ganggenauigkeit von nur einer Sekunde Abweichung pro Tag. Ich werde das jetzt beobachten. Eine Überholung bei IWC hätte 600 Euro gekostet, sagt er.

Die Uhr rechts im Bild wurde 1971 für meinen Großvater angeschafft. Es ist eine IWC Ref. 810AD, mit „D“ für Datum. Mein Vater hat immer gesagt, dass ihm seine Uhr ohne Datum besser gefalle, weil sie flacher sei. Das ist zwar streng genommen nicht richtig – die Uhren sind exakt gleich „dick“ – aber das Ziffernblatt der Datumsvariante ist gewölbt, um Platz für die Datumsscheibe zu machen. Daher sieht die Variante ohne Datum auch größer aus – was eine optische Täuschung ist. Beide Uhren haben einen Durchmesser von 34,5 mm, was für den heutigen Geschmack arg zierlich ist. Das IWC-Logo ist auf der älteren Uhr übrigens dezenter – Geschmacksache. Mir gefällt das auffälligere Logo etwas besser.

Beide Uhren seien heute übrigens jeweils etwa 1.600 bis 1.800 Euro wert, sagt mein Uhrmacher. Tendenz: steigend. Keine schlechte Wertentwicklung, wenn man bedenkt, dass die Uhr von 1971 damals neu 440 D-Mark gekostet hat.

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Die „Papiere“ der IWC ohne Datum von 1968

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Diese Uhr hat noch die Original-IWC-Schließe. Dieses Ersatzteil kostet allein sagenhafte 110 Euro.

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Die IWC mit Datum kam 1971 mit dieser Box.

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Die „Papiere“ der IWC mit Datum von 1971

Geschrieben von Benedikt Hotze

4. August 2014 um 21:41

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2 Kommentare zu “Die „gute Uhr“ von 1970: Zwei IWC Ref. 810A aus dem Familienerbe”

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  1. Martin Volken

    16. Mrz 16 um 23:01

    Guten Tag, habe auch noch IWC aus der selben Zeit, die eine Wartung nötig hätten. Könnten Sie mir ev. die Adresse Ihres Uhrmachers mitteilen? Gruss und Dank

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