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Die Dekonstruktion des Labskaus: Restaurant Strandhalle in Binz/Rügen

2 Kommentare

Labskaus ist die amtliche Nord-Pampe. Ein Restaurant auf Rügen zerlegt den Klassiker gekonnt in seine Einzelteile…

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„Labskaus ist ein Kartoffelgericht mit gepökeltem Rindfleisch und Roter Bete, das in Norddeutschland, Norwegen, Dänemark, Schweden und in der Region um Liverpool gegessen wird“, weiß Wikipedia. Wir kennen unter diesem Begriff bisher eine undefinierbare rote Masse, auf der vielleicht ein Rollmops, ein Spiegelei oder eine Gewürzgurke liegt. Das empfehlenswerte Restaurant „Strandhalle“ in Binz auf Rügen bietet nun einen „Edel-Labskaus“, der „in keinem Vergleich zur klassischen Labskauspampe“ stehe – so die Speisekarte.

Das Gericht enthalte „Medaillons vom Kalbsrücken in Jus mit Kräutermatjestatar und Spiegelei auf rote Beete-Kartoffelstampf, Gewürzgurke“, so die Karte. Somit wird der Labskaus in seine Einzelteile rücküberführt, also gleichsam dekonstruiert. Wir lassen uns auf diesen kulinarischen Spaß ein, auch wenn die Speisekarte vor Ort nun 21,90 € als Preis ausweist anstatt der 18,90 € auf der Website.

Die Kalbsmedaillons sind perfekt gebraten, innen leicht rosa, sie schmecken nach Kalbfleisch und etwas Pfeffer. Man muss das als großartig rühmen, weil das Kurzbraten von Fleisch woanders in der Gastronomie regelmäßig schiefgeht, obwohl es doch so einfach wäre.

Der Kern des Gerichts ist ein Kartoffelpüree mit Roter Bete, das auf dem Foto nicht gut sichtbar ist. Darauf liegen knackig frittierte Zwiebelringe, die dem Püree Halt bieten. Ein Spiegelei und zwei aufgeschnittene Gewürzgurken runden das Gericht ab, der Klecks weiße Sahne bleibt geschmacklich undefinierbar. Einziger Grund zur Klage ist das Matjestartar, das gleichermaßen zu sauer und zu salzig ist. Das hat der Gast zur Hälfte liegenlassen. Mit „Matjes“ hat das geschmacklich jedenfalls nichts zu tun.

Ein Chardonnay „Concha y Toro“ für 4,90 € (0.2 l) aus der Anderthalbliterflasche (die gibt es bei Getränke Lehmann in Berlin für 7 Euro) rundete dieses Gericht kraftvoll und gut gekühlt ab. Die Weinbegleitung ist hier jedenfalls besser als bei vielen anderen touristischen Lokalen auf Rügen. Mehr darf und kann man nicht erwarten, und so geben wir: Daumen hoch!

Geschrieben von Benedikt Hotze

2. April 2016 um 02:23

2 Kommentare zu “Die Dekonstruktion des Labskaus: Restaurant Strandhalle in Binz/Rügen”

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  1. maennig

    2. Apr 16 um 08:35

    Du hast einen alten journalistischen Grundsatz vernachlässigt: »Rügen sollst du rügen«, har, har. Der Link zum Restaurant Strandhalle war kaputt, ich habe mir erlaubt, ihn zu flicken.

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