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Museen Dahlem: Das Aus für die Bornemann-Bauten?

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Die Museen Dahlem gehörten jahrzehntelang zum festen (West-)Berliner Touristenprogramm. Seit gestern sind diese Museen (mit einer Ausnahme) für immer geschlossen. Die Zukunft der 60er-Jahre-Bauten des Architekten Fritz Bornemann steht in den Sternen; ein Abriss ist wahrscheinlich.

Die Atrappe des Berliner Stadtschlosses, die unter der frei erfundenen Marketing-Bezeichnung „Humboldt-Forum“ verkauft wird, suchte händeringend Inhalte für dieses geschichtsblinde Gebäude-Rekonstruktionsprojekt. Man kam unter anderem auf die Idee, die Weltoffenheit Deutschlands dadurch zu demonstrieren, dass man die außereuropäischen Dahlemer Sammlungen dort präsentieren möchte. Was mit der Dahlemer Museumslandschaft und den dafür geschaffenen herausragenden 60er-Jahre-Bauten von Bruno Grimmek, Fritz Bornemann und Wils Ebert passieren soll, hat dabei niemanden interessiert.

Am heutigen Sonntag wurde in Dahlem mit erweiterten Öffnungszeiten und breitem Rahmenprogramm die endgültige Schließung des dortigen Ethnologischen Museums begangen. Meine Kinder haben dort einst Zeichnen gelernt und sind auf authentischen Südseebooten herumgeklettert.

Die Legitimation der Sammlung angesichts der Kolonialgeschichte muss erörtert werden, aber nicht hier. Hier geht es um – wieder mal – veritable Architektur der Nachkriegszeit, die keine Befürworter hat und deshalb leichtfertig geopfert wird. Es ist eigentlich unfassbar, dass die Nachnutzung dieser herausragenden Bauten erst jetzt diskutiert wird. Die – partiell architekturaffine – Kunstkritikerin des „Tagsesspiegel“, Nicola Kuhn, raunt zwar von Bibliotheken und Depots, die man hier einrichten könnte, aber die Berliner Realität dürfte dazu führen, dass die Gebäude nach der Abwicklung des Umzugs jahrelang ohne Pflege leerstehen und dann unter Hinweis auf ihren Sanierungsstau abgerisssen werden. Immobilienentwickler würden hier, im wohlhabenden bürgerlichen Südwesten, gerne teure Eigentumswohnungen errichten, die in Berlin allerdings niemand außer ihnen braucht. Ob die benachbarte Freie Universität die Gebäude nutzen kann, wurde offenbar noch nicht einmal angedacht.

Übrigens: Keine Überraschung, welches Gebäude als einziges seine Nutzung behalten soll – es ist ausgerechnet der Bruno-Paul-Bau des heutigen Museums der europäischen Kulturen – ein vormodernes Gebäude von 1914–23.

Geschrieben von Benedikt Hotze

9. Januar 2017 um 00:09

Abgelegt in Allgemein,Architektur

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