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Tücken des Alltags: Vom Erwerb eines Fahrscheins zum Kirchentags-Shuttle

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An diesem Wochenende sind die Abschlussfeierlichkeiten des Kirchentags Berlin-Wittenberg 2017 in der Lutherstadt Wittenberg. Die Veranstalter haben einen Bahn-Shuttle-Service zwischen Berlin-Südkreuz und Wittenberg eingerichtet. Der Versuch, dafür eine Fahrkarte zu erwerben, gleicht zeitweise einer Odyssee.

Meine Tochter möchte heute Abend in Wittenberg an einer Veranstaltung des Kirchentags teilnehmen, dort campingmäßig übernachten und morgen früh um 6 wieder zurück nach Berlin fahren. Sie hat sich Zugverbindungen herausgesucht und bat mich, über meinen Account bei bahn.de Tickets zu buchen. Die Züge (19:00 Uhr hin heute, 6:03 zurück ab Wittenberg morgen) werden angezeigt, sind aber nicht buchbar: Preisauskunft nicht möglich. Klar, sind ja auch Sonderzüge.

Also gehe ich auf die Website des Kirchentages, von dort ist eine Buchungsmöglichkeit der Deutschen Bahn verlinkt. Beide Verbindungen rasch in den Warenkorb, dann schnell bezahlen. Drei Möglichkeiten gibt es: Einloggen, Neues Konto und Kauf ohne Registrierung. Einloggen mit meinen Zugangsdaten von bahn.de klappt nicht: E-Mail ungültig, Passwort ungültig. Also lasse ich mir ein neues Passwort zuschicken. Indes: Eine Antwort per Mail bleibt aus. Also Neu anmelden? Wieder alle Daten angeben, dann zwei Accounts bei der Bahn haben? Das erscheint mir nicht plausibel. Also Möglichkeit 3: Kauf ohne Registrierung. Alle Kreditkartendaten eingegeben, nebenbei Firefox erlaubt, auf eine andere Website zu wechseln, und siehe da: Bezahlung nicht möglich, weil meine Bank meine Kreditkarte nicht für Online-Käufe freigegeben hat. Komisch, seit Jahren bezahle ich alle möglichen Online-Käufe mit dieser Kreditkarte… Ich soll mich an meinen Kundenberater wenden. Schade, der arbeitet samstags nicht. Später sollte ich erfahren, dass ich auf einer Website von DB Regio war; meine Zugangsdaten bei bahn.de haben hier keine Gültigkeit.

Ich beschließe, die Fahrkarte am Schalter zu erwerben. Sicherheitshalber will ich da aber erstmal anrufen. Telefonnummer von der Fahrkartenausgabe, Verzeihung, vom „DB Reisezentrum“ des Bahnhofs Südkreuz rausgesucht, eine 0180er-Nummer angerufen, dort sagte man mir, ja, die am Südkreuz verkaufen auch die Shuttle-Fahrkarten des Kirchentags.

Eine halbe Stunde später im Reisezentrum: „Nein, das haben wir hier nicht, da müssen Sie zum Sonderschalter in der Osthalle!“– „Auf dem oberen Bahnsteig“, korrigiert ein Kollege. Ich rauf auf den Bahnsteig, der Sonderschalter entpuppt sich als ein Stehpult mit handbeschriftetem Schild. Vier freundliche Kirchentagshelfer*innen verkaufen mir für 20 Euro eine Fahrkarte Hin und Zurück. Sie nehmen nur Bargeld, was mich zu einem 3,95 Euro teuren Umweg zum Geldautomaten der Reisebank nötigt. „Es besteht keine Zugbindung“, steht auf der Fahrkarte.  Bisher waren alle Kaufmöglichkeiten von Shuttle-Tickets immer an einen bestimmten Zug gebunden, aber umso besser so…

Sicherheitshalber frage ich nach, ob die Fahrkarte also auch für die Rückfahrt morgen um 6:03 gelte (der nächste Zug fährt dann erst um 14:10, für meine Tochter viel zu spät). Die Helfer*innen sind in Bahnangelegenheiten komplett ahnungslos. „Da müssen Sie auf Herrn Schulze warten!“ Als der freundliche Herr Schulze schließlich erscheint, zeige ich ihm auf der Bahn-App den Zug um 6:03 und frage, ob der Kirchentagsfahrschein auch hier gültig sei. Erst sagt er, dass am Sonntag nur Kirchentagszüge fahren, dann sagt er, dass eine Hin- und Rückfahrt an zwei verschiedenen Tagen nicht möglich sei (was auf der Hin- und Rückfahrkarte genau nicht steht), und dann erst scheint er die Sache richtig begriffen zu haben: „Sie konfrontieren uns mit einem bisher nicht bedachten Problem!“ Einige engagierte Telefonate später erklärt mir der Herr Schulze: „Der Zug um 6:03 ist ein Regelzug, übrigens der einzige an diesem Tag. Ich sorge dafür, dass Ihre Tochter den trotzdem benutzen darf!“ Und schreibt einen entsprechenden Vermerk auf die Rückseite der Fahrkarte.

Dann hört man ihn wieder telefonieren: „Hört mal, ihr müsst damit rechnen, dass morgen früh schon welche zurückfahren wollen…“ Mehr kann ich im Weggehen nicht hören. Der hilfreiche Herr Schulze war übrigens vom Kirchentag, nicht von der Bahn. Bin mal gespannt, was der DB-Zugbegleiter der Bahn morgen früh zu dem Vermerk des Herrn Schulze sagt. Meine Tochter wird es mir erzählen. Schlimmstenfalls wird sie in Zörnigall oder in Bülzig ausgesetzt. Das kommt bei der Bahn ja gelegentlich vor.

Geschrieben von Benedikt Hotze

27. Mai 2017 um 16:21

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