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Tragbare Musikbox? Test der Dockin D fine + 2

2 Kommentare

Für die einen ist es nur eine schwarze Kiste, für die anderen ist es die beste portable Bluetooth-Soundbox des Marktes in der Preisklasse unter 200 €. Wir haben die Box getestet – und waren zuerst etwas ernüchtert. Bis wir den passenden Maßstab angelegt haben.

Rund 31 cm lang ist diese Box, also etwa so, wie ein Cover einer Vinyl-LP breit ist. Für eine „Immer dabei“-Mitnahme ist sie damit schon etwas zu groß und schwer, auch wenn ein Tragegurt mitgeliefert wird. Wir glauben dem in Berlin ansässigen Unternehmen Dockin jedoch sofort, dass es „sein Herzblut in Audiokonzepte steckt“. Diese Box wird denn auch da draußen regelmäßig gut getestet und empfohlen.

Aber die Frage ist: In welcher Gerätekategorie spielen diese Tests? Die Antwort kommt weiter unten. Nur soviel schon mal vorweg: Die „Tests“ gehen in der Regel nicht auf die Frage ein, in welcher datentechnischen Qualität (Stichwort: MP3-Kompression) die Musik überhaupt ankommt – und die meisten Nutzer werden das auch gar nicht wissen.

Die hier besprochene Box ist als Lautsprecher konzipiert, der von Musikquellen wie Mobiltelefonen  angesteuert werden kann – entweder per Bluetooth-Funkverbindung oder über ein 3,5-mm-Klinken-Kabel, das inzwischen neudeutsch allenthalben als Aux-Kabel bezeichnet wird. Die Box ist also aktiv, was die Verstärkung angeht, aber passiv in Bezug auf die Konnektivität. Das heißt, dass dieser Lautsprecher Musik wiedergibt, die ihm geschickt wird, aber nicht selbst Musik auswählt oder bereitstellt (insofern ein wichtiger Unterschied zu den beliebten aktiven Systemen wie „Alexa“).

Hier wurde die Dockin-Box zunächst einem nicht ganz fairen Test unterzogen, und den hat sie klar verloren:

Ich habe den Klassiker der „Musik für HiFi-Snobs“ (zeitgenössische Kritik von 1973), nämlich die Pink Floyd-LP „Dark Side of the Moon“, parallel auf der Anlage gehört und via iPad auf die „Dockin“ geschickt.

Hier kommen technische Erläuterungen für alle, die das wissen wollen:

Anlage besteht aus einem Dual CS 704-Plattenspieler mit einem neuen Grado-Blue-System, einem neuen Onkyo-Vollverstärker mit eingebautem Phono-Vorverstärker und einem Lautsprecherpaar Ultima 40 von Teufel. Als Quelle diente eine handelsübliche deutsche Pressung der LP aus den 70er Jahren.

Die digitale Version dieser Platte (Remastered 2011) ist auf meinem iPad mit einer Datenrate von 320 MBit/sec gespeichert.

Die Musikwiedergabe der Dockin-Box wird hier im Vergleich (und bei gleicher Lautstärke) als „flach“ und als „pappig“ empfunden. Am meisten stört mich, dass die Box nur eine kleine Stereo-Bühne aufbaut, obwohl eine Stereo-Wiedergabe technisch durch 2 x 2 Chassis angelegt ist.

Wie gesagt, dieser Vergleichstest ist unfair. Aber erst im direkten Vergleich wird auch für ungeübte Ohren klar, dass portable Bluetooth-Boxen – zumindest in dieser Preisklasse – nicht einmal ansatzweise die Wiedergabequalität einer Mittelklasse-Stereoanlage bieten. Eventuell würde eine Kopplung einer zweiten Dockin-Box zumindest für einen volleren Stereo-Eindruck sorgen – nur wäre ein solcher stationärer Betrieb nicht mehr im Sinne eines transportablen Musikwiedergabegeräts.

Aber nun werden wir wieder fair und vergleichen Äpfel mit Äpfeln und nicht mit Birnen. Und da wandelt sich das Blatt dann erheblich.

Für den Anwendungszweck (Beschallung einer Barbecue-Runde im Garten oder eines Sitzplatzes im Wintergarten) hatte ich bisher eine JBL Charge 3 im Einsatz. Grundsätzlich ist es ja total beeindruckend, was eine so kleine Box in puncto Lautstärke und auch Bassleistung hervorzubringen mag – hier werden tatsächlich physikalische Grenzen der traditionellen Unterhaltungselektronik neu definiert. Technisch möglich wird das dadurch, dass relativ kleine Chassis (also Lautsprecher) einen größeren Hub haben (sich also weiter nach vorne und hinten bewegen) und dies durch so genannte passive Reflektoren unterstützt wird (eine Weiterentwicklung des klassischen Bassreflex-Systems).

Während also die (im übrigen wasserfeste) JBL hier schon zwei Jahre lang Sympathiepunkte im Hinblick auf Sound und Akkulaufzeit sammeln konnte, reizte mich nun, für relativ kleines Geld einen noch besser klingenden Ersatz zu beschaffen. Lange habe ich mit der Teufel Boomster geliebäugelt.

Diese hat sogar einen eingebauten Radioempfänger (UKW und DAB+), was für die hier intendierte Nutzung durchaus hilfreich wäre. Da ich pandemiebedingt allerdings nicht zum Teufel-Shop in der Budapester Straße gehen konnte, habe ich mir die zahlreichen Netzkommentare hierzu gründlicher angesehen. Wenn man alle kriterienlosen Jubelkommentare rausstreicht, wiederholt sich immer wieder ein Muster an Kritikpunkten:

– Box ist erstaunlich leise

– Box hat ein Wiedergabeproblem im Bass-Bereich, was als „Furzen“ beschrieben wird und mit dem Bassreflex-Kanal zu tun haben dürfte

– Box ist für die Leistung erheblich zu groß (38 cm breit – 10 cm breiter als die Dockin)

– Der Radioempfang wird durchgehend als problematisch beschrieben

Daher habe ich mir (ebenfalls ohne vorherige Test-Möglichkeit) die Dockin direkt beim Hersteller bestellt. Und war gespannt auf den Vergleich mit der (immerhin wesentlich kleineren, 22 cm breiten) JBL Charge 3.

Die JBL ist bei gleicher (mittlerer) Lautstärkeeinstellung des sendenden Geräts deutlich lauter. Die Bassleistung ist dabei aber geringer (alles andere wäre auch technisch sehr verwunderlich), und ein Stereo-Eindruck ist gleichsam nicht vorhanden (der Nachfolger Charge 4 verzichtet sogar auf Stereo). Die beiden Boxen unterscheiden sich nicht fulminant, aber in Nuancen. So kann die Dockin in Hinblick auf Stereoeffekt und bei der räumlichen Differenzierung punkten. Hier wiederholt sich also mit umgekehrten Vorzeichen das oben geschilderte Testergebnis, nur dass hier eben die Dockin-Box gewinnt.

Die Kaufentscheidung war richtig, und ich genieße hier im Wintergarten Musik mit Wumms und räumlicher Differenzierung. Wenn der direkte Vergleich mit der Anlage fehlt, wird die Dockin zur subjektiven Referenz einer ganzen Geräteklasse (auf Deutsch: Jetzt habe ich mir sie gekauft, jetzt finde ich sie gefälligst auch gut!)

Nachtrag

Bevor ich meine JBL Charge 3 ruhigen Gewissens an meine Tochter weitergebe, die dafür Verwendung signalisiert hat, habe ich sie noch mit der JBL Flip 2 verglichen, die hier ebenfalls noch vorhanden ist (in weiß!).

Der Unterschied zwischen den beiden Boxen ist sofort greifbar: Die Charge 3 ist wesentlich basslastiger, fast unangenehm wummsig im Vergleich, während die gute alte (deutlich kleinere) Flip 2 sehr analytisch aufspielt und, so bilde ich es mir jedenfalls ein, eine deutlichere Stereobühne aufbaut. Bass kann die Kleine auch, aber der Bass bleibt eingebunden. Jedenfalls macht das Ding einen Riesen-Spaß. Ich werde die Flip 2, die übrigens serienmäßig mit einem sehr brauchbaren, aus gummiertem Kunststoff bestehenden Transportetui gekommen ist, für Reiseanwendungen reaktivieren.

Geschrieben von Benedikt Hotze

11. März 2021 um 23:36

Abgelegt in Allgemein,Tech Stuff

2 Kommentare zu “Tragbare Musikbox? Test der Dockin D fine + 2”

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  1. Fürstin Carolina Sophie Agatha zu Sayn-Sayn-Wittgenstein

    12. Mrz 21 um 09:36

    Wir haben den Dacia Sandero parallel zum Porsche Panamera auf der Autobahn gefahren. Das Fahrgefühl im Dacia wurde hier als leistungsarm, unkomfortabel und wenig überzeugend empfunden.

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