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Als David Bowie seine Berliner Trilogie einspielte und in Schöneberg wohnte, war das ICC gerade in Bau. Ein Gesamtkunstwerk der Space-Age-Architektur, das es so wohl kaum auf der Welt noch einmal gibt. Die Berliner Festspiele haben den seit fast zehn Jahren leerstehenden Bau für eine Kunstaktion im Oktober 2021 wieder geöffnet: für elf Tage, und unter dem Motto eines Bowie-Zitats. Das Gebäude, das glücklicherweise einschließlich der Lichtregie und einiger Rolltreppen reaktiviert werden konnte, bietet eine faszinierende Zeitreise in die Siebziger. Fazit: Wer einen solch einmaligen Schatz wegwerfen will, ist von Geist und Güte komplett verlassen. 

(Zu den Hintergründen der skandalösen ICC-Schließung habe ich 2013 hier geschrieben)

Normale Berliner/innen haben das ICC vor seiner Schließung immer nur punktuell erlebt: Auf dem eiligen Weg zu einem Kongress oder einem Pop-Konzert begab man sich durch die flughafenähnliche Empfangslobby im Erdgeschoss über Rolltreppen zügig zum entsprechenden Saal (englisch lustigerweise konsequent als „Lecture Hall“ ausgeschildert). Depeche Mode also im Vortragssaal?

Kaum jemand konnte dieses unfassbare (und augenscheinlich bestens im Original erhaltene) Kunstwerk jemals in Gänze erleben. Diese Gelegenheit bot jetzt eine verdienstvolle Aktion der Berliner Festspiele. Das kürzlich endlich unter Denkmalschutz gestellte Gebäude, für das bereits ernsthaft der Abriss diskutiert wurde, ist für ein Festival elf Tage geöffnet worden. Ich gebe zu: Die 23 Euro Eintritt für einen 3,5-Stunden-Slot habe ich nicht für die Kunst, sondern für die Baukunst investiert. Und ich wurde reich belohnt: So etwas wie den Saal 2 mit seiner an Ketten hängenden Tribüne, die sich auf- und abfahren lässt, habe ich noch nie gesehen. Ganz großes Architektur-Kino!

Saal 2 in Ketten

Untersicht Tribüne Saal 2

La maquette