In meiner Generation haben die Leute meistens normale Vornamen, wenn man mal von speziellen Ost-Extravaganzen wie Ronny und Mandy absieht. Bei den älteren Semestern gibt es hingegen eine erstaunliche Tendenz, Menschen im Alltag mit abgekürzten und/oder verniedlichten Namen zu belegen. Meine Großmutter Elfriede wurde von ihrer Verwandtschaft nie anders als „Friedchen“ gerufen, und ihre Schwester Emilie hörte Zeit ihres Lebens auf „Mielchen“. Und eine Maria, die alle nur „Tante Mariechen“ nannten, gab es da ebenfalls. Meine andere Oma Antonia wurde übrigens stets „Tonny“ genannt.
Selbst in der nachfolgenden Generation finden sich eine Tante „Marillo“, die in Wahrheit Marie-Luise heißt, ein Onkel „Friedel“, von dem ich gar nicht sagen kann, ob er Fritz oder Friedrich-Wilhelm heißt, und nicht zuletzt meine geschätzte Patentante, die ich Zeit meines Lebens nur als „Annegret“ kannte – um irgendwann zu erfahren, dass in ihrem Pass der gestelzte Name „Johanna Margaretha“ steht.
Gibt es ein Fazit? Zumindest ein erstes: Es sind vor allem Frauen, deren Namen verniedlicht wurden. In unserer Generation ist das allerdings vorbei. Oder?
Meine Freundin Daniela nennt sich seit Jahrzehnten „Dany“. Im Gegenzug erlaube ich ihr gern die Abkürzung meines Namens „Bene“. Noch Fragen?