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Anleitung zum Dorfkrimi

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Unzählige Fernsehfilme nerven mit immer dem selben Schema: Dorfheimkehrerin entdeckt unfreiwillig ein Dorfgeheimnis. Eine Anleitung für Drehbuchautoren

Foto: ARD

Sowas haben wir noch nie gesehen: Eine junge, taffe Frau, die in einem großstädtischen Kontext lebt und beruflich als Anwältin etc. erfolgreich ist, reist für einen bestimmten Anlass (runder Geburtstag, Beerdigung,…) in das Dorf ihrer Herkunft. Widerwillig, und mit dem Ziel, so schnell wie möglich wieder abzureisen. Vor Ort wird sie dann durch widrige Umstände dazu gebracht, länger als geplant zu bleiben.

Sie verliebt sich dort in einen Typen, den sie schon von Kindesbeinen an kennt – natürlich nicht ohne anfängliche Friktionen. Der Typ ist im Dorf umstritten, weil er Umweltaktivist oder attraktiver Skilehrer oder sonstwas in der Richtung ist. Im Zuge ihrer Anwesenheit entdeckt sie sie ein altes Dorfgeheimnis, über das niemand sprechen darf. Nur die alte Schwiegermutter ist ehrlich mit ihr.

Bei dem Dorfgeheimnis handelt es sich wahlweise um ein ökologisch bedenkliches Bauprojekt, an dem die Dorfbewohner verdienen wollen, oder um einen lange zurückliegenden Sterbefall, über den alle schweigen müssen, weil alle daran Schuld geladen haben.

Um die Dramaturgie zu steigern, reist der Freund / Lebensgefährte / Ehemann aus der Stadt nach, der vor Ort allerdings den Trottel gibt und gegen den Skilehrer / Umweltaktivisten keine Chance hat.

Im Finale werden alle geldgierigen / geheimniswahrenden Dorf-Wichtigtuer entlarvt, sie fahren in die Hölle, und nichts ist im Dorf wie früher. Allerdings trennt sich die Protagonistin im letzten Bild von ihrem Stadt-Trottel, heiratet den Skilehrer und entschließt sich, zu bleiben. Abendrot, Kamera aus.

ARD Degeto entblödet sich nicht, genau diesen Stoff jeden Freitag Abend erneut aufzuquirlen. Mahlzeit!

 

Geschrieben von Benedikt Hotze

27. Januar 2022 um 04:43

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