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Als Ritchie Blackmore mal wieder einen Blackout hatte

2 Kommentare

Soeben ist der Popsänger Robin Gibb im Alter von 62 gestorben, er möge ruhen in Frieden. Nun haben wir als Jugendliche in den späten siebziger Jahren kaum etwas mehr gehasst als diese fürchterliche Mainstream-Discomusik der Bee Gees mit ihren „unvirilen“ Falsettstimmen (vgl. Dieter Bartetzko, FAZ). Unser Gegenmodell war damals der „ehrliche“ Hardrock: Led Zeppelin, Deep Purple… Dummerweise hatten sich Deep Purple schon einige Jahre zuvor aufgelöst, als ich mich als Vierzehnjähriger etwa im Jahr 1978 heftig für diese Musik zu interessieren begann. Dafür erinnere ich mich jetzt wieder an ein Gaga-Interview mit dem Gitarristen Ritchie Blackmore, das ich in den ganz frühen achtziger Jahren im Radio gehört habe.

Ritchie Blackmore. Zeichnung: Benedikt Hotze, 1984

Ritchie Blackmore aka The Man In Black, geboren 1945, Gründungsmitglied von Deep Purple (über die Combo habe ich hier schon mal was Grundsätzliches geschrieben) – nun, Blackmore ist eine ganz merkwürdige Künstlerpersönlichkeit. Er ist einerseits ungeheuer musikalisch und kreativ, aber eben auch egoman und asozial. Das legendäre Rocklexikon von Schmidt-Joos/Graves, 1. Auflage 1973, attestiert ihm  ein „gewalttätiges Naturell“. Und leider ist er auch noch: dumm. Oder wie lässt sich sonst diese seine alte Äußerung erklären?

In den ganz frühen achtziger Jahren, es muss zwischen 1980 und 1982 gewesen sein, habe ich im BFBS (das war der alliierte Soldatensender British Forces Broadcasting Service, den wir in NRW bestens auf UKW empfangen konnten), eine Ausgabe der Heavy Metal Show gehört. Im Gegensatz zum WDR-Hörfunk, der seinen mit Abstand populärsten Pop-Moderator Mel Sondock bekloppterweise als freien Mitarbeiter in eine Art Garage als Produktionsort abgeschoben hatte, war BFBS in der Lage, auch randständige Interessen populärer Musik redaktionell abzudecken.

Blackmore hatte Anfang der Achtziger das Kunststück geschafft, bei seiner Deep-Purple-Nachfolgeband Rainbow alle guten Musiker abzuschießen (also den Sänger Ronnie James Dio: weg, den Drummer Cozy Powell: weg – beide sind leider inzwischen verstorben) – Blackmore versuchte es damals mit einem Mainstream-Sound nach amerikanischen Geschmack. Schon 1979 hatte er den Sänger Graham Bonnet in die Band geholt – und um den Kreis zu Robin Gibb zu schließen: Bonnet war ein entfernter Cousin der Bee Gees.

Nun fragte der BFBS-Moderator Blackmore, ob er eine Erklärung dafür habe, dass das Publikum in Rainbow-Konzerten immer dann besonders stark jubele, wenn er alte Deep-Purple-Songs wie z.B. „Lazy“ anspiele. Wäre er ehrlich gewesen, hätte Blackmore darauf antworten müssen: „Well, mein aktueller Mainstream-Scheiß gefällt den Leuten eben nicht so, wissen Sie.“ Das wäre mal was gewesen. Tatsächlich antwortete er nach meiner Erinnerung so: „Ja, es kann doch aber sein, dass jetzt die Kinder der alten Deep-Purple-Fans im Konzert sind, die besonders diese alten Lieder kennen“.

„Schluck“, hätte Donald Duck jetzt wohl gesagt. Lasst uns mal rechnen: Ein Deep-Purple-Fan der ersten Stunde mag 1970 vielleicht 16 Jahre alt gewesen sein. Der soll 1982 einen mindestens 14 Jahre alten Sohn gehabt haben? Rechnerisch kaum möglich. OK, nehmen wir einen Althippie, der 1970 schon so alt war, wie der Gitarrist selber: 25. Der wäre 1982 schon 37 gewesen und hätte damals theoretisch ein zwanzigjähriges Kind gehabt haben können. Aber das wären eben nur einige wenige Kinder gewesen, und nicht die ganze Crowd im Rainbow-Konzert von 1980 oder 82.

Schnee von gestern? Klar. Aber ich wollte es mal aufgeschrieben haben. Damit ihr das später mal (frei nach der 70er-Jahre-Comic-Serie „Gespenster-Geschichten“) so kommentieren könnt: „Seltsam? Aber so steht es geschrieben.“

Für das Medium Buch noch dieser Anspieltipp: Jürgen Roth, Michael Sailer: Deep Purple – Geschichte einer Band

 

 

 

 

Geschrieben von Benedikt Hotze

23. Mai 2012 um 00:04

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2 Kommentare zu “Als Ritchie Blackmore mal wieder einen Blackout hatte”

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  1. musicnmatrix

    5. Sep 12 um 00:18

    Das ist das dümmste, was ich bisher gehört habe. Über eine rhetorische Figur namens „Übertreibung“ hast Du wohl noch nichts gehört, was? Würdest Du Blackmore’s sarkastischen und oft schwarzen Humor verstehen, würdest Du so eine Bemerkung nicht loswerden, die von Unreife und pingeliger Wortgenauigkeit jenseits des natürlichen Menschenverstandes zeugt.
    Man muss nicht alles wörtlich nehmen, und nicht wie ein pädofiler Verrückter alles schön brav nachzählen, nachrechnen oder nachlesen. Die Fähigkeit zu abstrahieren soltle bei einem vernünftigen Menschen schon vorhanden sein.

    • Benedikt Hotze

      5. Sep 12 um 23:21

      Ich neige selbst zu der rhetorischen Figur der Übertreibung, aber das scheinst du hier nicht erkannt zu haben. Schwamm drüber, oder um es mit Gillan zu sagen: Fools die laughing still…

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