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Überbezahlte Schecks: Vorsicht vor Vorschussbetrug

3 Kommentare

Können diese Augen lügen? Bernita Adone existiert in Wirklichkeit nicht. Sie ist eine Fake-Identität, mit der Kriminelle Scheckbetrug begehen. – Was man erleben kann, wenn man eine Wohnung international anbietet…

BERNITA PP (1)

Dass italienische Behörden den Namen des eigenen Staates falsch schreiben, ist eigentlich auszuschließen. Hier fehlt der „REPUBBLICA“ einmal ein „B“ – der Ausweis ist gefälscht

Seit ich eine kleine möblierte Wohnung zur Miete auf Zeit anbiete, habe ich mit allen möglichen seltsamen Menschen e-Mail-Kontakt gehabt: Manche haben Borderline, andere ADHS, wieder andere Tourette. Da war die nette junge Italienerin, die nicht raucht, nicht trinkt und keine Party macht, eine angenehme Abwechslung. Sie wollte die Wohnung für einen Monat mieten und fragte artig, ob sie noch frei ist. Ich bejahte und bat sie, zur Absicherung ihrer Identität um die Übersendung eines Scans ihres Personalausweises, was sie auch umgehend tat.

Doch dann geriet die Kommunikation ins Stocken, sie antwortete nicht mehr auf meine Fragen. Das bisher Vereinbarte spielte keine Rolle mehr, statt dessen stellte sie sich überflüssigerweise erneut vor und erzählte wirre Geschichten. Und sie wollte mir vorab einen Scheck schicken, obwohl ich das nicht verlangt hatte.

Thanks so much for the reply,like i said am interested in your apt,let me tel a bit abt my self am bernita,i don’t drink,don’t smoke,no pet and don’t party late night am clean so you can be rest assure your apt is in save hands,cos i wil take care of it just as if its mine,am coming from the DUBLIN for a Holiday in your country and the apt location is just at perfect location for me,am willing to pay the fees no problem with that,because of the distance wil nt be able view but will appreciate more pics  if available,for you to kw am not just wasting your time on this i will have the one month rent issue to you in cheque and  when i get there then i will fill out the contract form asap is needed and so i can be rest assure too that my apt is ready and save hands for me to move in when i get there,hope you ok with that so in your next email pls get back to me with the name you want written on the cheque and the full address you want it sent too and like i said more pics bt only if available Thanks so much await your reply soon.bernita

Dieses atemlose Gelaber kam mir spanisch vor, und so sah ich mir auch den Personalausweis näher an. Siehe da: Der italienische Staatsname „Repubblica Italiana“ hatte an einer Stelle ein „b“ zu wenig. Klare Sache: Der Ausweis war gefälscht. Und die Bernita gleich mit. Ich habe den Kontakt sofort abgebrochen.

Kurze Zeit später bekam ich eine ähnliche Anfrage, hier erzählte mir eine Frau, sie sei von ihrem Unternehmen für ihre Reisekosten „überbezahlt“ worden und wolle mir einen Scheck schicken. Auch das strotzte vor Ungereimtheiten, sodass ich auch hier schnell die Notbremse zog. Übrig blieb die Frage, warum man mir unbedingt Schecks schicken will. Meine Hausbank wusste darauf keine Antwort und empfahl eine EU-Überweisung.

Ich hätte diese Vorgänge auf sich beruhen lassen, wenn ich nicht in meinem persönlichen Umfeld gebeten worden wäre, den Betrugsversuch mit dem gefälschten Ausweis zu melden, damit andere vor Schaden bewahrt werden könnten. Ich gab einer solchen Meldung zwar keine rechte Erfolgsaussicht, schilderte den Vorgang dann aber dennoch via Kontaktformular an die Internetwache der Berliner Polizei. Tatsächlich rief mich zwei Tage später eine resolute, aber freundliche Dame von der Kripo an: Die Polizei könne da nichts machen, solche Betrugsversuche gäbe es täglich hundertfach. Die Masche besteht darin, dass die Betrüger per Scheck zu hohe Summen bezahlen und um Rücküberweisung der „überbezahlten“ Differenz per Bargeldüberweisung (z. B. per Western Union) bitten. Wer darauf reinfällt, sieht sein Geld nie wieder; der empfangene Scheck erweist sich hernach stets als nicht gedeckt. Die Polizei habe schon genug damit zu tun, die Fälle zu bearbeiten, bei denen tatsächlich ein Schaden entstanden sei. Auf meine Frage, ob es eine zentrale Stelle gebe, bei der man solche Fälle melden könne, sagte sie, „nein, das würde jeden Rahmen sprengen“.

Immerhin wusste ich jetzt, warum man mir immer Schecks andrehen wollte. Und nun ließ sich auch schnell recherchieren, dass solche Betrügereien natürlich bekannt sind; schon die gute alte Nigeria Connection, die jeder aus seinem e-Mail-Spam kennt, fußt auf dem System des Vorschussbetrugs. Die gute Bernita ist auch in der Toskana schon bekannt: Hier warnen Ferienhausvermieter vor rental scam frauds.

Die Lehre aus allen Geschichten: Bei Zahlungen aus dem Ausland darf man auf keinen Fall Schecks akzeptieren, die auf eine höhere Summe ausgestellt sind, als bezahlt werden muss.

Nachtrag 18. 1. 13: Kaum hatte ich diesen Text geschrieben, trat Bernita wieder in mein Leben:

Von: bernita adone <bernitaadone@gmail.com>

Betreff: [SPAM] is the room still available ?

Datum: 18. Januar 2013 11:37:50 MEZ

An: undisclosed-recipients:;

Blindkopie: visitors@corbusier-berlin.com

Hello,

Am interested in your room/apt..please let me know if its still available ..how long is it available for and what is the final price for the rent per month? i dont smoke and i dont drink.and send me pics if available ..bernita

Geschrieben von Benedikt Hotze

17. Januar 2013 um 19:29

3 Kommentare zu “Überbezahlte Schecks: Vorsicht vor Vorschussbetrug”

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  1. M.A.Becker

    18. Jan 13 um 12:27

    Vielen Dank an tzetze, dass er diese Geschichte hier
    veröffentlicht hat. Ich habe auch eine Wohnung bei
    craigslist eingestellt und die abenteuerlichsten
    Geschichten per mail bekommen.Auffallend war, dass
    alle Anfragen von Personen mit italienischen Namen
    waren.Vor 2 Stunden bekam ich die Anfrage von Bernita,
    habe sie nicht beantwortet, sondern ihren Namen gegoogelt.Segen für mich und Fluch für Bernita, dass
    es das Internet gibt.

  2. Benedikt Hotze

    18. Jan 13 um 12:06

    Sicher hast du Recht mit dem Hinweis, überhaupt keine Schecks zu akzeptieren. Ich wollte ausdrücken, dass „überbezahlte“ Schecks ein sicheres Merkmal für einen Betrugsversuch sind.

  3. Chris

    18. Jan 13 um 09:52

    Ich würde da nach Möglichkeit gar keine Schecks akzeptieren. Oder erst, nachdem sie sicher gutgeschrieben sind. Ein ähnliches Spiel hatte ich mal bei einer Ebayauktion, letztendlich ging das dann an den Zweitbieter.

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