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Tschüss Rotkehlchen! Das Ende von Berliner Bürgerbräu

2 Kommentare

„Berliner Bürgerbräu“ gibt es nicht mehr. Jedenfalls nicht in der bisherigen Form. Alle Rezepte, Marken- und Vertriebsrechte sind mit Wirkung vom 1. März 2010 an die Radeberger-Gruppe übergegangen. Damit endet die Existenz der letzten unabhängigen industriellen Brauerei Berlins. Fortan kommen alle Berliner Biere, sofern sie nicht aus kleinen Erlebnis-,  Gastronomie- und Micro-Breweries stammen, aus einer einzigen Bierraffinerie in Berlin-Hohenschönhausen. Kindl, Schultheiss, Berliner Pilsener und eben auch Bürgerbräu: alles aus einer Fabrik.


Bisher war Bürgerbräu, das seit Anfang der neunziger Jahre in den Händen einer bayrischen Familie war, in Berlin auch immer ein Sympathieträger: für regionales Bier, gegen überregionale Massenbiere. Allein: Der Konsument hat das nicht auskömmlich honoriert. Die Ostberliner Marke Bürgerbräu mit ihrem markanten Brauschloss am Müggelsee in Friedrichshagen hat schlicht nicht genug Käufer gefunden, obwohl sie in fast allen Berliner Getränke- und Vollsortimenter-Supermärkten angeboten wurde. Vor Einführung des Dosenpfandes gab es sie sogar bei Aldi.

Wenn ich es richtig verstanden habe, wird die Marke Berliner Bürgerbräu fortan von den Oetkers, die die Radeberger-Gruppe besitzen, fortgeführt. Ob es jedoch alle Produkte wie z.B. das angenehme bernsteinfarbene Export-Bier „Rotkehlchen“ weiter geben wird, ist derzeit unklar.

Die bisherigen Bürgerbräu-Eigner hingegen wollen offenbar am alten Standort Bio-Bier als Nischenprodukt unter der neuen Markenbezeichnung „Köpenicker Bürgerbräu“ produzieren. Ein „1. Berliner Bio-Pils“ hat Bürgerbräu bereits seit 2008 im Sortiment, aber dieses Produkt soll ja wohl auch zu Radeberger wechseln.

Soll es fortan also zwei konkurrierende, unverkäufliche Marken „Bürgerbräu“ geben?

Nachtrag 1. 4. 2010

Inzwischen sind die „neuen“ Bürgerbräu-Biere im Handel, die von Schultheiß-Kindl (Radeberger-Gruppe) gebraut werden. Teilweise stehen jetzt übergangsweise sogar alte Abfüllungen aus Friedrichshagen direkt neben neuen aus Hohenschönhausen im Regal.

Erfreulich zunächst, dass auch das „Rotkehlchen“ weiter produziert wird. Allerdings steht auf der Flasche neuerdings der Hinweis, dieses Export habe eine „feine Karamellmalznote“. Und tatsächlich: Das Bier schmeckt sehr deutlich malziger als das „alte“ Rotkehkehlchen. Und zwar so deutlich, dass es mir persönlich nicht mehr schmeckt.

Komisch, sagt die Geschäftsführerin der „alten“ Bürgerbräu-Brauerei: „Wir haben denen auch die Rezepturen gegeben“.Die Geschäftsführerin habe ich übrigens erreicht bei abendlichem Anruf der Nummer, die auf den „alten“ Flaschen zwecks Brauereibesichtigung angegeben ist. Bei „Köpenicker Bürgerbräu“ ist man also fleißig und für die potentielle Kundschaft stets erreichbar. Prima!

Geschrieben von Benedikt Hotze

5. März 2010 um 23:27

2 Kommentare zu “Tschüss Rotkehlchen! Das Ende von Berliner Bürgerbräu”

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  1. Dr. Joachim Gartzke

    14. Okt 14 um 15:55

    Habe gerade einem Freund von der Ostsee, der dieses Rotkehlchen-Bier sehr gerne trinkt, wie auch ich, einen Kasten Rotkehlchen mitgenommen. Das Bier war schlecht gebraut, schmeckte abgestanden, kurz nicht trinkbar. Die Blume, die ja für Frische sorgt war in einer halben Minute weg. War das nun eine schlechte Charge oder ist das nun grundsätzlich so? Die Daten: Barcode-Nr.:4 03520 102310 ;haltbar bis05.15, 06L23282 I.
    Es würde mich sehr interessieren, ob das grundsätzlich die neue Qualität ist oder nur eine schlechte Charge mit zu wenig Kohlensäure o. ä.

    MfG J. Gartzke

  2. Fred W., Berlin-Spandau

    10. Mai 11 um 21:21

    Ich trinke sehr gerne, auch wenn nicht jeden Tag, Rotkehlchen.
    Seit dieser Übernahme/Verkauf ist dieses Bier nicht mehr das selbe. Mir fehlt einfach dieser unverwechselbarer Schmack und auch die rubinrote Farbnote.
    Aber egal welches Bier, es ist doch fast nur noch Hopfenextrakt drinn.

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