Ostern 2025 hatten wir Gelegenheit, in Magdeburg Architektur abseits der bekannten sozialreformerischen Siedlungen der 1920er Jahre anzusehen. Darunter einige markante Lost Places.
Zwei ruinöse Brauereigebäude sind uns immer schon bei der Einfahrt nach Magdeburg mit dem Zug aufgefallen.
In der ehemaligen Diamant-Brauerei (Neue Neustadt, Lübecker Str. 127-129) wurde die Produktion 1994 eingestellt; seitdem ist der markante Backsteinbau mit den malerischen Türmen eine Industrieruine (begonnen 1888, Architekt J.L. Langeloth aus Frankfurt am Main; Kesselhaus mit stockwerksübergreifenden Rundbogenlisenen 1906). Augenscheinlich haben auf dem Gelände jüngst Bauarbeiten begonnen.
Ebenso auffällig ist der Siloturm des Sudhauses der ehemaligen Börde-Brauerei (Alte Neustadt, Sieverstorstraße 6-20) von 1936 (Architekt Karl Weirich, ebenfalls aus Frankfurt). Der Turm ist der letzte verbliebene Rest der Anlage, alles andere ist in den 1990er Jahren trotz bestehenden Denkmalschutzes abgerissen worden. Der wirksam frei stehende Turm aus der Nazizeit zeigt Anklänge an Gotik und Backsteinexpressionismus. Er soll in Wohnungen umgewandelt werden; dabei soll der niedrigere Teil des Bauwerks aufgestockt werden, was die Proportionierung des Baukörpers empfindlich stören würde (Rendering hier)
Ebenfalls als Lost Place präsentiert sich das Apparatehaus des Gaswerks Neustadt (Rogätzer Straße 22–30), errichtet 1925 von Johannes Göderitz im Stil der Neuen Sachlichkeit.
Vom selben Architekten, Göderitz, stammt die Transformatorenstation an der Lübecker Straße 7 in der Neuen Neustadt aus dem Jahr 1928. Die Gestaltung erinnert an entsprechende Bauten von Richard Brademann und Hans Heinrich Müller in Berlin. Das Gebäude wurde offensichtlich jüngst saniert und verlor dabei den Charme der Entstehungszeit.
Ebenfalls kein Lost Place mehr ist die Hyparschale im Rotehornpark mit einer Dachkonstruktion von Ulrich Müther. Das jahrzehntelang leerstehende Gebäude wäre um ein Haar abgerissen worden, bis es nun nach Plänen von gmp (Hamburg) saniert wurde.
In der Nähe dann das Hauptwerk von Johannes Göderitz, die Stadthalle von 1926/27. Diese ist derzeit eingerüstet und offenbar weitgehend entkernt; die laufende Sanierung wird ebenfalls von gmp geplant.
Als Zugang zum Rotehornpark fungiert die ehemalige Eisenbahnhubbrücke von 1934, die für Fußgänger zugänglich ist, aber ihre ursprüngliche Funktion verloren hat.
Der Zugverkehr wurde 1998 eingestellt; 2001 wurde der Mittelteil der Brücke in der erhöhten Position arretiert, weil die Hubvorrichtung defekt war. Insofern ist die Hubbrücke durchaus als Lost Place zu bezeichnen.
Die Verglasungen der „Kommandobrücken“ sind inzwischen weitgehend verschwunden; diese gaben dem Bauwerk einst den architektonischen Ausdruck der klassischen Moderne.
Zum Schluss noch ein verstörendes Bauwerk aus der Nazizeit, das zwar wohl noch genutzt wird; durch das verrammelte Hauptportal wirkt es aber ebenfalls als Lost Place.
Die Fahnenhalle ist Bestandteil der ehemaligen Hindenburg-Kaserne, 1936-39 von Heinrich Tessenow, in Magdeburg-Brückfeld.
Pathetisch die rechteckige, fensterlose Fahnenhalle, heute Außenstelle des Landeshauptarchivs (Tessenowstraße 2, aus grauem Velpker Sandstein, das große, rundbogige Eingangsportal über dem Treppenaufgang an der Schmalseite heute verschlossen. An den Langseiten flache Lisenen mit Eichenlaubkapitellen. (Dehio 2002)