An einem dezembertrüben Sonntag führte uns ein Ausflug zu drei bemerkenswerten Türmen im südöstlichen Stadtgebiet von Berlin, die mir bislang unbekannt waren. Ausgelöst war die Recherche von Presseberichten über ein gestaltetes Schornsteinbauwerk der Ausflugsgaststätte „Zenner“ aus frühen DDR-Zeiten.
Deep Purple: Hardrock-Rentner plötzlich ganz vorne
Ein neues Album der Hardrock-Band Deep Purple (gegründet 1968) elektrisiert gerade die Feuilletons. Die beiden stilprägenden Musiker sind schon lange nicht mehr dabei. Was ist da los im Rentnerbereich?
Eisenbahnrelikte IV: Die Königlich Preußische Militär-Eisenbahn Berlin–Jüterbog
Prolog: Die „Kanonenbahn“ auf der Moselstrecke zwischen Koblenz und Trier hat den deutsch-französischen Krieg 1870/71 entscheidend beeinflusst. Dank der eilig gebauten Strecke konnte Deutschland schneller schwere Waffen ins Kriegsgebiet liefern als der Gegner. Heute tuckern Diesel-Triebwagen der Regionalbahn über das Pündericher Hangviadukt.
Ortswechsel: Die „Königlich Preußische Militär-Eisenbahn“ (KME) zwischen Berlin-Schöneberg und Jüterbog wurde ab 1875 errichtet und um 1920 als Ergebis des Versailler Vertrags entmilitarisiert, also dem zivilen Personenverkehr zugeführt. Nach 1990 wurde die Strecke stillgelegt und dient heute teilweise als Draisinenbahn touristischen Zwecken. Eine Reihe von architektonisch aufwändigen Bahnhofsgebäuden sind erhalten und waren das Ziel unseres heutigen Sonntagsausflugs.
Goebbels, Jugend, Bogensee: Land Berlin will Baudenkmäler in Brandenburg abreißen
Familien, Radfahrer, Neonazis: An einem sonnigen Sonntag treffen wir am Bogensee (Gemeinde Wandlitz, Kreis Barnim im Land Brandenburg) auf regen Besucherverkehr, der sich auch nicht durch allgegenwärtige Verbotsschilder davon abhalten lässt, den Landsitz zu sehen, den sich Nazigröße Joseph Goebbels ab 1939 errichten ließ, um sich ungestört mit seiner Geliebten zu treffen. Doch das Land Berlin als Besitzer will das denkmalgeschützte Gelände abreißen, um Unterhaltskosten für den Lost Place zu sparen. Landkreis und Gemeinde halten mit einem „Abriss-Moratorium“ dagegen.
Hut, Bad, Prärie: Neues aus Luckenwalde
Luckenwalde, etwa 50 Kilometer südlich von Berlin gelegen, ist in die internationale Architekturgeschichte eingeschrieben durch die Hutfabrik von Erich Mendelsohn. Was es dort sonst noch zu sehen gibt, hatten wir im September 2017 erkundet und hier aufgeschrieben. Ein Wiederbesuch ergab heute Neues…
Down with Demolition – Demo gegen Hochhaus-Abriss in Berlin schwach besucht
Eine Initiative in Berlin hat zur Demo gegen den faktisch laufenden Abriss des in Landeseigentum stehenden Stahlbeton-Hochhauses An der Urania 4-10 des Architekten Werner Düttmann aufgerufen. Bei kühlem Aprilwetter kamen am 23. März 2024 enttäuschend wenige Teilnehmende zusammen. Dabei sollte die Demo über den Einzelfall hinaus die klimaschädliche Praxis „Abriss statt Umbau“ anprangern.
Rüstung, Siedler, Kriegsbeschädigte: Architektur in Babelsberg-Süd
Potsdam-Babelsberg ist bekannt für seinen Lennéschen Schlosspark, die Villenkolonie Neubabelsberg am Griebnitzsee (mit Frühwerken von Mies van der Rohe) und natürlich die Filmstudios. In Babelsberg-Süd sind uns noch ein paar andere architektonische Besonderheiten aufgefallen…
Corbusier in Köpenick? Drei Behrens-Bauten im Berliner Südosten
Oft vorbeigefahren, nie angehalten: Das Bootshaus Elektra (1910-12) an der Wuhlheide stammt von Peter Behrens. Pikant wird die Sache, weil das Landesdenkmalamt (LDA) spekuliert, der junge Le Corbusier könnte an dem Entwurf beteiligt gewesen sein. – Ein Sonntagsausflug in den Berliner Südosten…
Rock-Opa empfiehlt was Neues II – Zwölf Alben der letzten 30 Jahre
Ich bin aufgewachsen mit der Musik, die bei den Amis „Classic Rock“ genannt wird. Gemeint sind Acts wie Deep Purple, Led Zeppelin, Rolling Stones oder Pink Floyd – um nur die bekanntesten Namen zu nennen. Was in den Siebzigern eine rebellische Attitüde gehabt haben mochte, gilt heute als Musik alter Männer.
Lies den Rest des Artikels »
Das früheste moderne Haus in Berlin
In Riesigk (!) nahe des Wörlitzer Parks bei Dessau haben wir die früheste neugotische Kirche Deutschlands identifiziert (1804–09); gestern haben wir das früheste moderne Haus Berlins besucht: die Doppelvilla von Erich Mendelsohn am Karolingerplatz im Westend (Bauausführung: 1922, Quelle: BusB IV C, 1975).
Anke Barz 1962–2023
Als ich Anke kennenlernte, waren wir beide über 50 und hatten jeweils eine Scheidung hinter uns. Wir haben uns gefunden (übrigens auf dem Fahrrad und nicht im Internet) und wollten miteinander alt werden. Das hat nicht geklappt: Anke ist am Sonntag, 12. November 2023, auf der Arbeit an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.
Anke Barz, geborene Prskawetz, ist in Heide/Holstein zur Welt gekommen. Die Mutter stammte von der Insel Rügen, der Vater war Sudetendeutscher. Sie hat nach einem Realschulabschluss als 16-Jährige den schönen Ausbildungsberuf der „Schauwerbegestalterin“ erlernt. In ihrer Heimat hielt es sie nicht, sie ging nach (West-)Berlin. In den 80ern war sie dort auf den angesagten Dancefloors unterwegs. Sie arbeitete im Einzelhandel, bei Pelz Lösche am Ku’damm, zuletzt seit fast 20 Jahren bei Möbel Hübner. Dort gestaltete sie bis vor einigen Jahren sehr kreativ die Schaufenster, bis ein beklopptes neues Konzept die Schaufenster abgeschafft hat.
Anke hatte eine Sicherheit in der Rechtschreibung, die den meisten „Studierten“ abgeht. Sie hat sich auf unzähligen Sonntagsausflügen und Städtetrips in die jüngere Baugeschichte so eingedacht, dass sie Bauten des 19. und 20. Jahrhunderts bestens datieren konnte. Sie hatte eine erstaunliche soziale Intelligenz und eine seltene sexuelle Liberalität. Anke war Genussmensch, liebte Wein (aber nur in den richtigen Gläsern!) und kochte für ihr Leben gern. Ja, Anke hatte auch eine robuste Art der Kommunikation. Ihre Liebeserklärung klang dann so: „Dich werde ich ja auch nicht mehr los!“
Auf der Arbeit sah sie keine Perspektive mehr, dachte über Möglichkeiten zur Frührente nach. Sie lebte für ihren Garten in der Kolonie Bergfrieden am Vorarlberger Damm. Dort haben wir die Sommer gemeinsam in einer Laube von 24 Quadratmetern verbracht – jedes Jahr fünf Monate Urlaub im Ferienhaus.
Ankes plötzlicher Tod hat auch meinen Lebensentwurf vor die Wand geknallt. Ich muss es akzeptieren.
Bizarre Relikte: Hochbunker in Hamm
In Hamm/Westfalen sind noch alle realisierten Luftschutzbunker der Nazis aus dem zweiten Weltkrieg vorhanden. Eine Fototour zu diesen bizarren Relikten, die in der Regel von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen gebaut wurden
Finanzberatung: Es sind alles Verkäufer da draußen!
Die EU-Kommission will gerade ein Provisionsverbot für Anlageberatungen bei Kleinanlegern durchsetzen. Warum wundert es mich nicht, dass ausgerechnet Unions- und FDP-Politiker dagegen sind? Diese Parteien werden von Lobbyisten beeinflusst, die am Status Quo Milliarden verdienen. Zu Lasten der Verbraucher und Kleinanlegerinnen.
Eisenbahnrelikte III: Vereinshausbrücke am Bahnhof Westend
Von den Stadtbahn-Bahnsteigen des Berliner Bahnhofs Westkreuz ist sie (noch) gut sichtbar: die so genannte „Vereinshausbrücke“. Bei unserem jüngsten Besuch fehlten bereits die Metall-Segmente; die Brückenteile wurden ab Mai 2022 demontiert. Nach Auskunft eines Anwohners wurde das letzte Brückenteil Pfingsten 2023 entfernt. Die noch bestehenden Beton-Widerlager (unter denen zu beiden Seiten die S-Bahn verkehrt) dürften auch bald zurückgebaut werden. – Eine Spurensuche führt in die ganz eigene Welt der Eisenbahn-Landwirtschaft mitten in der Millionenstadt.
Güstrow: Architekturhistorischer Beifang
Das schrägste Gebäude der mecklenburgischen Kleinstadt Güstrow (knapp 30.000 Einwohner) sehen wir schon bei der Einfahrt in den Bahnhof: das ungenutzte, aber denkmalgeschützte Stellwerk W4 ist wohl ein Nierentisch made in GDR.
Denkmalrekord in Wuppertal! Oder?
Wuppertal gilt – nach Köln – als die Stadt mit den meisten eingetragenen Baudenkmälern in Nordrhein-Westfalen. Respekt! Oder kommt diese Zahl vielleicht nur durch eine andere Zählweise zustande?
Die Architektin – eine Buchrezension
Das Cover ist ein Hingucker: Zu sehen ist das Turmrestaurant „Bierpinsel“ in Berlin-Steglitz. Im dem Roman „Die Architektin“ geht es indes um den in der Nähe errichteten „Steglitzer Kreisel“, ein Hochhaus-Projekt der 1970er Jahre, das als Inbegriff des Westberliner Baufilzes in die Geschichte eingegangen ist. Das Buch ist als Schlüsselroman über die schillernde Architektin und Immobilienentwicklerin Sigrid Kressmann-Zschach (1929–1990) angelegt und führt die Mechanismen dieses Baufilzes süffig vor. Es transportiert stimmig den Kolorit der Zeit – schwächelt allerdings bei einigen Details. Dazu später mehr.
Zeltinger: Das kölsche Missverständnis
Das Projekt Zeltinger Band ist ein Riesen-Missverständnis: Da hält sich jemand seit Jahrzehnten für einen ernsthaften Rockmusiker, der jedoch nur per Zufall einen einzigen Erfolg hatte. Immerhin hat seine erste LP Musikgeschichte geschrieben.
„Rein und raus gleichzeitig“ – Deutschlands erstes Parkhaus als Illusionsarchitektur
Spitzzackig-expressionistischer Baudekor und eine Haustür, die auf einen Supermarkt-Parkplatz führt: Die Reste von Deutschlands erstem Parkhaus haben als Illusionsarchitektur überlebt.
Eisenbahnrelikte II: Die Stammbahn – Endstation Prellbock
Die Stammbahn zwischen Berlin und Potsdam war 1838 die erste Eisenbahnstrecke Preußens – eröffnet nur drei Jahre nach der ersten deutschen Strecke überhaupt, jener zwischen Nürnberg und Fürth. Auf dem zentralen Teilstück der Stammbahn ist davon heute nichts mehr zu erahnen: Die Strecke liegt brach, und der Bahnverkehr zwischen Potsdam und Berlin wird auf einem Umweg über Wannsee geführt. Nun soll die Stammbahn reaktiviert werden. Ein Besuch vor Ort zeigt, dass dafür noch sehr viel getan werden muss.