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Das ist wirklich Riesigk: Neugotik in Deutschland – wer bietet früher?

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Die Überschrift muss man erstmal erklären: Sie bezieht sich auf das Dorf Riesigk in Sachsen-Anhalt und die dortige Kirche. Es geht um Kunstgeschichte – und da um die Frage, wo der früheste neugotische Kirchenbau des Landes steht.

Vorab ein Crashkurs in Bageschichte: Nach den Stilen von Romanik über Gotik, Renaissance und Barock bis zum Klassizismus gab es den „Stil“ des Historismus. Dieser bestimmte das 19. Jahrhundert bis zum ersten Weltkrieg. Im Historismus wurden vergangene Stile kopiert bzw. nachgeahmt, weswegen diese Epoche noch lange Jahrzehnte danach als „wertlos“ galt. Dennoch prägt der Historismus unsere Städte weit mehr als alle anderen Epochen; das liegt an der schieren gebauten Masse im Zeitalter der Industrialisierung. Fabriken, Amtsgerichte, Krankenhäuser und nicht zuletzt Kirchen wurden in den „Neo“-Stilen errichtet.

Zurück zu unserem Thema: Wann fing das eigentlich an? Für Deutschland liegt die Antwort in Sachsen-Anhalt, genauer: im Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Diese erst nach 1990 aufgekommene Bezeichnung bezieht sich auf das Umfeld des Wörlitzer Gartens. Dort befindet sich ein „Gotisches Haus„, das ab 1773  in klassizistischer Raumidee, aber gotischer Ornamentik von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff errichtet wurde.

Neben dem Wörlitzer Park befindet sich die neugotische Kirche des Ortes, die 1804-09 als Umbau einer romanischen Kirche realisiert wurde. In unserer Wahrnehmung ein extrem früher neugotischer Kirchenbau!

Aber es geht noch früher, wie die Kirche im benachbarten Dorf Riesigk beweist:

Sie wurde 1797 – 1800 von Georg Christoph Hesekiel erbaut und ist für mich die älteste neugotische Kirche Deutschlands. Oder bietet jemand mehr?

Geschrieben von Benedikt Hotze

15. August 2022 um 00:43

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