In Hamm/Westfalen ist ab 1882 und insbesondere 1912–29 der angeblich größte Verschiebebahnhof Europas errichtet worden. Heute kennen Bahnreisende Hamm hauptsächlich wegen der Zugteilung der ICEs zwischen Berlin und dem Rhein-Ruhr-Gebiet. Der benachbarte Verschiebebahnhof liegt weitgehend brach. Einige Impressionen aus dem Dezember 2024 bei Nebel…
Archiv für die Kategorie ‘Architektur’
Dallgow-Döberitz: Nazi-Kasernen und Flak-Garagen
Wer aus Richtung Nauen nach Berlin mit dem Auto fährt, kam in den vergangenen Jahrzehnten nicht daran vorbei: Baulich eindrucksvolle, aber leerstehende Kasernenbauten aus der Nazizeit stehen direkt an der autobahnähnlichen Straße gegenüber dem ehemaligen Olympischen Dorf in Elstal. Nun werden die Bauten offenbar systematisch abgerissen.
Gas, Wasser, Gastro: Drei unbekannte Türme im Berliner Südosten
An einem dezembertrüben Sonntag führte uns ein Ausflug zu drei bemerkenswerten Türmen im südöstlichen Stadtgebiet von Berlin, die mir bislang unbekannt waren. Ausgelöst war die Recherche von Presseberichten über ein gestaltetes Schornsteinbauwerk der Ausflugsgaststätte „Zenner“ aus frühen DDR-Zeiten.
Eisenbahnrelikte IV: Die Königlich Preußische Militär-Eisenbahn Berlin–Jüterbog
Prolog: Die „Kanonenbahn“ auf der Moselstrecke zwischen Koblenz und Trier hat den deutsch-französischen Krieg 1870/71 entscheidend beeinflusst. Dank der eilig gebauten Strecke konnte Deutschland schneller schwere Waffen ins Kriegsgebiet liefern als der Gegner. Heute tuckern Diesel-Triebwagen der Regionalbahn über das Pündericher Hangviadukt.
Ortswechsel: Die „Königlich Preußische Militär-Eisenbahn“ (KME) zwischen Berlin-Schöneberg und Jüterbog wurde ab 1875 errichtet und um 1920 als Ergebis des Versailler Vertrags entmilitarisiert, also dem zivilen Personenverkehr zugeführt. Nach 1990 wurde die Strecke stillgelegt und dient heute teilweise als Draisinenbahn touristischen Zwecken. Eine Reihe von architektonisch aufwändigen Bahnhofsgebäuden sind erhalten und waren das Ziel unseres heutigen Sonntagsausflugs.
Goebbels, Jugend, Bogensee: Land Berlin will Baudenkmäler in Brandenburg abreißen
Familien, Radfahrer, Neonazis: An einem sonnigen Sonntag treffen wir am Bogensee (Gemeinde Wandlitz, Kreis Barnim im Land Brandenburg) auf regen Besucherverkehr, der sich auch nicht durch allgegenwärtige Verbotsschilder davon abhalten lässt, den Landsitz zu sehen, den sich Nazigröße Joseph Goebbels ab 1939 errichten ließ, um sich ungestört mit seiner Geliebten zu treffen. Doch das Land Berlin als Besitzer will das denkmalgeschützte Gelände abreißen, um Unterhaltskosten für den Lost Place zu sparen. Landkreis und Gemeinde halten mit einem „Abriss-Moratorium“ dagegen.
Hut, Bad, Prärie: Neues aus Luckenwalde
Luckenwalde, etwa 50 Kilometer südlich von Berlin gelegen, ist in die internationale Architekturgeschichte eingeschrieben durch die Hutfabrik von Erich Mendelsohn. Was es dort sonst noch zu sehen gibt, hatten wir im September 2017 erkundet und hier aufgeschrieben. Ein Wiederbesuch ergab heute Neues…
Rüstung, Siedler, Kriegsbeschädigte: Architektur in Babelsberg-Süd
Potsdam-Babelsberg ist bekannt für seinen Lennéschen Schlosspark, die Villenkolonie Neubabelsberg am Griebnitzsee (mit Frühwerken von Mies van der Rohe) und natürlich die Filmstudios. In Babelsberg-Süd sind uns noch ein paar andere architektonische Besonderheiten aufgefallen…
Corbusier in Köpenick? Drei Behrens-Bauten im Berliner Südosten
Oft vorbeigefahren, nie angehalten: Das Bootshaus Elektra (1910-12) an der Wuhlheide stammt von Peter Behrens. Pikant wird die Sache, weil das Landesdenkmalamt (LDA) spekuliert, der junge Le Corbusier könnte an dem Entwurf beteiligt gewesen sein. – Ein Sonntagsausflug in den Berliner Südosten…
Das früheste moderne Haus in Berlin
In Riesigk (!) nahe des Wörlitzer Parks bei Dessau haben wir die früheste neugotische Kirche Deutschlands identifiziert (1804–09); gestern haben wir das früheste moderne Haus Berlins besucht: die Doppelvilla von Erich Mendelsohn am Karolingerplatz im Westend (Bauausführung: 1922, Quelle: BusB IV C, 1975).
Bizarre Relikte: Hochbunker in Hamm
In Hamm/Westfalen sind noch alle realisierten Luftschutzbunker der Nazis aus dem zweiten Weltkrieg vorhanden. Eine Fototour zu diesen bizarren Relikten, die in der Regel von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen gebaut wurden
Eisenbahnrelikte III: Vereinshausbrücke am Bahnhof Westend
Von den Stadtbahn-Bahnsteigen des Berliner Bahnhofs Westkreuz ist sie (noch) gut sichtbar: die so genannte „Vereinshausbrücke“. Bei unserem jüngsten Besuch fehlten bereits die Metall-Segmente; die Brückenteile wurden ab Mai 2022 demontiert. Nach Auskunft eines Anwohners wurde das letzte Brückenteil Pfingsten 2023 entfernt. Die noch bestehenden Beton-Widerlager (unter denen zu beiden Seiten die S-Bahn verkehrt) dürften auch bald zurückgebaut werden. – Eine Spurensuche führt in die ganz eigene Welt der Eisenbahn-Landwirtschaft mitten in der Millionenstadt.
Güstrow: Architekturhistorischer Beifang
Das schrägste Gebäude der mecklenburgischen Kleinstadt Güstrow (knapp 30.000 Einwohner) sehen wir schon bei der Einfahrt in den Bahnhof: das ungenutzte, aber denkmalgeschützte Stellwerk W4 ist wohl ein Nierentisch made in GDR.
Denkmalrekord in Wuppertal! Oder?
Wuppertal gilt – nach Köln – als die Stadt mit den meisten eingetragenen Baudenkmälern in Nordrhein-Westfalen. Respekt! Oder kommt diese Zahl vielleicht nur durch eine andere Zählweise zustande?
Die Architektin – eine Buchrezension
Das Cover ist ein Hingucker: Zu sehen ist das Turmrestaurant „Bierpinsel“ in Berlin-Steglitz. Im dem Roman „Die Architektin“ geht es indes um den in der Nähe errichteten „Steglitzer Kreisel“, ein Hochhaus-Projekt der 1970er Jahre, das als Inbegriff des Westberliner Baufilzes in die Geschichte eingegangen ist. Das Buch ist als Schlüsselroman über die schillernde Architektin und Immobilienentwicklerin Sigrid Kressmann-Zschach (1929–1990) angelegt und führt die Mechanismen dieses Baufilzes süffig vor. Es transportiert stimmig den Kolorit der Zeit – schwächelt allerdings bei einigen Details. Dazu später mehr.
„Rein und raus gleichzeitig“ – Deutschlands erstes Parkhaus als Illusionsarchitektur
Spitzzackig-expressionistischer Baudekor und eine Haustür, die auf einen Supermarkt-Parkplatz führt: Die Reste von Deutschlands erstem Parkhaus haben als Illusionsarchitektur überlebt.
Eisenbahnrelikte II: Die Stammbahn – Endstation Prellbock
Die Stammbahn zwischen Berlin und Potsdam war 1838 die erste Eisenbahnstrecke Preußens – eröffnet nur drei Jahre nach der ersten deutschen Strecke überhaupt, jener zwischen Nürnberg und Fürth. Auf dem zentralen Teilstück der Stammbahn ist davon heute nichts mehr zu erahnen: Die Strecke liegt brach, und der Bahnverkehr zwischen Potsdam und Berlin wird auf einem Umweg über Wannsee geführt. Nun soll die Stammbahn reaktiviert werden. Ein Besuch vor Ort zeigt, dass dafür noch sehr viel getan werden muss.
Neugotisch, evangelisch und sozial: Die Halbinsel Hermannswerder in Potsdam
Eine zu Wohnzwecken umgenutzte Friedhofskapelle (Baunetz-Meldung) führt unseren Sonntagsausflug auf eine etwas abgelegene Halbinsel in Potsdam: Auf Hermannswerder hat sich eine Reihe neugotischer Bauten aus der Zeit von 1891 bis 1911 erhalten, die von dem Textilfabrikanten-Ehepaar Clara und Hermann Hoffbauer für gemeinnützige Zwecke der evangelischen Kirche gestiftet wurden. Zu Ehren der Stifter wurde die Insel nach dem Vornamen des Ehemannes benannt. Die meisten Bauten sind saniert erhalten und dienen heute (wieder) sozialen und Bildungszwecken. (Eintrag Hermannswerder in der Denkmalliste)
Eisenbahnrelikte: Versorgungsbahn Flughafen Tempelhof
Immer wieder tauchen Gerüchte auf, der Flughafen Tempelhof, ein architektonisches Prestigeprojekt des NS-Regimes, sei mit irgendwelchen geheimen unterirdischen Bahn-Verbindungen ausgestattet. Die Wahrheit ist simpler: Das Flughafengebäude war mit einem Güter-Anschlussgleis (Versorgungsbahn), das dort in der Frachtebene unter der Empfangshalle durchgeführt wird, mit dem übrigen Eisenbahnnetz verbunden. Dieses ca. 5 km lange Gleis vom Güterbahnhof Hermannstraße bis zum Flughafen existiert heute noch weitgehend, wenn auch überwuchert (Fotos der Strecke auch bei biuup.bplaced.net). Im Januar/Februar 2023 haben wir es erkundet. Dazu gehört vor allem ein auffälliges Brückenbauwerk über die stark befahrene Ringbahn.
Lust auf Lulu – eine barock-klassizistische Idealstadt
Ludwigslust liegt an der Bahnstrecke Berlin-Hamburg. Entstanden ist „Lulu“, weil die mecklenburgischen Herzöge ihren Residenzort im Jahr 1764 hierhin verlegt haben – bis sie 1837 wieder zurück nach Schwerin zogen. In den dazwischen liegenden Jahren ist aus dem Nichts eine spätbarock-klassizistische Idealstadt entstanden, die bis heute ein ungewöhnlich großzügiges und einheitliches Stadtbild sowie einige herausragende Bauten des Klassizismus bietet. Eine echte Entdeckung für einen architektonischen Wochenendtrip!
Das Moltkeviertel in Essen – eine Buchrezension
Essen war bis in die 1970er Jahre hinein die fünftgrößte Stadt in Deutschland – vor Frankfurt, Düsseldorf, Dortmund, Leipzig oder Stuttgart (als gebürtiger Essener wiederhole ich mich da gern). Ein vierter Band einer verdienstvollen Reihe zur modernen Architektur in Essen beschäftigt sich mit einem ganz erstaunlichen städtebaulichen Projekt der Reform- und Gartenstadt-Architektur kurz vor dem ersten Weltkrieg: dem „Moltkeviertel“. Dort war, einen Kilometer vom Hauptbahnhof entfernt, eine Mischung aus Industriellen-Villen und Reihenhäusern „kleiner Leute“ Programm. Und der städtebauliche Kulminationspunkt war nicht mehr wie früher eine Kirche, sondern eine Ingenieursschule. Mehr Moderne ging 1908 nicht!