In Hamm/Westfalen sind noch alle realisierten Luftschutzbunker der Nazis aus dem zweiten Weltkrieg vorhanden. Eine Fototour zu diesen bizarren Relikten, die in der Regel von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen gebaut wurden
Im Oktober 1940 erließ das kriegsführende Nazi-Deutschland ein „Führer-Luftschutz-Sofortprogramm“. Demnach wurden in 62 Städten öffentliche Bunker zum Schutz vor Bomben errichtet. Eine Geo-Visualisierung in der Masterthesis „Anomalie Hochbunker“ von Michael Huber und Marcel Stütz zeigt eine Häufung solcher Bunker in Wien, Hamburg, Bremen, Hannover, Rhein-Main, Berlin und vor allem im Rhein-Ruhr-Gebiet.
Hamm in Westfalen ist die östlichste Stadt dieses „Rheinisch-Westfälischen Industriegebiets“. Hier wurden 15 Bunker gebaut oder geplant (zwei kamen nicht über die Bodenplatte hinaus, von einem weiteren entstanden lediglich Skizzen). Somit sind zwölf solcher Bauten realisiert worden, die noch heute im Stadtbild präsent sind. Eine Auflistung bei HammWiki gibt einen Überblick darüber; diese Liste stützt sich offenbar auf dieses (vergriffene) Buch:
Wulf, Karl: Hamm – Planen und Bauen 1936-1945. Innenstadtplanung – Bau der Luftschutzbunker. Dargestellt und erläutert auf der Grundlage der Planungen des Stadtbaurats Emil Haarmann. Hamm 2002
Hier wird die Zählweise der Bunker aus diesen Veröffentlichungen übernommen.
Luftschutzbunker Nr. 2 Schillerplatz (Schillerstraße 1, Hamm-Mitte)
Auf den 1941 erbauten Bunker wurden in den 1990er Jahren von privater Seite vier Wohnungen aufgesetzt, und es wurde straßenseitig ein Treppenhausgebäude angefügt.
Luftschutzbunker Nr. 3 Viktoriaplatz (Hausnummer 3, Hamm-Westen)
Auffällig an diesem viergeschossigen Bunker ist die teilweise ausgeführte Verklinkerung mit hohen, schmalen Rundbogenöffnungen. Offenbar sollte die Bunkerfunktion damit optisch kaschiert werden. Bei den nicht verklinkerten Sichtbetonflächen fallen die Anker für die Befestigung der Vormauerschale auf. Der Bunker bildet, städtebaulich bewusst gesetzt, eine Schmalseite des Viktoriaplatzes aus.
Ebenfalls auffällig die krassen Ausblühungen aus dem Beton der Deckenplatte. Womöglich wurden unter den Bedingungen der Kriegswirtschaft minderwertige Baustoffe verwendet.
Luftschutzbunker Nr. 4 Bad Hamm (Ostenallee 81)
Der Bunker markiert die Ecke Ostenallee/Fährstraße am Kurpark. Auffällig ist ein eingeschossiges, verklinkertes Nebengebäude mit Arkatur, das im hinteren Teil eine Trafostation beherbergt. Im vorderen Teil wurde früher ein Kiosk betrieben. Im siebengeschossigen Hauptbau soll nach dem Krieg ein Hotel untergebracht gewesen sein; später residierte hier ein Graffiti-Künstler.
Luftschutzbunker Nr. 5 Posener Straße (Hamm-Norden)
Der dreigeschossige, massive Betonkörper befindet sich in solitärer Lage in der Nähe der 1938 errichteten Johanneskirche.
Luftschutzbunker Nr. 6 Widumstraße (Hausnummer 55)
Dieser 28 m hohe Bunker ist als einziger in Hamm in der genannten Masterthesis erwähnt. Demnach stammt der Entwurf von den Architekten Schröder und Bergmann. Er bildet das Ende einer Ost-West-Achse durch den Stadtkern und ist auch wegen seiner Lage auf einer Anhöhe weithin sichtbar.
Luftschutzbunker Nr. 7 Feidikstraße (Hausnummer 44, Hamm-Mitte)
Der an der Ecke zur Sedanstraße städtebaulich wirksam gesetzte, neungeschossige Bunker auf quadratischem Grundriss diente als Vorbild für drei weitere Bunker in Hamm.
Luftschutzbunker Nr. 8 Westentor (Südring 2, Hamm-Mitte)
Der weithin sichtbare Bunker in der Hammer Innenstadt ist baugleich mit dem in der Feidikstraße.
Luftschutzbunker Nr. 9 Vorsterhauser Weg (Hausnummer 48, Hamm-Westen)
Auch dieser Bunker folgt dem Schema Feidikstraße. Er steht auf dem privaten Gelände der Maschinenbaufirma Jäckering und wird von dieser genutzt; daher ist die Dachdeckung saniert und hinten eine metallene Fluchttreppe installiert worden.
Luftschutzbunker Nr. 10 Vorheider Weg (Hausnummer 4, Hamm-Westen)
Der dritte zur Feidikstraße baugleiche Bunker ist mit einem Regenbogen bemalt worden.
Luftschutzbunker Nr. 11 Langewanneweg (Hausnummer 35, Hamm-Süden)
Das Ende 1943 fertig gestellte, siebengeschossige Gebäude war als Krankenhausbunker geplant. Er steht auf dem Gelände des Evangelischen Krankenhauses und wird von diesem als Strahlenzentrum genutzt.
Luftschutzbunker Nr. 14 Rothebach (Hausnummer 4, Hamm-Mitte)
Der Hochbunker am Rothebach war als 9-geschossiger Luftschutzbunker geplant. Tatsächlich sind nur fünf Geschosse im Rohbau erstellt worden, weil ein alliierter Luftangriff am 5. Dezember 1944 die Baustelleneinrichtung komplett zerstört hatte. Vorgesehen war im Bunker eine Befehlsstelle für die Polizei. Dafür waren die unteren drei Geschosse reserviert. Heute befindet sich ein Wohnhaus auf dem Dach des Bunkers. (hammwiki.info/wiki/Hochbunker)
Der teilweise auskragende Penthouse-Aufbau ist 2007–08 von dem Architekturbüro Archivolver, Bonn, realisiert worden (BauNetz Wissen).