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Drei Bücher, die mich geprägt haben

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In der „Süddeutschen“ wurde soeben berichtet, dass Kanzler Merz auf die Frage, welche drei Bücher ihn geprägt haben, ausweichend und dozierend geantwortet hat. Ich habe versucht, die Frage für mich spontan zu beantworten, ohne groß nachzudenken. Und das ist meine Antwort:

Boy Lornsen: Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt

Das 1968 erschienene Kinderbuch ist ein typisches Zeugnis der Technikgläubigkeit der Zeit. Dennoch (oder deswegen) kommt es mir entgegen: eine spannende Geschichte der Interaktion zwischen einem begabten Kind (‚3. Volksschulklasse“) und einem humanoiden Roboter. Ein Road-Movie, das mir zuerst durch die wunderbare WDR-TV-Produktion gleichen Namens bekannt wurde. Armin Maiwald, der Vater der ‚Sendung mit der Maus“, hatte mit dieser kombinierten Puppen- und Realfilm-Produktion Pionierarbeit geleistet. Die Geräusche und die knallige Musik von Ingfried Hoffmann  haben meine Kindheit geprägt. Das Buch habe ich danach gelesen und passagenweise auswendig vortragen können. Was will Literatur mehr erreichen?

Heinrich Böll: Ansichten eines Clowns

Das Lamento des Ich-Erzählers ist auf der ersten Ebene eine Liebeskummer-Story und auf der zweiten Ebene eine Auseinandersetzung des rheinischen Katholiken Böll („keiner Kirche steuerpflichtig“) mit dem rheinischen Katholizismus. Er setzt sich pikanterweise mit der ach so progressiven Strömung dieser Konfession auseinander, die in Zeiten des 2.Vatikanischen Konzils scheinbar die Oberhand gewann (und ihm dennoch die Lebensgefährtin nahm). Herrliche satirische Elemente, wo beispielsweise jemandem durchs Telefon „der widerliche Bier-Atem“ eines kirchlichen Würdenträgers entgegenschlägt…

Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos

„Wir werden uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen müssen!“ Dieser berühmte Satz steht für die nahbare Version der französischen Existenzphilosophe, die einem hilft, die Prägungen der katholischen Kindheit zu überwinden. Anders als Sartre – dem die Feststellung des Nichts genügte – bietet Camus einen Ausweg an, auch ohne auf transzendente Denkfiguren zu setzen.

Geschrieben von Benedikt Hotze

12. Oktober 2025 um 21:12

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