Ich bin aufgewachsen mit der Musik, die bei den Amis „Classic Rock“ genannt wird. Gemeint sind Acts wie Deep Purple, Led Zeppelin, Rolling Stones oder Pink Floyd – um nur die bekanntesten Namen zu nennen. Was in den Siebzigern eine rebellische Attitüde gehabt haben mochte, gilt heute als Musik alter Männer.
Vor elf Jahren, 2013, habe ich an dieser Stelle zehn Alben der – damals – letzten 20 Jahre vorgestellt, die ich als „neuer“ oder „innovativer“ empfand. Darunter die Genres Trip Hop, NuJazz und Post Rock. Heute habe ich zwölf weitere Alben im Gepäck, die zwischen 1994 und 2016 entstanden sind. Let’s roll!
Massive Attack
Heligoland (2010)
Genre: Trip Hop, Downtempo
Massive Attack waren schon in meiner genannten ersten Sammlung vertreten – mit ihrem dritten und besten Album Mezzanine von 1998. Doch auch die beiden „neueren“ Alben können überzeugen: 100th Window von 2003 (etwas experimenteller) und Heligoland von 2010 (etwas eingängiger). Die Stücke auf letzterem, meist zwischen fünf und acht Minuten lang, lassen sich Zeit, Klangflächen auszubreiten und den düsteren Touch von Mezzanine fortzuführen.
DJ Shadow
Endtroducing (1996)
Genre: Instrumental, Downtempo, Cut-up/DJ, Trip Hop
Das erste Album der Musikgeschichte, das auschließlich aus Samples besteht, die Joshua Paul Davis (so der bürgerliche Name von DJ Shadow) seiner umfangreichen Vinylplatten-Sammlung entnahm. Daraus entstanden teilweise unglaublich eingängige neue Songstrukturen.
Shadow sampelte Platten aus den verschiedensten Genres wie Soul, Jazz, Funk, Rock, Klassik, Ambient oder Rap (Vocals), angeblich mehr als 500 verschiedene, und schuf daraus neue Songs, die Stilen wie Trip-Hop, Downtempo, Breakbeat, Plunderphonics oder Instrumental Hip-Hop, zu deren Entwicklung das Album maßgeblich beitrug, zugeordnet werden können. Des Weiteren integrierte er Sprachsamples aus Spielfilmen und Fernsehserien, darunter Twin Peaks. (Wikipedia)
Ein als „Compilation“ bezeichnetes Album Preemptive Strike (1998) bringt einige Stücke von Endtroducing in längeren Versionen – eine gute Alternative! Von den neueren Alben finde ich The Private Press (2003) sehr gut, das neueste Our Pathetic Age (2019) ist hingegen auf der ganzen Linie enttäuschend – dort ist kein einziger Titel drauf, der hängenbleibt.
Nightmares On Wax
Carbout Soul (1999)
Genre: Leftfield, Trip Hop, Acid Jazz, Downtempo
Dieser „jazzy“ Hip Hop swingt und groovt, perlt und basst so ruhig vor sich hin, dass es eine Freude ist. Eine weitere Spielart des von mir so geschätzten Trip Hop mit seinen verschleppten Beats… Das Album Smokers Delight (1995) ist ähnlich, aber etwas schwächer.
Thievery Corporation
sounds from the Thievery hi-fi (1997)
Genre: Downtempo, Dub, Batucada, Bossanova, Future Jazz
Diese Spielart des Trip Hop hat ebenfalls jazzige Züge; dominant ist aber ein Dub-Groove (also Reggae). Unglaublich spannende Klangteppiche und ein wahrlich Hi-Fi-tauglicher Sound. Unbedingt auf Vinyl hören!
American electronic music duo which was formed by Rob Garza and Eric Hilton in 1995. Their music mixes elements of dub, acid jazz, reggae, Indian classical, Middle Eastern music, hip hop, electronica, and Brazilian music, especially bossa nova. (Discogs)
Lamb
Lamb (1996)
Genre: Trip Hop, Downtempo, Drum n Bass, Experimental
Auch das läuft unter Trip Hop: Manchmal perlt ein Ray-Manzarek-E-Piano, mal twängt eine funky Gitarre, ein Sax trötet rein, unter allem liegt eine groovende Drum-Motorik, und darüber schwebt die jaulende Stimme von Louisa Rhodes. Macht Laune!
Beastie Boys
The In Sound From Way Out (1996)
Genre: Instrumental, Afro-Cuban, Funk, Jazz-Funk
Die Pioniere des weißen Hip-Hop hatte ich schon seit „damals“ im Plattenschrank: ihren Erstling Licensed to Ill (1986), wohl wegen des Hits Fight for Your Right (To Party). Dass die Beasties ungeheuer einflussreiche Musiktalente sind, die weit über das Genre Hip Hop hinaus stilprägend waren, ist mir erst klar geworden, als der Gitarrist der Beatsteaks in einer Radio-Talkshow sinngemäß sagte, die Beasties seien für ihn die neuen Beatles. Statt der epochalen Alben Paul’s Boutique (1986) und Ill Commmunication (1994) habe ich hier ein Nebenprodukt ausgesucht, das viele Klassiker in Instrumentalversionen vorführt – also garantiert ohne Rap-Sprechgesang.
Fatboy Slim
You’ve Come A Long Way, Baby (1998)
Genre: Big Beat
Big Beat ist eine Stilrichtung der elektronischen Tanzmusik, die im Wesentlichen auf Breakbeats aufbaut. Der Begriff wurde Mitte der 1990er-Jahre von der britischen Musikpresse geprägt, um die Musik von The Chemical Brothers, Fatboy Slim, Leftfield, The Crystal Method, Propellerheads und The Prodigy zu beschreiben. (Wikipedia)
P J Harvey
To Bring You My Love (1995)
Genre: Alternative Rock
Kommen wir zum alternativen (Indie-) Rock.
To Bring You My Love is the third studio album by the English alternative rock musician PJ Harvey. Recorded after the break-up of the PJ Harvey trio, it stands as her first proper solo album. The songs on the album are heavily influenced by American blues music. To Bring You My Love is considered to be PJ Harvey’s breakthrough. It garnered massive critical acclaim worldwide and became her best-selling studio album. The album was placed on Rolling Stone magazine’s original list of the 500 greatest albums of all time. (Wikipedia)
The Black Keys
Turn Blue (2014)
Genre: Alternative Rock
Laut.de zufolge wirkt das Album „so clean und warm wie noch nie in der Geschichte des Duos“. Außerdem ließen sich, vor allem beim beinahe 7 Minuten langen Opener Weight of Love, „fast schon Pink Floyd-Vergleiche ziehen“. Der Rolling Stone nannte Turn Blue das beste bislang erschienene Album des Bluesrock-Duos: „In jeder anderen Hinsicht ist dieser Tumult ein Riesenschritt hin zu dem besten, durchgehend fesselndsten Album, das die Keys je geschaffen haben. Und das schließt ihren 2010er Smash-Hit Brothers mit ein.“ The Independent gab Turn Blue 10 von 10 Sternen: „Wenn auch nicht ganz das mit Hymnen vollgepackte Rock-Monster, das El Camino gewesen war, bedient sich The Black Keys‘ Nachfolgealbum doch weitgehend des gleichen Rezepts einprägsamer, Hook-beladener Melodien, die als niederwalzende Riffs genutzt werden, das seinen Vorgänger so unwiderstehlich gemacht hat.“
The XX
The xx (2009)
Genre: Indie Pop, Dream Pop, Alt-Pop
Fever Ray
Fever Ray (2009)
Genre: Electro, Ambient, Synth-pop
Zero 7
Simple Things (2001)
Genre: Downtempo
Sofi Tukker
Soft Animals (2016)
Genre: Electro, Dance-pop
Diese Erstlings-EP mit sechs Songs hat es in sich: Das New Yorker Duo aus Sophie Hawley-Weld und Tucker Halpern spielt eine mireißende Variante elektronischer Tanzmusik. Live plärrt sie auf einer Gibson Les Paul herum, während er Effektgeräte bedient. Das Fünf-Minuten-Stück Drinkee mit einem retardierenden Mittelteil erzeugt eine ungeheure Spannung, die zeigt, wie Whole Lotta Love von Led Zeppelin heute klingen müsste.