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Alexander, Abraham und Wollank – Architektonische Spuren am Groß-Glienicker See

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Der Ortsname „Glienicke“ ist in Berlin und Umland gleich mehrfach besetzt: Glienicke/Nordbahn, Kleinglienicke, Schloss Glienicke, Glienicker Brücke…  Hier soll es um Groß-Glienicke gehen, einen Stadtteil von Potsdam an der Grenze zu Berlin-Kladow, wo wir bei unserem Sonntagsausflug die Reste eines Gutshauses sowie Spuren der Berliner Mauer ebenso vorgefunden haben wie eindrucksvolle architektonische Zeugnisse eines deutsch-jüdischen Lebens der 1920er Jahre.

Der Gutspark Groß-Glienicke wird im Osten (auf Berliner Terrain) durch das Spandauer Tor markiert.

Die eindrucksvolle neugotische Anlage aus Stellmacherei und Tor ist im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entstanden (eine genauere Datierung findet sich weder im Dehio noch in der Denkmalliste, aber ich vermute ein Baujahr um 1895/1900). Von hier aus geht es in den ehemaligen Gutspark. Das eigentliche Gutshaus des Ritterguts Groß-Glienicke ist 1945 abgebrannt und nicht erhalten; wir haben davon nur noch Spuren vorgefunden.

Das ehemalige Rittergut ist 1890 von der Familie v. Wollank erworben worden, die im Park auch ein Familienbegräbnis mit künstlicher Ruine errichtet hat.

Foto: A. Savin, Wikipedia

Da der Park an der deutsch-deutschen Grenze lag, werden hier auch Reste der Grenzanlagen der Berliner Mauer ausgestellt.

Im Westen des Parks – und damit auf Potsdamer Gebiet – gibt es als Pendant zum Spandauer Tor das Potsdamer Tor von 1903 aus Beton mit Drillingsarkade und aufgesetzter „Neugierde“. Es ist 2006 restauriert worden.

Hinter diesem Tor befindet sich der Zugang auch zum Haus Alexander. Ein 1927 errichtetes Ferienhaus in Holzbauweise, das in den 2010er Jahren um ein Haar abgerissen worden wäre. Ein verdienstvoller Verein, der mit den Nachkommen der enteigneten jüdischen Alteigentümer kooperiert hat, hat dies verhindert, und so ist die Hütte 2017-2022 denkmalgerecht restauriert worden. alexanderhaus.org

Die Ausstellung im und am Alexanderhaus gibt Hinweise zu weiteren architektonischen Spuren deutsch-jüdischen Lebens in Groß-Glienicke. Wir besuchen das Landhaus Abraham an der Seepromenade 41. Es wurde 1929/30 von den jungen Architekten Otto Block und Richard Oppenheim errichtet; die Landschaftsplanung stammt von Karl Foerster, Hermann Mattern und Herta Hammerbacher.

„Haus und Garten kombinieren prägnant eine für die Erbauungszeit eher konservative Straßenseite mit einer modernen, der neuen Sachlichkeit entlehnten Gestaltung zum See hin.“ (Hertzberg Weber)

Das zur Straße hin bescheiden und eingeschossig auftretende Haus öffnet sich zur Seeseite. Wir haben das große Glück, bei unserem Besuch die Eigentümerfamilie zufällig anzutreffen, die uns liebenswürdigerweise einen spontanen Zugang zum Haus ermöglicht.

Auch hier wurde eine altruistische denkmalgerechte Sanierung durchgeführt, so wurden originale Wandflächen wieder sichtbar gemacht und der originale Kamin saniert. „Das sind die gleichen Fliesen wie bei der U-Bahnlinie 8 in Berlin!“, sagt der Hausherr stolz.

Wir kehren jedenfalls glücklich und angeregt von diesem Sonntagsausflug zurück, wenn auch nicht mit der U8, sondern mit unserem historischen Auto, das in zwei Jahren endlich sein H-Kennzeichen bekommt. Das „H“ hatte sich meine verstorbene Lebensgefährtin Anke immer gewünscht..

Geschrieben von Benedikt Hotze

9. Februar 2025 um 19:58

Abgelegt in Architektur,Regionales

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