tzetze

Das Blog von -tze

Tichys Einblick: Der Onkel riecht

keine Kommentare

Normalerweise habe ich im Alltag keine Berührungspunkte mit Rechtskonservativen und Verschwörungs-Erzählenden. Doch in dem Zeitungskiosk, in dem ich regelmäßig die „hörzu” kaufe (ja, das ist ein Ritual, das ich in Erinnerung an meine verstorbene Lebensgefährtin aufrecht erhalte), lag neben der frechen „Titanic” auch ein wertig aufgemachtes Heft „Tichys Einblick” – abstruse Thesen auf dem Titel inklusive. Da ich für sowas natürlich kein Geld ausgebe, habe ich mir den Spaß gegönnt, die Website dieses Machwerks anzusehen. Und landete in einer Welt, die ich seit den 50er Jahren für überwunden hielt.

Hier findet keine Auseinandersetzung mit Argumenten statt, sondern es fließt ein ungefilterter stream of consciousness eines riechenden alten Onkels, neben dem niemand auf der Familienfeier sitzen möchte, Eines Onkels, der nicht erträgt, dass sich die Welt weiterdreht, während er sitzenbleibt. Ohne Rücksicht auf die Interpunktionsregeln der deutschen (!) Sprache bricht der „Journalist“ Tichy seine festgefügten Ressentiments bröckchenweise aus, wähnt sich dabei immer in der Zustimmung seines imaginierten Publikums, springt von einem Thema zum nächsten und setzt Gehörtes, Erlebtes, Halbverstandenes und Verschwörungs-Fake-News gleichermaßen als wahr. Mit dieser Technik vermeidet er geschickt eine nachvollziehbare Argumentation. Einen redaktionellen Fakten-Check hält er für Zensur, klar.

Das Kommunikationsprinzip des Onkels „Man wird doch wohl noch sagen dürfen!“ kenne ich aus der Generation der heutigen 80-plus-Generation, auch im Familienumfeld. Ich nenne es Altersstarrsinn.

Achso, sagt mir soeben mein Fakten-Check: Tichy ist 1955 geboren und damit eher um die 70. Ändert aber nichts. Macht ihn aber noch ein paar Jahre länger gefährlich für die liberale Demokratie unseres Grundgesetzes. 

Geschrieben von Benedikt Hotze

23. Juni 2025 um 22:03

Abgelegt in Allgemein

Hinterlasse doch ein Kommentar