Eine zu Wohnzwecken umgenutzte Friedhofskapelle (Baunetz-Meldung) führt unseren Sonntagsausflug auf eine etwas abgelegene Halbinsel in Potsdam: Auf Hermannswerder hat sich eine Reihe neugotischer Bauten aus der Zeit von 1891 bis 1911 erhalten, die von dem Textilfabrikanten-Ehepaar Clara und Hermann Hoffbauer für gemeinnützige Zwecke der evangelischen Kirche gestiftet wurden. Zu Ehren der Stifter wurde die Insel nach dem Vornamen des Ehemannes benannt. Die meisten Bauten sind saniert erhalten und dienen heute (wieder) sozialen und Bildungszwecken. (Eintrag Hermannswerder in der Denkmalliste)
Eisenbahnrelikte: Versorgungsbahn Flughafen Tempelhof
Immer wieder tauchen Gerüchte auf, der Flughafen Tempelhof, ein architektonisches Prestigeprojekt des NS-Regimes, sei mit irgendwelchen geheimen unterirdischen Bahn-Verbindungen ausgestattet. Die Wahrheit ist simpler: Das Flughafengebäude war mit einem Güter-Anschlussgleis (Versorgungsbahn), das dort in der Frachtebene unter der Empfangshalle durchgeführt wird, mit dem übrigen Eisenbahnnetz verbunden. Dieses ca. 5 km lange Gleis vom Güterbahnhof Hermannstraße bis zum Flughafen existiert heute noch weitgehend, wenn auch überwuchert (Fotos der Strecke auch bei biuup.bplaced.net). Im Januar/Februar 2023 haben wir es erkundet. Dazu gehört vor allem ein auffälliges Brückenbauwerk über die stark befahrene Ringbahn.
Lust auf Lulu – eine barock-klassizistische Idealstadt
Ludwigslust liegt an der Bahnstrecke Berlin-Hamburg. Entstanden ist „Lulu“, weil die mecklenburgischen Herzöge ihren Residenzort im Jahr 1764 hierhin verlegt haben – bis sie 1837 wieder zurück nach Schwerin zogen. In den dazwischen liegenden Jahren ist aus dem Nichts eine spätbarock-klassizistische Idealstadt entstanden, die bis heute ein ungewöhnlich großzügiges und einheitliches Stadtbild sowie einige herausragende Bauten des Klassizismus bietet. Eine echte Entdeckung für einen architektonischen Wochenendtrip!
Das Moltkeviertel in Essen – eine Buchrezension
Essen war bis in die 1970er Jahre hinein die fünftgrößte Stadt in Deutschland – vor Frankfurt, Düsseldorf, Dortmund, Leipzig oder Stuttgart (als gebürtiger Essener wiederhole ich mich da gern). Ein vierter Band einer verdienstvollen Reihe zur modernen Architektur in Essen beschäftigt sich mit einem ganz erstaunlichen städtebaulichen Projekt der Reform- und Gartenstadt-Architektur kurz vor dem ersten Weltkrieg: dem „Moltkeviertel“. Dort war, einen Kilometer vom Hauptbahnhof entfernt, eine Mischung aus Industriellen-Villen und Reihenhäusern „kleiner Leute“ Programm. Und der städtebauliche Kulminationspunkt war nicht mehr wie früher eine Kirche, sondern eine Ingenieursschule. Mehr Moderne ging 1908 nicht!
Velvet Underground – The Complete Matrix Tapes
Die amerikanische Avantgarde-Rockgruppe Velvet Underground – die Band von Lou Reed – hatte zu Lebzeiten nie ein Livealbum veröffentlicht. Ein opulenter Schuber mit 8 Vinylplatten (oder, wer es braucht, 4 CDs) von 2015 präsentiert in beachtlicher Tonqualität vier Konzerte aus dem „Matrix“ in San Francisco vom November 1969.
Bahnrelikte in Oranienburg
Die Website Verkehrsrelikte machte uns auf eine weitere stillgelegte Eisenbahnstrecke aufmerksam, die ebenso wie der Güteraußenring GAR (meine Bilder hier) mit dem Ziel errichtet wurde, den Bahn-Güterverkehr um Berlin herumzuführen: die Nebenstrecke Nauen – Kremmen – Oranienburg, Teil der so genannten Umgehungsbahn. Zwei nutzlose Brückenbauwerke auf Oranienburger Stadtgebiet sind heute noch vorhanden.
Land Art II – Verfallene Brückenwiderlager südlich von Berlin
Nachdem wir neulich im Süden der Stadt Hamm/Westfalen verfallene Autobahnbrücken aus der Nazizeit aufgespürt hatten, galt unser heutiger Besuch zwei verfallenen Brückenbauwerken südlich von Berlin, die mit Eisenbahn-Planungen für den Güterverkehr aus eben jener Epoche im Zusammenhang stehen.
Latein als Schulfach: Langweilig – aber bringt was!
Das Große Latinum wurde mir quasi automatisch geschenkt, weil ich auf einem altsprachlichen Gymnasium von der 5. bis zur 10. Klasse in den Jahren 1974-1980 Lateinunterricht hatte (und in die 11. Klasse versetzt wurde). Danach habe ich dieses langweilige Fach natürlich sofort abgewählt. Ich stelle aber im Berufsleben fest, dass Latein mir bei Grammatik und Zeichensetzung in der eigenen Sprache und bei Fremdsprachen entscheidend nützlich ist. Wie das?
Aktientipps für Newbies: Gewinne wie im Märchen – und dann erstmal der Absturz
Worauf man bei Geldanlagen achten sollte, wusste ich eigentlich schon seit Jahren ganz gut. Nun konnte ich meine Erkenntnisse real umsetzen - und bin erstmal auf die Nase gefallen.
Ein kleiner Ratgeber entlang des konkreten Beispiels.
Das ist wirklich Riesigk: Neugotik in Deutschland – wer bietet früher?
Die Überschrift muss man erstmal erklären: Sie bezieht sich auf das Dorf Riesigk in Sachsen-Anhalt und die dortige Kirche. Es geht um Kunstgeschichte – und da um die Frage, wo der früheste neugotische Kirchenbau des Landes steht.
Deutschlands formschönster Kreisverkehr: So wird das nichts mit dem autonomen Fahren
Die Autoindustrie verfolgt mit missionarischem Impetus das Ziel des selbstfahrenden Autos. Zwei prinzipielle Hindernisse werden dabei ausgeblendet: die Haftungsfrage und die Grenzen der Künstlichen Intelligenz.
Patzig, Dwasieden, Putbus: Rettung für Lost Places auf Rügen?
Wir hatten das verlassene Herrenhaus Patzig-Hof bei Bergen auf Rügen längst verloren gegeben. Doch im Sommer 2022 ist das Gebäude eingerüstet und wird offenbar saniert. Und auch bei zwei weiteren „Lost Places“ auf der Insel gibt es Neuigkeiten: Das Schloss Dwasieden in Sassnitz ist verkauft worden, und das Kurhaus in Putbus wird umgebaut. Doch bleiben weiterhin viele bedeutende Gebäude auf der Insel verlassen…
Weimar: Rhabarbar in der Garage von Thomas Kemmerich
Die Weimarer Studenten-, pardon: Studierenden-Szene ist woke, divers und international. Jedenfalls hat die studierende Tochter dem besuchenden Papa dies so vorgeführt. Eine wohl nicht ganz legale Nachtbar in einer privaten Garage der Weimarer Westvorstadt hat uns eine andere Facette der örtlichen Gastronomie gezeigt: die „Rhabarbar“. Die Garage gehört zu dem privaten Anwesen des kurzzeitigen Thüringer Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich.
Land-Art am Ortsrand: Aufgegebene Autobahn „Strecke 77“ bei Hamm
Die Nazis haben 1937 (andere Quellen: 1938 oder 1939) mit dem Bau einer Autobahn begonnen, die nie in Betrieb ging: Das als „Strecke 77“ bezeichnete Stück zwischen Hamm-Rhynern und Berwicke war als Teil einer Strecke gedacht, die das Ruhrgebiet mit Kassel und weiter mit Oberschlesien verbinden sollte. Durch einen allgemeinen Autobahn-Baustopp im Kriegsjahr 1942 nie vollendet, wurde die ursprüngliche Streckenplanung 1963 endgültig verworfen. Heute bedient stattdessen die A44 die Verbindung Dortmund-Kassel. Die Strecke 77 geriet in Vergessenheit, und der Großteil der schon errichteten 17 Bauwerke steht seitdem als flächenhaftes Land-Art-Mahnmal in der Gegend herum. Faszinierend!
Egon No. 63 und Stellwerk Or: Ein Sonntagsausflug nach Oranienburg
Egon Eiermann hat mitten im Krieg ein wunderschönes Klinkergebäude in Oranienburg an das örtliche Gaswerk angebaut. Wir sahen heute dessen gelungenen Umbau. Außerdem: ein spaciges Reichsbahn-Stellwerk und ein unerreichbarer Lost Place…
Fools die laughing still: Frank Blomberg aka Dorsch †1983
Viele hielten ihn für einen Albino: helle Haut, weißblonde Haare, getönte Brille. Als ich ihn kennenlernte, war er drei Schulklassen unter mir. Er fiel auf dem Schulhof auf, weil er an seiner Jacke stets vier Buttons seiner bevorzugten Musikgruppen trug: Pink Floyd, Deep Purple, Whitesnake, Rolling Stones. Wir reden von 1980, da war sowas für einen 13-jährigen Teenager Glaubenssache.
Blitze, Busse und Telegraphen: Reliefs an der Post in Velten von 1931
Auf einem unserer legendären Sonntagsausflüge im Berliner Umland ist uns die Post in Velten, Landkreis Oberhavel, aufgefallen. Vier sehr originelle Reliefs zeugen von der Modernität des Postwesens in der Weimarer Republik.
Das gute Buch von 1970: Berlin und seine Bauten Teil IV Wohnungsbau Band A
Ein unscheinbares Buch von 1970 ist der absolute Star in meinem Bücherschrank: Es enthält in geradezu unfassbarer Detailganauigkeit Infos über alle baugeschichtlich relevanten Wohnungsbauten und Siedlungen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin. Da kommt kein Online-Angebot mit…
Götzerberge: Ein verwunschener Park eines „Ziegelbarons“ im Berliner Umland
Ein Foto eines aufgegebenen, zinnenbewehrten Wasserturms aus dem späten 19. Jahrhundert führte uns zu einem skurrilen Standort im Berliner Umland: Götzerberge, Gemeinde Groß Kreutz im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Dort findet sich ein romantischer Park, völlig überwuchert, aus dem späten 19. Jahrhundert – angereichert durch eine teils brachiale, teils sensible Überformung aus DDR-Zeiten.
Anleitung zum Dorfkrimi
Unzählige Fernsehfilme nerven mit immer dem selben Schema: Dorfheimkehrerin entdeckt unfreiwillig ein Dorfgeheimnis. Eine Anleitung für Drehbuchautoren