Das Projekt Zeltinger Band ist ein Riesen-Missverständnis: Da hält sich jemand seit Jahrzehnten für einen ernsthaften Rockmusiker, der jedoch nur per Zufall einen einzigen Erfolg hatte. Immerhin hat seine erste LP Musikgeschichte geschrieben.
Kurzatmig, dick, glatzköpfig, kölsch: Ein bekennender Alkoholiker und Stricher wurde 1979 im Alter von 30 versehentlich ein Star der Kölner Musikszene. Als Karnevals-Party-Gag wurde er damals von Musikern aus dem Can-Umfeld zu einigen Live-Konzerten gecastet, die in die legendäre Platte „De Plaat – Live im Roxy / Bunker“ mündete.
Knallige Rockmusik zwischen Rolling Stones, Velvet Underground und Punk, gepaart mit charmant-frechen Texten auf Kölsch – lange vor BAP – machte die Platte zum Partyknaller, die auf allen Schülerfeten der frühen 80er in NRW lief. Den ersten Auflagen der LP lag ein deutsch-kölsches Textblatt bei, das entscheidend zur Dechiffrierung der Inhalte beitrug. Demnach war der Sänger „Schizophren“ („Zwei Bier für mich und den Mann im Ohr“), oder er war „Panzerfahrer aus Passion“, eine nur mäßig lustige Waffen-Fantasie. Schließlich ging er wandern („Mein Vater war ein Wandersmann“) und fuhr schwarz mit der KVB zum Schwimmbad am „Müngersdorfer Stadion“, wo er becherweise „Lömmelömm“ (Limonade) trank und nebenbei ein herrliches Ramones-Cover sang. Lou Reeds „Walk On The Wild Side“ schließlich dichtete er in eine ausgiebig groovende Strichjungen-Episode („Stüverhoff“) um, die sämtliche Schenkel erklopfen ließ.
So weit, so klasse: Das Debüt-Album der Zeltinger-Band war ein vom Sänger nicht geplanter und nicht kuratierter Überraschungs-Erfolg. Mit der Studio-Platte „Schleimig“ versuchte er, an dieses Erfolgsrezept anzuknüpfen („Ich bin ein Asi mit Niwoh, lese Lyrik auf dem Klo, Kritikern poliere ich die Fresse, für die Band mach ich das Abendesse’“), doch wurde hier schon deutlich, dass Zeltinger, der sich in Kölner Südstadt-Kneipen zur Not auch kalten Glühwein servieren ließ, seinen künstlerischen Zenit bereits überschritten hatte. Was dann folgte, war unverdaulicher Heavy Metal („Bring mich zu dem Flusslauf“) und die Hybris des Sängers, der sich auf einmal für einen ernstzunehmenden Musiker hielt.