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Rüstung, Siedler, Kriegsbeschädigte: Architektur in Babelsberg-Süd

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Potsdam-Babelsberg ist bekannt für seinen Lennéschen Schlosspark, die Villenkolonie Neubabelsberg am Griebnitzsee (mit Frühwerken von Mies van der Rohe) und natürlich die Filmstudios. In Babelsberg-Süd sind uns noch ein paar andere architektonische Besonderheiten aufgefallen…

Ansicht Am Konsumhof

Ansicht Großbeerenstraße

An der Stichstraße Am Konsumhof fällt dieser Gewerbebau mit Turm auf (heute „Apolloniahaus“ genannt). Das Baudatum lässt sich nicht eindeutig bestimmen, es steht aber zu vermuten, dass es aus der Nazizeit stammt. Die Architektursprache zwischen Moderne und Monumentalismus spricht ebenfaso dafür wie die Tatsache, dass auf dem Gelände Großbeerenstraße 109-119 damals ein florierender Rüstungsbetrieb für drahtlose Kommunikation seinen Sitz hatte (siehe Potsdam-Wiki). Hier kann man heute unter anderem Ferienwohnungen mieten.

Die Gewoba-Siedlung an der Paul-Neumann-Straße wurde auf Betreiben sozialdemokratischer Lokalpolitiker 1928-30 vom Architekten D. Ludewig errichtet (1934 und 1937 erweitert). Dort wurden 350 Wohnungen im Stil der Neuen Sachlichkeit geschaffen.

Auffällig ist das rückwärtige Heizhaus, das sich auf dem Grundriss eines Viertelkreissegments nach hinten – zum mächtigen Schornstein hin – bis zur Höhe von drei Geschossen aufstaffelt.

Die „Kriegsbeschädigtensiedlung“ (so genannter „Saarlandanger“) an der Eduard-Claudius-Straße wurde 1933–35 nach einem Wettbewerb von den bekannten Berliner Architekten Mebes und Emmerich in einem traditionsgebundenen Heimatschutzstil errichtet und gilt „als frühes Beispiel einer städtebaulich mustergültigen NS-Anlage“ (Paul Sigel et. al, Architekturführer Potsdam, Berlin 2006)

Die Stadtrandsiedlung, so genannte „Zick’sche Schweiz“ (Drewitzer Straße, Am Fenn) entstand 1932–34 mit 59 Siedlerstellen (Architekten Gustav Fritsch, Reinhold Mohr). „Giebelständige Doppelhäuser mit breiten, verbretterten Giebeln und heruntergezogenem Satteldach bestimmen das symmetrische Straßenbild“ (Paul Sigel et. al, Architekturführer Potsdam, Berlin 2006). Heute scheinen die Bewohner allerdings die Siedlerhäuser als komfortables Wohneigentum zu begreifen.

Die Siedlung „Am Brunnen“ wurde im Kern 1923–30 vom Beamten-Wohnungsverein mit 510 Wohnungen von verschiedenen Architekten errichtet. „Eine offene, stark durchgrünte Bebauung löst die streng axialsymmetrischen Straßenzüge nach barocken Vorbildern ab. Gerade und gekurvte Straßen sowie platzartige Erweiterungen korrespondieren mit abwechslungsreich gegliederten, meist zweigeschossigen Bauten und bieten vielgestaltige Ansichten“ (Paul Sigel et. al, Architekturführer Potsdam, Berlin 2006).

Geschrieben von Benedikt Hotze

10. März 2024 um 16:17

1 Kommentar zu “Rüstung, Siedler, Kriegsbeschädigte: Architektur in Babelsberg-Süd”

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  1. E. Beccard

    12. Mrz 24 um 08:52

    Interessante gebaute Zeitzeugen hast du da auf deinem Sonntagsspaziergang eingesammelt. Weiterhin viel Vergnügen auf deinen Streifzügen durch die Architekturgeschichte.

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