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Land Art II ­– Verfallene Brückenwiderlager südlich von Berlin

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Nachdem wir neulich im Süden der Stadt Hamm/Westfalen verfallene Autobahnbrücken aus der Nazizeit aufgespürt hatten, galt unser heutiger Besuch zwei verfallenen Brückenbauwerken südlich von Berlin, die mit Eisenbahn-Planungen für den Güterverkehr aus eben jener Epoche im Zusammenhang stehen.

Brückenwiderlager Glienick

Großziethen: Schlafendes Schnabeltier, Schnellboot oder Panzerhaubitze?

Westlich Östlich von Großziethen (Standort bei Google Maps) steht dieser expressive Brückenrest, der uns 2011 schon einmal aufgefallen war. Er diente augenscheinlich als Bachdurchlass für das Rudower Fließ. den Grenzgraben Dudow.

Schlafendes Schnabeltier, Schnellboot oder Panzerhaubitze? Diese Assoziationen stellen sich schnell bei solchen Brücken-Widerlagern ein, die als Land-Art-Mahnmale unvermittelt in der Landschaft auftauchen. Die expressionistisch anmutende Architektursprache folgt aber einfach der geometrischen Tatsache, dass die hier fehlende Fahrbahn (oder: die Gleisbahn) diagonal zum „Hindernis“ geführt wurde.

Das Bauwerk war Bestandteil des Güteraußenrings (GAR) zwischen Teltow und Berlin-Karow, den die Nazis 1940/41 erbaut und in Betrieb genommen hatten (historische Karte des GAR bei klauserbeck.de). Mit dem GAR sollte der Eisenbahn-Güterverkehr aus der „Welthauptstadt Germania“ komplett herausgehalten werden. Nach dem Scheitern dieser gigantomanen Pläne wurde der GAR durch die sowjetische Besatzungsmacht bzw. die DDR außer Betrieb genommen, da die Strecke mehrfach über die Westzonen bzw. Westberlin geführt wurde und somit aus DDR-Sicht nicht zur Umfahrung Westberlins taugte. Stattdessen wurde der Berliner Außenring (BAR) gebaut, der ebendies ermöglichte.

Großziethen

Großziethen

Das Brückenwiderlager Glienick an der Dabendorfer Straße in Zossen (Standort bei Google Maps) wird im Netz gelegentlich dem GAR zugeordnet. Doch handelt es sich um einen Bestandteil einer nicht vollendeten Eisenbahnstrecke zwischen Zossen über Groß Schulzendorf nach Großbeeren. Auch diese stand im Zusammenhang mit dem Güterverkehr, der Bau wurde 1941 unvollendet eingestellt, ohne dass dort jemals Gleise verlegt worden wären. (Quellen: rottenplaces.de, bsisb.de)

Glienick

Glienick

Was ist Natur, was Beton? – Glienick

Anke Barz (1962–2023) am 9. Oktober 2022 in Zossen/Glienick

In Sichtweite des Brückenbauwerks steht der im Volksmund so genannte „Glienicker Fernsehturm“, offiziell Funkmesskontrollstelle Glienick der Deutschen Post von 1962, wegen eines Setzungsschadens des Fundaments niemals genutzt und heute ein Lost Place. (Quelle: rottenplaces.de)

Nachtrag 16. Oktober 2022

Heute haben wir ein weiteres Relikt des GAR besucht: den Bachdurchlass der Laake in Berlin-Karow (Standort bei Google Maps).Hier sind zwei Widerlager und Teile des Bahndamms erhalten.

Karow

Karow

Karow

Geschrieben von Benedikt Hotze

9. Oktober 2022 um 20:19

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