1989 kam der Architekturführer Berlin aus dem Reimer-Verlag erstmals auf den Markt – damals zunächst noch beschränkt auf das Gebiet von West-Berlin. Inzwischen gibt es dieses Standardwerk für die deutsche Hauptstadt in einer überarbeiteten und erweiterten 7. Auflage.
Regionale Architekturführer – das ist ein Genre, das in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts herausgebildet wurde. Herkömmliche Kunstführer wie Baedeker, Reclam oder auch der quasi-amtliche „Dehio“ haben vor Allem die „alten“ und „schönen“ Künste im Zentrum ihres Interesses. Architekturführer hingegen legen ihren Fokus auf Einzelgebäude (in der Regel) der Moderne.
Für Berlin gab es als Pioniertat die Führer von Rave/Knöfel, deren erste Auflage 1963 erschien. Mit dem ersten Berlin-Führer aus dem Reimer-Verlag im Jahre 1989 wurde gleichwohl das Thema Architekturführer neu definiert: ein nüchtern-beschreibender Artikel pro Projekt, dazu Foto, Grundriss und Auffindbarkeit auf dem Stadtplan. Der Verlag weitete das Konzept bald auch auf andere Städte aus.
In einer dritten Auflage gelang es dem Verlag, im Jahre 1991 „Jetzt ganz Berlin“ (Werbetext auf dem Cover) abzudecken. Dafür hatte man kurzerhand den Ost-Berliner Bauhistoriker Karl-Heinz Hüter als Autor mit ins Boot geholt. Die Ost-Bezirke wurden gleichwohl als eine Art „Anhang“ nach den West-Bezirken behandelt. Nun gibt es das Buch in einer deutlich überarbeiteten 7. Auflage (2013).
Ost- und West-Bezirke sind längst durchmischt und in einer quasi geografischen Ordnung von der Mitte nach außen angeordnet – dabei hat man sinnvollerweise die „Alt-Bezirke“ aus der Zeit vor der Bezirksreform belassen.
Gegenüber der Ausgabe von 1990 sind viele Artikel – auch für ältere Bauten – behutsam ergänzt worden, anderes wurde auch mal eingedampft: Der Wohnpark am Berlin-Museum, eines der Vorzeigebiete der IBA 1984/87, ist zum Beispiel von drei Buchseiten auf eine zusammengeschnurrt. Doch weiterhin kann die Auswahl des „Reimer“ als zuverlässig gelten: Was relevant ist, steht in der Regel hier auch drin.
Auch wenn in der neuen Auflage manche Bilder neu hinzugekommen sind und inzwischen auch Farbe möglich zu sein scheint: Layout und Bildkonzept sind hingegen deutlich in die Jahre gekommen. Was heute Stand der Dinge ist, zeigen die Architekturführer von DOM publishers: einheitliche, neu fotografierte, farbige Architekturfotos (ohne stürzende Linien), dazu eine digitale Verortung der Objekte auf dem Smartphone – daran gemessen sieht der „Reimer“ inzwischen ganz schön alt aus.