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Buchrezension: Faszination Eisenbahn – Bahnkultur in Brandenburg

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Ein Allerweltstitel wie „Faszination Eisenbahn“ führt zunächst auf die falsche Fährte. Doch dieses Buch ist eben keine Publikation von enthusiastischen Eisenbahnfans („Pufferküssern“), sondern eine offizielle Veröffentlichung des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege. Hier finden sich, systematisch aufbereitet, verdienstvolle Informationen – und einige kleine Ungereimtheiten.

Faszination EisenbahnWas ist Bahnkultur? Für Einige sicher, dass der ICE pünktlich kommt, für Andere, dass die Toiletten sauber sind. Doch das ist hier nicht gemeint. Hier geht es um die geschichtlichen Zeugen der Kulturtechnik des Eisenbahnverkehrs, also um Bahnhofsgebäude, Streckentrassen, Brücken, Lokschuppen und teilweise sogar um „rollendes Material“, zumindest soweit es museal zugänglich ist. Es ist den Autoren also erkennbar ein Anliegen, sich nicht nur auf klassische Hochbauten zu beschränken.

Gegliedert ist das Buch geografisch; es erzählt zuerst die Geschichte der Hauptstrecken, wie sie sternförmig von Berlin aus in alle Richtungen führen. Dass dabei weder Berliner noch Bauten aus angrenzenden Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder Polen berücksichtigt werden, ist schade, aber unvermeidlich: Das Buch ist zuständigkeitshalber vom Herausgeber auf das Bundesland Brandenburg beschränkt.

In weiteren Kapiteln werden Nebenbahnen und stillgelegte Kleinbahnen besprochen, gegen Ende außerdem Bahnbetriebswerke und Orte des Lokomotivbaus. Museumsangebote, meist von Vereinen aus dem Pufferküsser-Umfeld getragen, und Informationen über Dampfzugsonderfahrten und Ähnliches runden das Buch ab.  Ganz am Schluss gibt es einen nach Landkreisen sortierten Auszug aus der Denkmalliste mit allen eingetragenen Denkmälern mit Eisenbahnbezug.

Im Gegensatz zu akribischen Fachbüchern wie den „Denkmaltopographien“ ist hier ein populär aufgemachtes Buch entstanden, das als Führer für den bahnaffinen Ausflügler funktioniert. In den laufenden Texten entlang der erwähnten Strecken sind die jeweiligen Orte und Anlagen hintereinander weg beschrieben. Allerdings fehlt hier gelegentlich etwas die Systematik. Zwei Beispiele: Das Bahnhofsgebäude von Luckenwalde ist, architektonisch sehr ambitioniert, 2008 zu einer Bibliothek umgebaut und um einen metallverkleideten, asymmetrischen Anbau erweitert worden. Dies wird zwar benannt, allerdings vermisst man die Namen der Architekten dieser auffälligen Maßnahme (die Antwort ist: ff-architekten, Ralf Fleckenstein, Katharina Feldhusen, Berlin). Und: Der Bahnhof von Wittenberge wird in einer Bildunterschrift als „größtes Bahnhofsempfangsgebäude im Land Brandenburg“ bezeichnet. Über Bauten und Anlagen in Wittenberge ist Einiges zu lesen, doch nähere Informationen zu diesem imposanten Gebäude fehlen, sie sind anscheinend untergegangen (also im Dehio nachgeschlagen: „eleganter klassizistischer Putzbau der Stüler-Nachfolge, 1866).

Faszination Eisenbahn – Bahnkultur in Brandenburg. L & H Verlag, Berlin, 2014, 24,80 Euro

Geschrieben von Benedikt Hotze

15. Februar 2014 um 15:07

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