Das Landesdenkmalamt Berlin veröffentlicht seine Denkmalkarte auch in einer mobilen Version. Am Beispiel eines meiner alltäglichen Fahrradwege von A nach B habe ich beide Versionen unterwegs getestet.
Die eigentliche „Gebäudescharfe Denkmalkarte im Geoportal“ ist sehr sperrig und ermöglicht keinen Direktsprung von einem markierten Gebäude zu dessen Eintrag in der Denkmalliste. Daher habe ich dankbar auf die inzwischen verfügbare „Denkmalkarte für mobile Endgeräte“ zurückgegriffen. Diese ist allerdings keine eigene Applikation, sondern eine Website mit einer darin eingebetteten Google Map. Hier ist ein Sprung von einer Markierung in der Karte zu den hinterlegten Infos möglich. Zunächst geht bei „Mouse over“ eine Pop-Up-Zeile noch in der Karte auf; bei Klick darauf wechselt der Browser in einem neuen Tab zum eigentlichen Inhalt.
Ich starte am Grazer Damm in Berlin- Schöneberg.
Die rosafarbene punktuelle Markierung (rosa für Denkmalensemble) für die „Siedlung am Grazer Damm“ liegt an dem kleinen Riemenschneiderweg; dass sie für die rund 2000 Wohnungen gilt, die 1938-40 beidseits des Grazer Damms errichtet wurden, erschließt sich nur dem, der die Situation kennt. Dies ist eine erhebliche, wenn auch kaum vermeidliche Schwäche der mobilen Denkmalkarte und der Tatsache geschuldet, dass Google Maps nur Einzeladressen lokalisieren kann.
Die relativ unbekannten Architekten Virchow, Pardon, Cramer und Danneberg haben hier auf dem „Schöneberger Südgelände“ auf Veranlassung von Albert Speer trutzige Walmdachbauten errichtet, die als Ersatzwohnraum für Mieter dienen sollten, die den Planungen für die „Welthauptstadt Germania“ hätten weichen müssen. Dazu kam es glücklicherweise nicht. Bemerkenswert an diesen Blut- und Boden-Bauten ist, dass sie schon damals nach Belangen des Luftschutzes „aufgelockert“ geplant wurden: Das bedeutet, dass die Nazis bereits 1938 einen Bombenkrieg einkalkuliert haben.
Das Helmholtz-Realgymnasium von Paul Egeling (1909) an der Rubensstraße 63 zeigt einen zeittypischen vergröberten Neobarock.
Bei der schönen St. Konrad-Kirche von Hans Schaefers (1957-61) kann man entweder den Campanile in der Straßenfront oder das leicht zurückgesetzte Schiff zeigen; beides passt kaum auf ein Mobiltelefon-Foto.
Gegenüber an der Rubensstraße fällt der rückwärtige Teil eines Gebäudes auf, das an der Pöppelmannstraße steht und keinen Eintrag auf der Denkmalkarte hat.
Von den Proportionen könnte es ein klassizistisches Tor sein, auch erwäge ich einen Umbau eines Luftschutzbunkers. Die Bauweise verweist im Detail allerdings auf die 1920er Jahre.
Die Nathanael-Kirche am Grazer Platz (1902-03 von Kirchenbaurat Jürgen Kröger) zeigt zeittypische neugotische Formen. Der vor dem Krieg spitze Turmhelm wurde beim Wiederaufbau 1954 „mit Rücksicht auf den Flugverkehr“ (!) nur in einer verkrüppelten Form wiederhergestellt.
In der Beckerstraße finden sich prächtig geschmückte späte Gründerzeitbauten, so die Hausnummern 6 und 6a (1898-1900 von Otto Haustein) oder 8, das Eckhaus zur Menzelstraße (1896-97 von Richard Draeger, der im Denkmalverzeichnis gleichzeitig als Architekt und Bauherr aufgeführt wird). Typisch für die Lage außerhalb des inneren S-Bahnrings (und damit außerhalb des Hobrecht-Plans) ist die Geschossigkeit: vier Vollgeschosse statt fünf.
An der Kreuzung Saarstraße/Rheinstraße ergibt sich eine großartige gründerzeitliche Ecksituation: Das Haus rechts von 1893-94, das Haus links von 1891, beide vom „Baugeschäft H. Pählchen“. Bekanntlich stammen die Prachtbauten dieser Jahre meistens nicht von Architekten…
An der Ecke Schmiljanstraße/Handjerystraße gibt es eine hübsche Fifties-Perle: die AOK, 1956-58 von Robert Schöffler, außen perfekt erhalten.
Die Stubenrauchstraße 3 und 5 entstanden um 1910 und zeigen eine in die Moderne weisende Auflösung der Fassaden in die Transparenz…
to be continued…