Ein Foto eines aufgegebenen, zinnenbewehrten Wasserturms aus dem späten 19. Jahrhundert führte uns zu einem skurrilen Standort im Berliner Umland: Götzerberge, Gemeinde Groß Kreutz im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Dort findet sich ein romantischer Park, völlig überwuchert, aus dem späten 19. Jahrhundert – angereichert durch eine teils brachiale, teils sensible Überformung aus DDR-Zeiten.
Der westlich der Villa erhöht stehende Wasserturm diente der Wasserversorgung des Parks und betrieb die in der Nähe gelegenen Wasserbecken. Kleiner gelber Ziegelbau in historisierenden Formen. In der Höhe gestaffelter Baukörper mit schlankem, schräg gestelltem Ecktürmchen, Zinnenbekrönung und zierlichen Turmaufsätzen über den Ecken.
Götzerberge wurde in der DDR zum Erholungsstandort ausgebaut; es wurden Betriebsferienheime eingerichtet. Die Industriellenvilla ist in den 1970er Jahren durch Zubauten komplett überformt worden. Heute steht sie leer.
Die Villa in den 1970er Jahren zum Schulungs- und Ferienheim des FDGB umgebaut, dabei beträchtliche Eingriffe in die Substanz; auf der Straßenseite entstand ein verglaster Anbau, auf der Rückseite ein mehrgeschossiger Bettenflügel; im Park wurden eine Reihe Bungalows errichtet.
Die Treppenanlage aus den 1970er Jahren zeigt eine gewisse landschaftsarchitektonische Rafinesse.
Eine gestaltete Wasserbeckenlandschaft aus den 1870er Jahren ist heute nur noch rudimentär erlebbar.
Hinter dem südlichen, mit Kalktuffsteinen verkleideten Überlauf ein künstlicher Wasserfall und daran anschließend ein gefasster, in engen Schwüngen geführter Bachlauf, der in einem kleinen Teich mit zahlreichen Buchten und einer Insel mündet.
Auch eine Grotte fehlte in diesem Villenpark nicht.
In der amtlichen Denkmaltopographie wird das Ensemble wie folgt bewertet:
Der Villenpark mit seiner gartenkünstlerischen Komposition, welche die besondere topographische Situation des wellenförmig ansteigenden Berghanges ausnutzt, sowie den aufwendig gestalteten Wasseranlagen gartengestalterisch und -historisch bedeutsam. Bemerkenswert auch die gärtnerischen Überformungen aus den 1970er Jahren östlich der Villa. Der Wasserturm eine malerische Parkarchitektur, die das romantisch-verklärte Mittelalterbild des späten 19. Jh. umsetzt. Wahrzeichen der bis auf wenige Reste verschwundenen Götzer Ziegeleistandorte, die sich durch ihre reizvolle Lage am Havelufer inmitten von Laubwäldern auszeichneten. Zeugnis von Reichtum und sozialer Stellung der „Ziegelbarone“.
Denkmaleintrag: https://ns.gis-bldam-brandenburg.de/hida4web/view?docId=obj09191260.xml
Detaillierte Beschreibung aus der Denkmaltopographie: Download PDF
Kurzbeschreibung zum Tag des Offenen Denkmals 2016: https://docplayer.org/67161539-Programm-zum-tag-des-offenen-denkmals-2016.html
Nachtrag: Als Reaktion auf diesen Beitrag bittet der Eigentümer Landwerk gGmbH um diesen Hinweis: Es handelt sich um ein Privatgrundstück, das nicht öffentlich zugänglich ist. Eine Besichtigungsmöglichkeit wird jeweils im September zum Tag des Offenen Denkmals angeboten.