tzetze

Das Blog von tze

Egon No. 63 und Stellwerk Or: Ein Sonntagsausflug nach Oranienburg

keine Kommentare

Egon Eiermann hat mitten im Krieg ein wunderschönes Klinkergebäude in Oranienburg an das örtliche Gaswerk angebaut. Wir sahen heute dessen gelungenen Umbau. Außerdem: ein spaciges Reichsbahn-Stellwerk und ein unerreichbarer Lost Place…

Über 20 Jahre stand es leer und verfiel, dann hat ein denkmalaffiner Immobilienentwickler (Wittfoht aus Potsdam) sich des Ensembles des Oranienburger Gaswerks in der Stresemannstr. 63 angenommen. Nach Plänen des Berliner Architekten Klaus Meier-Hartmann (Entwurfsplanung) bzw. Hartung & Ludwig, Weimar/Berlin (Ausführungsplanung und Bauleitung), wurde das bestehende Ensemble aus dem Gaswerk von 1908 und dem Anbau des Verwaltungsgebäudes für die Märkische Metallbau GmbH von Egon Eiermann (1940/41) denkmalgerecht  zu einem Wohngebäude umgebaut. Meier-Hartmann ergänzte zusätzlich einen zurückhaltend-zeitgemäßen Wohnungsneubau, so dass die Briefkastenanlage des Ensembles 28 Schlitze hat. Unter der etwas komplizierten Marketingbezeichnung „Egon N°63®“ ist ein gelungener denkmalgerechter Umbau für eine neue Nutzung entstanden, der augenscheinlich sehr gut angenommen wird (und die Rettung für einen verfallenen Bau von Eiermann bedeutet, der mitten im Nazi-Krieg ein modernes Juwel errichten konnte).

Manchmal führen uns unsere Sonntagsausflüge auch auf skurrile Wege, dieser hier heißt „Dr. Heinrich-Byk-Straße“. Die DDR war genauso titelsüchtig wie Österreich, der Doktor gehörte unbedingt mit aufs Straßenschild.

Zu finden ist hier ein Stellwerksgebäude der Reichsbahn mit der bahnamtlichen Bezeichnung „Or“, das glücklicherweise unter Denkmalschutz steht und auch augenscheinlich noch in Nutzung ist (vgl. den Abriss des ähnlichen Stellwerks WL am Innsbrucker Platz in Berlin).

WL am Innsbrucker Platz, abgerissen 2013

Zurück zu „Or“: „Zum Bahnhofsgelände Oranienburg gehörendes Zentralstellwerk für den Streckenblock Borgsdorf-Nassenheide“ heißt es offiziell, den Architekten weiß nicht einmal der Denkmaleintrag des Landesdenkmalamts, und errichtet wurde dieses scharfe Zäpfchen 1987.

Schließlich wollten wir noch das leerstehende Ensemble der Heilstätten am Grabowsee aufsuchen, ein eindrucksvoller Lost Place, vergleichbar Beelitz-Heilstätten. Leider alles abgesperrt. Uns gelang nur ein Foto vom kombinierten Wasserturm und Schornstein von außerhalb des Geländes aus:

 

Geschrieben von Benedikt Hotze

24. April 2022 um 23:02

Abgelegt in Architektur,Regionales

Hinterlasse doch ein Kommentar