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Güterfelde: Wohnungen ins Lustschloss gequetscht

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Ein Nürnberger Projektentwickler hat das Neorenaissance-Schloss Güterfelde, zwischen Berlin und Potsdam gelegen, zu Wohnzwecken umgebaut. Kreative Denkmalpflege oder Absurdität?

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Im so genannten „Lehmbau“ aus den fünfziger Jahren sind neun Reihenhäuser eingebaut worden, die der Investor „Townhouses“ nennt. Im Schloss selbst sind 27 Wohnungen entstanden – einige davon im Wortsinne „unterirdisch“.

 

Die SS-Standarte „Feldherrenhalle“ richtete hier 1935 ihr Hauptquartier ein. Der Ortsname „Gütergotz“ war den Herrenmenschen zu slawisch, weswegen sie ihn 1937 zu „Güterfelde“ umbenannt haben – was bis heute so geblieben ist. 1804–15 war das Gutshaus (Schloss) Gütergotz durch den bekannten Klassizisten David Gilly als Lustschloss für einen Lottokönig (ja, sowas gab es damals schon) errichtet worden, doch seine heutige Gestalt erhielt es 1868, als es in den Formen französischer Renaissanceschlösser für den preußischen Kriegsminister von Roon aufwendig umgebaut wurde. Nach den Nazis dann kam ein Pflegeheim; der östliche Flügel „Lehmbau“, heute ebenfalls denkmalgeschützt wie das Haupthaus, wurde in der frühen DDR hinzugefügt. 2010 verkaufte die Diakonie das Schloss an einen Nürnberger Projektentwickler, der die Anlage bis 2012/13 zu Wohnungen umbaute.

Zunächst ist zu loben, dass die Anlage mit der neuen Nutzung eben auch unter den Augen der Denkmalpflege saniert wurde. Dennoch muss ein unvoreingenommer Besucher das Erscheinungsbild als stellenweise absurd empfinden. Überall sind Wohnungen hineingequetscht worden; selbst aus dem oberen Teil des Mansarddaches wachsen jetzt Dachgauben. Erfreulich allerdings, dass diese Gauben abstrakt aus Stahl und Glas gestaltet sind und sich somit als architektonische Zutat der Jetztzeit empfehlen. Im Eingangsrisaliten zum Park hin wurde ein offenes Treppenhaus mit einer Verglasung geschlossen, dahinter fahren Bobbycars. Selbst im Souterrain reihen sich Wohnungen aneinander, die Freibereiche sind notdürftig durch Sichtschutztafeln voneinander abgegrenzt. Ein Blick auf eine bei einem Immobilienportal angebotene Mietwohnung zeigt: Die Schlafräume haben hier unten nur kleine, hoch liegende Kellerfenster; die Wohnungen sind atemberaubend verwinkelt.

Fazit: Hier ist stellenweise guter Wille zu erkennen, aber das Konzept, jeden erdenklichen Quadratmeter auszunutzen, gibt dem Projekt etwas Unentspanntes. Oder, wie meine Begleitung beim gestrigen Besuch meinte: „Das hat ganz schlechtes Feng Shui“.

 

Geschrieben von Benedikt Hotze

3. März 2014 um 18:18

Abgelegt in Allgemein,Architektur

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