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Alter Schwede!

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Das Esbjörn-Svensson-Trio fusioniert Jazz und Rock

Ein klassisches Jazz-Trio besteht aus Klavier, Bass (gezupftem Kontrabass, „Naturbass“) und Schlagzeug (gern mit Besen). Das klimpert und puckert dann so schön vor sich hin. In den gewagtesten Momenten gibt es mal ein Schlagzeug- oder Basssolo. Der swingende Klassiker ist das Oscar-Peterson-Trio. Mir gefällt das Keith-Jarrett-Trio. In den besten Momenten erzeugt es repetitive Musik, 25-minütige Improvisationen, nachzuhören auf teuren CD-Boxen. Nun ist mir ein neues, moderneres Konzept eines Jazz-Trios aufgefallen. Das Dramatische dabei: Der namensgebende Bandleader ist inzwischen bei einem Tauchunfall ums Leben gekommen. Es wird also keine neuen Platten des schwedischen Esbjörn-Svensson-Trios (E.S.T.)  mehr geben. Grund genug, die vorhandenen Aufnahmen zu hören. Und dabei bleibt einem an einigen Stellen der Atem stehen.

Zum Beispiel, wenn in dem Stück „Definition of a Dog“ auf der Platte „Live in Hamburg“ nach einem halbherzig versuchten Schlagzeugsolo auf einmal der Verrückte am Kontrabass (oder ist es ein Violoncello?) unvermittelt in ein Black-Sabbath-Riff stolpert. Voll verzerrt, über den Gitarrenverstärker gespielt. Und dazu klimpert das Piano. Verstörend. Genial.

Zum Beispiel, wenn auf dem zweiten (langen) Stück der Platte „Leucocythe“ erst ein penetrant-fieses Feedback-Pfeifen zu hören ist, das die meisten Toningenieure wohl für einen Fehler halten würden, und dann der Drummer in ein ewig wiederholtes Stakkato verfällt, das wir aus Jimi Hendrix‘ „Machine Gun“ zu kennen glauben.

Und zum Beispiel, wenn die Platte „Tuesday Wonderland“ mit einem Klavier beginnt, das plötzlich von einem fetten, gutturalen Lärmteppich abgelöst wird.

NuJazz? Postrock? Der Etiketten sind viele. In erster Linie ist E.S.T. wirklich nur ein Jazz-Trio. Aber eines, das man sich anhören sollte, wenn man Sinn für Variation im Sound hat.

www.est-music.com

Nachtrag: Bei Youtube finden sich eine Reihe von guten Konzertmitschnitten aus dem Fernsehen, so zum Beispiel vollständige Konzerte aus dem rumänischen Timisoara <www.youtube.com/watch?v=LkIPC7Ur-Lg> oder aus Polen <www.youtube.com/watch?v=cnNdoandS2c>, beide von 2006. Ebenfalls gibt es einen hervorragend geschriebenen Wikipedia-Eintrag:<de.wikipedia.org/wiki/Esbj%C3%B6rn_Svensson>

Geschrieben von Benedikt Hotze

4. Mai 2010 um 23:34

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