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DAB+-Radio: Es gibt kaum Geräte!

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Seit Jahren trommeln interessierte Kreise, darunter die öffentlich-rechtlichen Sender, für die Abschaffung des analogen UKW-Radios zugunsten des digitalen DAB+-Standards. Nun habe ich ein dafür taugliches Empfangsgerät für die HiFi-Anlage gesucht – und war erstaunt, wie wenig brauchbare Lösungen es dafür auf höherem Niveau gibt.

Die Aufgabe schien mir nicht besonders anspruchsvoll zu sein: Ich suchte einen DAB+-tauglichen Radio-Empfänger, in der HiFi-Logik als „Tuner“ bezeichnet, als eigenständige Komponente einer klassischen Anlage, mit 43 Zentimeter Gehäusebreite und den üblichen analogen Anschlussmöglichkeiten wie Cinch-Ausgänge.

Angeboten werden unter dem Suchbegriff „DAB+“ hauptsächlich für sich allein stehende Radiogeräte mit eingebauten Lautsprechern, gerne gestaltet als „unterbaufähige“ Küchenradios oder als Retro-Design-Geräte in der Optik eines Koffersuper der 60er Jahre. Was man fast überhaupt nicht findet, sind hochwertige HiFi-Komponenten zur Einbindung an eine bestehende Anlage. Sicher, die einschlägigen Premium-Hersteller wie Pioneer, Onkyo und Denon haben solche Tuner im Angebot. Diese sind aber entweder unverhältnismäßig teuer, oder sie sind dann doch ein „Receiver“, also ein Radioempfänger mit eingebautem Verstärker – was hier nicht benötigt wurde.

Wer einen reinen „Tuner“ ohne Verstärker sucht, fällt auf ein recht dünnes Angebot zurück. Und wenn die neue Investition auch noch die neuen digitalen Möglichkeiten können soll wie eine Bluetooth-Anbindung an Endgeräte wie Smartphones oder eine Möglichkeit, Netzwerkradiosender aus dem Internet zu nutzen – oder gar digitale Abodienste wie Spotify –, sieht sich auf einmal ganz dünner Höhenluft ausgesetzt.

Nochmal: Gesucht wurde ein Tuner, der neben klassischem FM auch DAB+ empfängt, per WLAN netzwerkfähig ist und Bluetooth kann. Gefunden habe ich am gesamten Markt nur ein einziges Gerät: ein Schweizer Produkt namens Palona Tuner 190C.

Ich habe das Gerät für 299€ bestellt und bin gespannt. Vor allem, ob das Ding auch problemlos auf meine umfängliche iTunes-Mediathek des stationären Mac zugreifen kann.

In den meisten Nutzerkommentaren zu DAB+-Radios steht übrigens, dass die Empfangsleistung der digitalen Radiosender nicht ausreiche, um einen störungsfreien Empfang zu gewährleisten. Die meisten Nutzer schalten deswegen ihre neuen Geräte auf analogen UKW-Empfang um. Schöne neue Zukunft!

Nachtrag:

Ich habe das Paloma-Gerät inzwischen in Betrieb genommen und bin begeistert. Es lässt sich problemlos per Cinch-Kabel ganz klassisch in die bestehende HiFi-Anlage einbinden. DAB+-Radio-Empfang funktioniert, wenn auch bei manchen Sendern mit einer reduzierten Darenrate von 88 kbit/s – und generell mit mehreren Sekunden Zeitversatz gegenüber der analogen Ausstrahlung. Diese, also FM-Radio, funktioniert nach Ausrichten der mitgelieferten Teleskopantenne ebenfalls, trotz der schwierigen Empfangssituation im Raum. Auch die Bluetooth-Anbindung an mobile Geräte funktioniert problemlos. Besonders eindrucksvoll finde ich, dass das Gerät ohne irgendwelche Koppelung oder Software auf meine iTunes-Musik-Bibliothek zugreifen kann, wobei mir nicht klar ist, ob es dabei auf den stationären Mac oder auf das Backup per TimeMachine auf der WLAN-Festplatte „TimeCapsule“ zurückgreift. Zu kritisieren ist dabei allerdings, dass die Liste der Interpreten in willkürlicher, nicht alphabetischer Reihenfolge dargestellt wird und auch die CD-Cover nicht grafisch übermittelt werden.

Fazit: Ein Tuner als Bestandteil der klassischen HiFi-Anlage, der alles kann, was die klassische HiFi-Anlage nicht kann: digitales Radio, Bluetooth, Internet-Radio und kabellose Anbindung an vorhandene digitale Musikdaten. Spotify kann er auch, aber das habe ich nicht ausprobiert.

Geschrieben von Benedikt Hotze

8. April 2018 um 07:51

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1 Kommentar zu “DAB+-Radio: Es gibt kaum Geräte!”

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  1. Frank Geile

    10. Jun 22 um 10:39

    Du sprichst mir aus dem Herzen. Es ist ein Elend wie DAB+ propagiert wird und es dafür kaum Geräte gibt die sich optisch ansprechend in eine bestehende HiFi-Anlage integrieren lassen. Meist alles nur China-Müll oder wie oben erwähnt.

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