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„Gefahr für Neulati“: Ein echtes Jungsbuch aus der Nachkriegszeit

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Ein Buch aus meiner Kindheit ist mir wieder in die Hände gefallen: „Gefahr für Neulati“ von Lothar Sauer: Ein echtes Jungsbuch aus der Nachkriegszeit!

Erstmal zur Erklärung des bescheuerten Namens „Neulati“: Das ist „Italien“ von hinten gelesen, mit einer kleinen, kreativen Verbesserung. Ausgedacht haben sich das vier Jungs, 13, 14 Jahre alt, in einer deutschen Kleinstadt, kurz nach dem Krieg. Sie heißen Goggo, Marabu, Knabe und Chronist. Sie frotzeln, witzeln, reimen, sind ausgerüstet mit Blasrohr, Wasserpistole, Hirschfänger. In der Buchenschonung an der Stadtmauer sind überall noch Bombentrichter. Die Jungs gründen eine Bande, eben jenen „Staat Neulati“, und legen sich mit den „Teichsträßern“ mit ihrem gefährlichen Anführer Stitz Schlosser an. Die Jungs bauen eine „Bude“ als Hauptquartier und stoßen dabei auf einen alten Geheimgang aus dem Mittelalter. Und da ist noch was, etwas sehr Gefährliches. Jetzt wird es richtig spannend…

Bis hierhin klingt es wie ein Abenteuerbuch von Enid Blyton, doch die Handlung ist hier nicht so schematisch wie bei der britischen Routine-Autorin. Der Debütant Lothar Sauer war 23, als er das Buch 1953 schrieb. Einen Verleger hat er erst 1960 gefunden, damals noch unter dem Titel „Die Chronik des Staates Neulati“.

Vieles ist Nachkriegs-Zeitkolorit. Väter und Amtspersonen prügeln Kinder, das Wort „Heil“ ist anscheinend nicht durch „Heil Hitler“ kontaminiert, und Hierarchien werden nicht in Frage gestellt. Aber innerhalb der Lebenswelt der Kinder werden durchaus ethische Botschaften eingestreut: Demokratie gegen Diktatur (die Demokratie erweist sich als überlegen), Füreinander Einstehen angesichts einer Gefahr, auch wenn man vorher verfeindet war, solche Sachen halt. Es gibt auch keine eindeutige Zuordnung von „Guten“ und „Bösen“. Das macht, neben der wirklich spannenden Handlung, dieses Büchlein lesens-, ja liebenswert.

Volltext-PDF hier

Geschrieben von Benedikt Hotze

2. August 2018 um 11:16

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