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Deutsche Supermarktketten listen offenbar systematisch erfolgreiche Produkte aus. Statt dessen sollen die Kunden ein teureres Nachfolgeprodukt kaufen. Eine kleine Notiz aus dem großen Alltag im Einzelhandel

Ich hatte mich daran gewöhnt, in meinem örtlichen „REWE nahkauf“-Laden ein bestimmtes Produkt kaufen zu können: einen „Gourmetschinken“, der im Gegensatz zu den meisten hierzulande erhältlichen rohen Schinken nicht geräuchert wird, sondern luftgetrocknet ist. Durch die Abwesenheit von Rauchnoten kann er somit auch kulinarisch anspruchsvoll eingesetzt werden, zum Beispiel für Saltimbocca alla Romana. Er hat zwar nicht ganz die Raffinesse eines echten Serrano- oder Parmaschinken, kostet aber auch nur ein Bruchteil davon: Die verschweißte 200g-Packung der REWE-Hausmarke „ja!“ kostet 2,29 Euro, das entspricht einem günstigen 100g-Preis von 1,15 Euro. Man muss allerdings besser sagen: kostete. Denn das Produkt ist nicht mehr erhältlich.

Zuerst dachte ich an Lieferschwierigkeiten oder auch an eine individuelle Entscheidung der Filialleitung. Diese erklärte mir jedoch, REWE habe das Produkt „ausgelistet“. Das bedeutet, dass es nicht mehr bestellbar ist. Auf meine Bemerkung, es handele sich aber um ein gutes Produkt, bekam ich die Antwort, dass dies üblich sei: Man listet ein erfolgreiches Produkt aus, um die Kunden zum Kauf eines Nachfolgeprodukts zu bewegen.

So auch hier. Das Nachfolgeprodukt steht inzwischen an gleicher Stelle im Kühlregal. Es ist ein fettreduzierter „Delikatess-Leicht-Schinken“, der allerdings geräuchert ist – und damit für mich unattraktiv. Der neue Schinken kostet sogar weniger als der alte: 1,99 Euro. Aber es sind nur noch 150 Gramm drin. Das macht eine Preissteigerung um ca. 16%. Ich kaufe das neue Produkt nicht, REWE nahkauf verliert in dieser Hinsicht einen Stammkunden. Aber das ist sicherlich bei solchen Aktionen schon von der REWE-Marketingabteilung einkalkuliert worden. Oder?