Am 25. Mai können die Berliner in einer Volksabstimmung darüber abstimmen, ob das Tempelhofer Feld von jeglicher Bebauung freigehalten werden soll, oder ob die Ränder der riesigen Freifläche des ehemaligen Flughafens Tempelhof bebaut werden können, wie es der Berliner Senat plant. Rechtzeitig dazu ist ein kleines, feines Buch erschienen, prall gefüllt mit Geschichten von diesem mythischen Ort.
Das Blaue Wunder von Chemnitz: Eisenbahnviadukt in Gefahr
Ein Verkehrsbauwerk als Wahrzeichen: Wie die Elbbrücke „Blaues Wunder“ in Dresden steht in Chemnitz das markante Eisenbahnviadukt über Annaberger Straße und Beckerstraße für Industrie und Fortschritt. Doch im Zuge des Fortschritts will die Deutsche Bahn das Viadukt abreißen. Den Entwurf eines Ersatzbauwerks gibt es schon. Würde er umgesetzt, verlöre Sachsens drittgrößte Stadt einen zentralen Identifikationsort.
Feuerwachtürme in der DDR: Stasi und NVA wachten mit
Heute fiel mir wieder ein schlanker, 30 Meter hoher Turm an der B1/B5 bei Hoppegarten östlich von Berlin auf. Schon immer war da die Frage, wozu diese im Gebiet der ehemaligen DDR offenbar nach Typenentwurf errichteten Türme dienen sollten. Verkehrsüberwachung der Einfallstraßen in die Hauptstadt? Das war die Vermutung. Doch es sind Feuerwachtürme. Zumindest sind sie unter diesem Vorwand errichtet worden…
Gipfel des Wietkiekenberges bei Ferch (Brandenburg) mit Feuerwachturm. Foto: Lienhard Schulz, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license
„Nutzung nicht vorgesehen“: Minimalistische Denkmalpflege am KZ Sachsenhausen
Das „Grüne Ungeheuer“ ist saniert worden. Oder zumindest gesichert: Ein Gebäude an der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen in wichtiger städtebaulicher Lage ist vor dem weiteren Verfall bewahrt worden – indem man es ohne Nutzung und ohne Fenster in situ konserviert hat. Eine eher ungewöhnliche denkmalpraktische Maßnahme…
Buchrezension: Vor den Zerstörungen der „Sanierung“: Steele – wie es einmal war
Als Kind und Jugendlicher bin ich in Essen-Steele aufgewachsen. Während dieser Zeit, in den siebziger Jahren, wurde dort eine verheerende Flächensanierung durchgeführt. Ein ansprechendes kleines Buch zeigt jetzt Ansichten aus dem alten Steele vor der „Sanierung“.
Beelitz-Heilstätten: Fotos von einem sensationell verfallenen Ort
Warum habe ich eigentlich eine teure und aufwändige Architektur-Fotoausrüstung? Warum ein extremes 17-mm-Tilt-und-Shift-Objektiv und eine System-Spiegelreflexkamera mit Vollformatsensor, wenn ich dann doch die meisten Architekturbilder mit der Kompaktknipse oder gleich mit dem Mobiltelefon mache? – Hier gibt es iPhone-Fotos von einem Sonntags-Abstecher nach Beelitz-Heilstätten…
Der Operationspavillon für Tbc-Kranke ist 1927/28 durch den Architekten Fritz Schulz expressionistisch angehaucht errichtet worden
Ein Tick anders: Ein Fernsehfilm mit Architektur-Affinität
„Die Ticks kommen, wann sie wollen, und nicht, wenn man sie braucht“ – das sagt die patente 17-jährige Eva (Jasna Fritzi Bauer), Hauptfigur in dem Fernsehfilm „Ein Tick anders“ von 2010. Eva hat das Tourette-Syndrom, oder auch „Koprolalie“: Sie muss zwanghaft üble Schimpfworte ausstoßen. Der Film besticht nicht nur durch seine sympathische Hauptfigur und die erfrischende Story, sondern auch durch seine ungewöhnliche Architektur-Affinität. Ein paar Screenshots als Zitate…
Hier ist Eva zuhause: Der 30er-Jahre-Bau mit leichtem Kreissegmentbogen über der Tür wird immer wieder gezeigt
Güterfelde: Wohnungen ins Lustschloss gequetscht
Ein Nürnberger Projektentwickler hat das Neorenaissance-Schloss Güterfelde, zwischen Berlin und Potsdam gelegen, zu Wohnzwecken umgebaut. Kreative Denkmalpflege oder Absurdität?
Im so genannten „Lehmbau“ aus den fünfziger Jahren sind neun Reihenhäuser eingebaut worden, die der Investor „Townhouses“ nennt. Im Schloss selbst sind 27 Wohnungen entstanden – einige davon im Wortsinne „unterirdisch“.
Buchrezension: Architektur in Essen 1960–2013
Der zweite Band des Architekturführers für die Großstadt Essen ist erschienen. Viele kuriose Bauten sind darin enthalten – und eine Kritik an der Flächensanierung der sechziger und siebziger Jahre am Beispiel des Stadtteils Essen-Steele
Ein lustiges Folly: Regattaturm am Baldeneysee. Hier hat der Rezensent als Kind gerudert (Architekt: Horst Lippert/Hochbauamt Essen, 1962)
Buchrezension: Faszination Eisenbahn – Bahnkultur in Brandenburg
Ein Allerweltstitel wie „Faszination Eisenbahn“ führt zunächst auf die falsche Fährte. Doch dieses Buch ist eben keine Publikation von enthusiastischen Eisenbahnfans („Pufferküssern“), sondern eine offizielle Veröffentlichung des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege. Hier finden sich, systematisch aufbereitet, verdienstvolle Informationen – und einige kleine Ungereimtheiten.
Rimpl, Eiermann, Schinkelschule: Ein Sonntagsausflug ins Havelland
Auf dem Weg zu einigen Bauten der Moderne im Havelland findet man am Wegesrand auch noch etwas ganz Anderes: Kirchen der Schinkelschule zum Beispiel. Und eine Goldelse im Wald. Ein Bericht von einem kleinen Sonntagsausflug im Februar 2014.
104 Minuten Jam-Session: „Cha Cha 2000“ Live in Tokyo 1996 von La! Neu?
Eine dreieinhalbstündige Mischung aus Party und Rockkonzert, die in einer 104-minütigen Jam-Session über ein einziges Stück gipfelt: Klaus Dinger und seine Band La! Neu? – ein Nachfolgeprojekt der Krautrock-Gruppen Neu! und La Düsseldorf – spielten 1996 in Tokio Cha Cha 2000 vom La-Düsseldorf-Album Viva (1978) in einer Länge, die bei Anderen ein abendfüllendes Konzert dauert. Der Mitschnitt davon erschien 1998 in Japan als Doppel-CD. Was für eine Entdeckung!
Buchrezension: Fast seit 25 Jahren – der Reimer-Architekturführer Berlin
1989 kam der Architekturführer Berlin aus dem Reimer-Verlag erstmals auf den Markt – damals zunächst noch beschränkt auf das Gebiet von West-Berlin. Inzwischen gibt es dieses Standardwerk für die deutsche Hauptstadt in einer überarbeiteten und erweiterten 7. Auflage.
Das iPhone als Musikspieler: Zwei Probleme
Wer das iPhone als Musikspeicher- und Abspiel-Gerät nutzt, stößt früher oder später auf zwei Probleme: Das iPhone ist in manchen Situationen zu leise, und der Speicherplatz ist schneller erschöpft, als einem lieb ist. Was man dagegen machen kann – und was man nicht machen sollte…
Resteverwertung: Es ist noch Suppe da!
Es ist noch ein Rest vom Braten da, oder es ist noch gegartes Fischfilet übrig: Wie man daraus eine nahrhafte gebundene Suppe macht
„Mit dem Torso von Groß St. Martin“: Kölner Kirchen 1955/56
Mein Vater, der Jurist Bruno Hotze aus Essen, hat im Wintersemester 1955/56 für ein halbes Jahr in Köln studiert. In der Freizeit hat der damals 22-Jährige seinen Studienort fotografiert. Einige Bilder davon sind an seinem gestrigen 80. Geburtstag im Familienarchiv wieder zutage getreten – historische Dokumente von bedeutenden Kirchen im Wiederaufbau.
0.75: Der Super Schoppen Shopper wird Fünf
Es war ja klar, dass dieser Frau wieder irgendwas Schräges einfallen würde: Cordula Eich hat sich zur fünften Auflage ihres Supermarkt- und Discounter-Weinführers „Super Schoppen Shopper“ als James Bond stilisiert. Der wird bekanntlich dieses Jahr Fünfzig (jedenfalls in der deutschen Filmversion). Das Buch bietet „Secret Service für den Weinkauf beim Einkauf“. Die empfohlenen Knaller-Weine bekommen eine stilisierte Bond-Pistole als Logo zugeteilt – doch statt „007“ sind sie mit dem Schriftzug „0.75“ ausgestattet – soviel in Litern passt in eine Standard-Weinflasche. Wir haben uns die Neuauflage näher angesehen.
Denkmalpflege ohne Dämmwahn: Siedlung Onkel Toms Hütte in Berlin
Studenten im Villenviertel: Ein Denkmalinventar für Berlin-Dahlem
Mein täglicher Weg führt durch Berlin-Dahlem. Dahlems Trick zum Jungbleiben: Hier werden täglich 35.000 Studenten in ein verschlafenes bürgerliches Villenviertel gekippt. Nach dem Krieg ist hier die neu gegründete Freie Universität (FU) in ältere Bauten eines Kaiser-Wilhelm-Instituts gesteckt worden; Neubauten folgten. Ein neues Denkmalinventar erzählt materialprall die Geschichte Dahlemer Bauten.
Erst Nazis, dann Amis, jetzt Schlümpfe
1936-38 als Luftgaukommando III nach Plänen des Architekten Fritz Fuß errichtet, 1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht als Hauptquartier in Berlin requiriert, seit 2004 bis auf eine Konsularabteilung der Amerikaner leer stehend: Die monumentale, denkmalgeschützte Kasernenanlage der Nazis an der Clayallee/Saargemünder Straße in Berlin-Dahlem wird zur Zeit durch den Berliner Architekten Klaus Meyer-Hartmann zu Luxuswohnungen umgebaut (Quadratmeterpreis: 5.000 Euro). Gläserne Dachgauben und loggiaartige Einschnitte im Walmdach versuchen, aus dem militärischen Trutzbau etwas Lichtes zu machen. Doch kürzlich ist hinter den Kasernenmauern das Grauen gelandet: Genormtes Spielgerät mit knallblauen Plastikmützen im Schlumpf-Look. Es gibt eben nichts, was nicht durch kleine Gedankenlosigkeiten komplett entwertet werden könnte.
Nachtrag 23. 10. 2013: Die blauen Schlumpfhüte sind mittlerweile abgenommen worden.